
Die Welt hält den Atem an, alle Augen sind auf Berlin gerichtet: Die Politpensionärin Angela Merkel hat sich in einem ausgesuchten Café in einem ausgesuchten Berliner Stadtbezirk mit ausgesuchten Migranten getroffen. Und alle Medien berichteten darüber gerührt. Bilder machen die Runde, die an Rosamunde Pilcher oder Inga Lindström Filme des ZDFs erinnern.
Es ist nicht anzunehmen, dass Angela Merkel Brechts Buckower Elegien, besonders das Gedicht „Die Lösung“ schon vor den 90er Jahren kannte, auch wenn sie sicher viel las, half das wenig, wo ihr doch die Eigenart des Literarischen fremd blieb. In dem Gedicht „Die Lösung“ hatte Brecht sarkastisch vorgeschlagen: „Wäre es da/Nicht doch einfacher, die Regierung/Löste das Volk auf und/Wählte ein anderes?“. Man möchte meinen, dieser Gedanke beherrschte Merkel, als sie vor zehn Jahren das Tor für eine unbegrenzte islamische Landnahme aufstieß. Doch man muss nicht mit Vorsatz zu erklären suchen, was schlicht Feigheit und Opportunismus war, denn Merkels Streben, erschöpfte sich in der Leidenschaft, als Musterschülerin dazustehen und von linken Medien bejubelt zu werden.
Und die Medien jubelten ihr zu, nicht nur die Süddeutsche, nicht nur die Taz, nein auch BILD und WELT, bei der im besten Shitbürgertum-Deutsch Ulf Poschardt bereits am 28.08.2015 in nicht mehr zurückhaltbarer Begeisterung Angela Merkel geradezu antreibend abhob: „Die Breite des ehrenamtlichen Engagements wandelt das Land. Es entdeckt sich in seiner Willkommenskultur neu. Gemeinsam mit den Schweden darf man als Vorbild in Europa gelten. (…) Aus dem schrumpfenden Land wird gerade eines, das wächst. Zuwanderung ist vor allem eine Chance. Es ist beeindruckend, dass eine überragende Mehrheit der Bürger das auch so sieht. Und danach handelt.“
Angela Merkel hatte das Tor zur Massenmigration in die deutschen Sozialsysteme, zur Zerstörung der inneren Sicherheit, Messerattentaten und Terroranschlägen nicht als unerfahrene Regierungschefin aufgestoßen, sie war immerhin schon zehn Jahre im Amt, und auch nicht als junge Enthusiastin, die kaum das Blauhemd abgelegt hatte. Sie zählte mittlerweile bereits 61 Jahre, und auch Ulf Poschardt war kein TAZ-Jüngling in kurzen Hosen auf Weltverbesser-Fahrrad, als er vor publizistischem Jubel Atemnot bekam, sondern er war inzwischen stellvertretender Chefredakteur von WeltN24.
In der Taz mokierte sich Hartmut El Kurdi über Poschardts Lifestyle-Willkommenskultur: „Solange man einen exhippen Modefotografen zu den Flüchtlingen schicken kann, um „wunderschöne“ Fotos zu machen, ist diese ganze Flieherei ja doch noch zu was gut. Vielleicht wird sogar ein neuer Look kreiert: der „Refugee Chic“.“ Und wie die Taz, die Süddeutsche, die Wiwo unter Miriam Meckel, die FAZ und Dieckmanns Bild helfen und ändern wollten, so auch Poschardt am 28.12. 2015 in der Shhitbürgertum-Welt: „Die Flüchtlingskrise ist beides: maximale Bedrohung und unglaubliche Chance. Wie es am Ende ausgeht, liegt an uns. Der von der Kanzlerin ungewohnt heiter vorgegebene Charakter des „Wir schaffen das“ verdeutlicht, dass weniger das Schicksal als vielmehr unser Engagement und das politische Meisterhandwerk darüber entscheiden, wie die Sache ausgeht. Am Ende des Jahres steht ein Gewinner fest: Es ist die deutsche Zivilgesellschaft. Mehr als zehn Prozent aller Bundesbürger engagieren sich in der Flüchtlingskrise, weil sie spüren, dass Staat und Bürokratie überfordert sind. (…) Deutschland ist 2015 ein anderes Land geworden. Das ökonomisch erfolgreiche, eher fleißige Bürgertum hat, von Medien weltweit bewundert, das Integrationsheft in die eigene Hand genommen. Nach dem Scheitern des links gewünschten Multikulturalismus und der rechts geduldeten Fremdenfurcht erleben sich die Bürger als Missionare ihres empathischen Gesellschaftsbildes. (…) Wir schaffen das, aber nur, wenn wir uns noch mehr ändern“. Drei Tage später verlor der Staat auf der Kölner Domplatte und im Kölner Hauptbahnhof die Kontrolle und Migranten machten Jagd auf deutsche Frauen und Mädchen.
