
Alle zarten Hoffnungen auf eine langsame Erholung der deutschen Wirtschaft haben sich nach neuen verheerenden Zahlen aus der Industrie zerschlagen. Die Produktion bricht auf breiter Front ein, die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist knapp davor, die Drei-Millionen-Grenze zu überspringen. So sieht die desaströse Startbilanz von Kanzler Friedrich Merz (CDU aus, der am kommenden Mittwoch (13. August) 100 Tage im Amt ist!
In seiner ersten Regierungserklärung am 14. Mai tönte der CDU-Wahlbetrüger: „Die Menschen sollen schon im Sommer spüren: Es geht voran.“ Inzwischen ist der Sommer halb vorbei. Zweidrittel der Deutschen spüren jedenfalls nicht, dass es „voran“ geht! Laut dem neuen ARD-Deutschlandtrend sind 65 Prozent der Befragten unzufrieden mit der Arbeit des Kanzlers. Nur 32 Prozent äußerten, sie seien einigermaßen zufrieden.
Damit unterbietet Friedrich Merz seinen Amtsvorgänger Olaf Scholz (SPD) um Einiges: Dessen Zufriedenheitswerte hatten drei Monate nach seinem Amtsantritt im März 2022 immerhin bei 56 Prozent gelegen.
Die Wirtschaft befindet sich weiter im Sinkflug. Wer dies wie die schwarz-roten Gesundbeter nicht wahrhaben wollte, wurde in dieser Woche auf den harten Boden der Realität zurückgeholt: Die industrielle Produktion in Deutschland hat den niedrigsten Stand seit Mai 2020 erreicht, als die Produktion infolge der Corona-Hysterie eingebrochen war.
Die reale (preisbereinigte) Produktion im Produzierenden Gewerbe ist nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Juni 2025 gegenüber Mai 2025 saison- und kalenderbereinigt um 1,9 Prozent gesunken. Aber auch im weniger volatilen Dreimonatsvergleich nahm die Produktion im 2. Quartal 2025 um 1,0 Prozent ab und erreichte damit ebenfalls ein so niedriges Niveau wie zuletzt in der ersten Jahreshälfte 2020.
Aber auch die Zahlen für Mai mussten rückwirkend deutlich nach unten korrigiert werden. Der Grund sind Korrekturmeldungen aus der Automobilindustrie. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Juni 2024 war hier die Produktion im Juni 2025 kalenderbereinigt sogar 3,6 Prozent niedriger.
„Voran“ geht nur mit der De-Industrialisierung
Die negative Entwicklung im Juni 2025 ist vor allem auf schwere Einbrüche im Maschinenbau (minus 5,3 Prozent zum Vormonat), in der Pharmaindustrie (minus 11 Prozent) und in der Nahrungsmittelindustrie (minus 6,3 Prozent) zurückzuführen. Insgesamt sank die Industrieproduktion (Produzierendes Gewerbe ohne Energie und Baugewerbe) im Juni 2025 gegenüber Mai 2025 saison- und kalenderbereinigt um 2,8 Prozent. Innerhalb der Industrie war der Produktionsrückgang über alle drei Hauptgruppen zu verzeichnen: Konsumgüter (minus 5,6 Prozent), Investitionsgütern (minus 3,2 Prozent), Vorleistungsgüter wie Elektronikteile und chemische Stoffe (minus 0,6 Prozent). In den besonders energieintensiven Industriezweigen brach die Produktion im Juni 2025 gegenüber Mai 2025 saison- und kalenderbereinigt um 2,2 Prozent ein.
Chemie-Stimmung stürzt fast zehn Prozent ab
Vor allem in der chemischen Industrie ist die Stimmung so schlecht wie seit zwei Jahren nicht mehr. Im Juli stürzte das Stimmungsbarometer in diesem Schlüsselsektor um 9,7 auf minus 19,2 Punkte ab, wie das Münchner Ifo-Institut mitteilte. Besonders stark gingen dabei die zukünftigen Erwartungen zurück, die sich von plus 8,6 auf minus 9,2 drehten. „Die vorübergehende Hoffnung der Chemie auf eine konjunkturelle Erholung ist verflogen“, sagt Ifo-Expertin Anna Wolf.
Insgesamt ist der ifo-Geschäftsklimaindex auf den niedrigsten Stand seit etwa zwei Jahren gefallen. Die Bewertung des Auftragseingangs war in der deutschen Wirtschaft lange nicht mehr so schlecht wie aktuell.
„Fette Rezession“
Hinzu kommt, dass das Statistische Bundesamt die Daten für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zuletzt ebenfalls nach unten korrigieren musste. Die zuvor vermeldete „Wellblech-Konjunktur“, bei der sich Anstiege und Rückgänge des Quartals-BIP abwechselten, sei einer „fetten Rezession“ gewichen, schreibt die Wirtschaftsagentur Bloomberg. Es zeichnet sich ab, dass der Rückgang größer und langanhaltender sein könnte und womöglich auch das dritte Quartal belastet. Ins düstere Bild passt, dass zusammen mit ihren jüngst veröffentlichten Halbjahreszahlen auch viele große Unternehmen ihre Jahresprognosen deutlich gesenkt haben. Dazu zählen laut „Bloomberg“:
▶ Autobauer wie Audi und Porsche
▶ Chemiekonzerne wie BASF und Brenntag
▶ Logistiker wie Jungheinrich
▶ Stahlhersteller wie Salzgitter
▶ Pharmaunternehmen wie Beiersdorf und Merck.
Dass so viele verschiedene Branchen in der Breite betroffen seien, spiegele die angespannten wirtschaftlichen Bedingungen wider, analysiert die Wirtschaftsagentur.
ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski räumt gründlich mit den Schönwetter-Parolen der Politik auf: „Die Daten zur Industrieproduktion sind ein kalter Schauer für unsere lange gehegte Erwartung, dass sich die deutsche Industrie zumindest konjunkturell erholen wird.“ Er befürchtet, dass die deutsche Industrie ihre Talsohle noch nicht erreicht hat. Für Bund, Länder und Kommunen bedeutet das noch dramatischere Steuerausfälle als befürchtet.
FAZIT: Es geht „voran“ – und zwar weiter in den Abgrund!cover