Angela Merkels Grundüberzeugung bestand darin, nicht gegen den Zeitgeist zu regieren. Doch der Zeitgeist war für sie immer der veröffentlichte Zeitgeist – und der trommelte von taz bis Springer unisono für Göring-Eckardts „drastische“ Veränderung. Dagegen hielten mit der Benennung der Wirklichkeit nur die sehr wenigen Stimmen der Vernunft, die Achse des Guten beispielsweise, Tichys Einblick beispielsweise. Ich publizierte bei Herder „Gehört Luther zu Deutschland“.
Es waren Medien vom ÖRR über RTL über Süddeutsche bis Bild, FAZ und Welt, die Merkel noch in die „Willkommenskultur“ als „Willkommenskanzlerin“ sendend und schreibend hineinkomplimentierten. Und die Merkel mit scharfer Kritik daran hinderten, die Grenze wieder „zu schließen“, wie sie es ursprünglich am 4. September 2015 noch vorhatte (zumindest vorgeblich). An der desolaten Situation, in der sich Deutschland heute befindet, trägt nicht nur Angela Merkel, nicht nur die letztlich kleinlaute CDU/CSU-Fraktion und ein Pantoffelheld wie Horst Seehofer die Schuld, sondern auch die Mainstream-Medien, denn sie kannten ihre Macht. Das Kanzleramt hatte nicht nur Einfluss auf sie, sondern sie auch Einfluss aufs Kanzleramt. Während diese Journalisten davon heute nichts mehr wissen wollen und sie gelenkig den Seitenwechsel vollzogen haben, kann sich Angela Merkel nicht aus der Verantwortung entlassen. Da es für sie ausgeschlossen ist, einen Fehler begangen zu haben, behauptet sie weiterhin, dass sie in der Migrationskrise vollkommen richtig gehandelt hat.
Merkels Fehler jedoch lässt sich darauf zurückführen, dass ihr der Kompass fehlt – und zwar die Achtung vor und die Liebe zu dem Volk, dessen Bundekanzlerin sie war. Nein, Merkel ist kein Feind des deutschen Volkes, sie mag es nur nicht besonders, und am wenigsten die Ostdeutschen, dafür ist sie von westdeutschen Medienmachern immer vergöttert worden.
Merkels Hagiograph, der FAZ-Journalist Bollmann, schrieb 2017: „Sie sind schon lange im Land, aber noch immer unterscheiden sich die neu Hinzugekommenen deutlich von denen, die bereits länger dabei sind. Sie haben weniger Erfolg im Beruf und verdienen weniger Geld. Sie sind mit ihrer Lebenssituation im Schnitt weniger zufrieden und schimpfen über die Republik, die sie aufgenommen hat. (…) Erstaunlicherweise nehmen die Abschottungstendenzen der zweiten Generation zum Teil sogar zu. Das ist ein deutliches Zeichen dafür, dass im Integrationsprozess etwas schiefläuft. Die Rede ist nicht von den Deutschtürken, die einst als Arbeitskräfte ins Land kamen. Auch nicht von den russlanddeutschen Einwanderern der neunziger Jahre oder von den syrischen Flüchtlingen des Jahres 2015. Es geht um die damals rund 17 Millionen Ostdeutschen, die am 3. Oktober 1990 der Bundesrepublik beitraten, alle an einem Tag. Es war eine der größten und plötzlichsten Einwanderungswellen der Geschichte.“ Und nachdem Bollmann in westdeutscher Arroganz klargestellt hatte, wo die Ostdeutschen zu stehen haben, nämlich als Bittsteller vor dem Katzentisch, lobte er Merkel als Verkörperung der guten Ostdeutschen, „die im Osten auch deshalb so viel Hass auf sich zieht, weil sie ihren Landsleuten den Spiegel vorhält: Seht her, wer sich anstrengt, der schafft es auch.“ Merkel selbst sprach zur Fotografin Koelbl einmal von „dieser manchmal verkommenen und verkorksten Gesellschaft im Osten“. Merkel ist als Politikerin weniger eine Ostdeutsche, als vielmehr ein Geschöpf der grünen Dekadenz westdeutscher Politik.
Irgendwie muss diese kinderlose Frau im Herbst 2015 – auch durch den schallenden Applaus der Medien – das Gefühl bekommen haben, sich ein neues Volk im Sinne Brechts suchen zu können, als „Mama Merkel“ eher mit Missachtung auf diejenigen, wie sie damals sagte, die schon länger hier leben, zu blicken, und mit entzückter Verklärung auf diejenigen, die vor kurzem dazugekommen sind.
„Seit 2016 produziert WDRforyou Beiträge für Geflüchtete sowie Migrantinnen und Migranten auf Social Media“, schreibt der WDR, der von den Belästigungen, den Diebstählen, den Jagden auf Frauen und Mädchen in der Silvesternacht von 2015 auf 2016 vor seiner eigenen Haustür viele Tage lang nichts mitbekommen haben möchte.
Das WDR-Format „WDRforyou“ lud Angela Merkel und fünf Migranten ins syrische Restaurant “Malakeh” in Berlin-Schöneberg ein. Wenn Walter Ulbricht oder Erich Honecker im Beisein des Staatsfernsehen einmal eine Brigade in einem Betrieb oder auf dem Feld besuchte, dann war das keine Dutzend-Brigade, sondern eine ausgesuchte. Hier nicht anders. Die fünf Migranten waren handverlesen, in der Republik zusammengesucht: „Die Gesprächspartner der ehemaligen Bundeskanzlerin stammen aus Syrien, Afghanistan und dem Iran, leben heute in NRW, Berlin und Niedersachsen. Sie alle fühlen sich jetzt, nach zehn Jahren, in Deutschland angekommen, studieren, arbeiten oder haben eine Ausbildung absolviert.“ Noch Fragen? Keine. Das ist DDR-Fernsehen in absoluter Reinkultur.
Die Flüchtlinge ausgewählt. Nicht nur das, man trifft sich auch nicht in Berlin-Neukölln, sondern im feineren Berlin-Schöneberg. Weiter keine Fragen, weiter DDR-Fernsehen.
Angela Merkel ist inzwischen die Rosamunde Pilcher der Politik, wenn sie sagt: „Wir sprechen sehr oft über Menschen, die zu uns kamen, aber vielleicht nicht oft genug mit den Menschen.“ Wann hat sie sich eigentlich mal mit den Opfern ihrer Politik unterhalten? Die Opfer bzw. die Angehörigen der Opfer vom Breitscheid-Platz empfing „Mama Merkel“ höchst widerwillig ein Jahr später, andere gar nicht. So unterschiedlich ist es.
Der WDR schreibt: „Wie für viele andere Geflüchtete, ist Angela Merkel auch für sie ein Symbol für ein Leben in Sicherheit und Frieden.“ Für viele Deutsche, besonders Frauen und Mädchen ist Angela Merkel ein Symbol für die verlorene Sicherheit, den verlorenen Frieden. Der WDR berichtet über das Gespräch: „Die fünf Gäste berichten offen, bewegend und auch kritisch von ihrem Weg nach Deutschland, von Herausforderungen, Erfolgen – und den Schattenseiten der Integration. Es geht um überfüllte Flüchtlingsunterkünfte, Kriegstraumata, Berufseinstieg und Ausbildung. (…) Es hat gefehlt, dass die Menschen, die hier angekommen sind, dass man die an die Hand nimmt und sagt: ‘Ihr braucht psychische Unterstützung.’“ Verständnisvolles Nicken in der Runde am Tisch.“
Es ist eben nie genug. Nicht genug, was Deutschland gegenüber den Neubürgern zu leisten hat, nicht genug, worauf deutsche Bürger zu verzichten haben, gerade im medizinischen Bereich, gerade in der Wohnungssuche. Und es kommen für Merkel immer noch viel zu wenige, denn Deutschland hat alle aufzunehmen, die da kommen, aus welchen Gründen auch immer. Hauptsache, sie sagen Asyl: „Wenn jemand an der deutschen Grenze sagt ‚Asyl‘, dann muss er erstmal ein Verfahren bekommen. Meinetwegen direkt an der Grenze, aber ein Verfahren“, verkündet Merkel und weiß, dass sie sich hierbei auf die Justiz, auf die Richter verlassen kann.
Die Frau, die ein dickes Buch geschrieben hat, um zu versuchen, ihr Bild in der Geschichte zu bestimmen, um sich selbst Absolution zu erteilen, ist menschlich, persönlich uninteressant. Doch ihre Medien lieben sie weiterhin, ihre Migrations-Unpolitik. Die Politik zur Zerstörung wird weiterhin von Deutschlands dysfunktionalen Eliten betrieben, für die sie ein Symbol ist.
Eigentlich ist es gut, dass Merkel immer wieder in der Öffentlichkeit erscheint. Sie erinnert uns daran, wer Merz, Frei, Klingbeil und Bas wirklich sind – und die Bürger dieses Landes von dieser Regierung nichts Gutes zu erwarten haben. Es ist die Herrschaft des postdemokratischen Komplexes, die mit Merkel begann.