213 Millionen Euro Steuergeld in den nächsten zwei Jahren: CSU-Ministerium erhöht Subventionen für Gaming-Industrie

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Seit Anfang August geht die Gaming-Förderung des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt in die nächste Runde. Beim Ministerium von Dorothee Bär können nun wieder Förderanträge gestellt werden, um mit Steuergeldern bei der Spieleentwicklung bezuschusst zu werden. Der seit 2013 bestehende Förderstopp ist damit überwunden – die Fördersummen sogar noch größer als bisher.

Im Bundeshaushalt für 2025 sind 88 Millionen Euro für die Spiele-Förderung vorgesehen, für 2026 sind es sogar 125 Millionen Euro. Dorothee Bär lobt: „Mit dem neuen Förderaufruf setzen wir ein starkes Signal für die Games-Entwicklung. Wir ermöglichen wieder Planbarkeit und Verlässlichkeit für Entwicklerinnen und Entwickler.“ Und es gibt zwei Neuheiten: „Wir heben die Förderung deutlich auf bis zu acht Millionen Euro pro Projekt an und ermöglichen hierdurch auch große, mehrjährige Vorhaben“, so Bär Mitte Juli.

Dorothee Bär möchte die deutsche Gaming-Branche in eine rosige Zukunft führen.

Potenzielle Spieler für die Projekte gibt es hierzulande genug. Laut dem Jahresreport des Verbandes der deutschen Games-Branche spielen 58 Prozent der Deutschen im Alter von sechs bis 69 Jahren Computer- und Videospiele. Erstmals ist in diesem Jahr das Durchschnittsalter der Gamer auf über 38 Jahre gestiegen. Gaming gehört somit zum festen Bestandteil des Medienkonsums der Deutschen. Ein weiteres Aushängeschild ist die „Gamescom“. Mit 335.000 Besuchern war sie im vergangenen Jahr die weltweit besucherstärkste Messe für digitale Spiele. Zusätzlich sind auch die Umsätze mit Spielen stark gestiegen. Setzte die Branche über den Verkauf im Jahr 2021 noch 9,51 Milliarden Euro um, war es 2023 mit 9,97 Milliarden Euro fast eine halbe Milliarde mehr.

Die „Gamescom“ lockt jedes Jahr Videospiel-Fans nach Köln.

Auf den ersten Blick wirkt also alles rosig. Doch passen die bisher geförderten Projekte und Realitäten des Gaming-Marktes zum Anspruch als „bedeutende Wachstums- und Innovationsbranche“, wie das Ministerium auf seiner Website schreibt?

Bisher machte das Gaming-Programm vor allem mit der Förderung von fragwürdigen Spielen auf sich aufmerksam. Darunter fällt etwa das „Oktoberfest-Spiel“, das den Steuerzahler eine stolze Million kostete. Im Spiel ist es möglich, über die Theresienwiese zu schlendern und sich dabei an digital-pixeligen Attraktionen wie „Hau-den-Lukas“ zu vergnügen. Erfahrung als Diktator kann man wiederum in „Tropico 6: Season Pass“ sammeln: „In Tropico 6 schlüpft der Spieler in die Rolle des Diktators El Presidente und übernimmt die Führung des kleinen, namensgebenden karibischen Inselstaates Tropico von den Anfängen in der Kolonialzeit bis in die Moderne“, so die Beschreibung des Spiels. Für einen Flugsimulator im simplen 2D-Stil stellte der Bund im Förderzeitraum von Mitte 2023 bis Ende Juli 2024 eine Summe in Höhe von 370.000 Euro zur Verfügung. Das Design ist simpel, der Inhalt so wenig fortschrittlich wie anspruchsvoll.

Sogar zünftige Blasmusik gibt es im Oktoberfest-Spiel, das der Bund mit einer Million Euro Steuergeld fördert.

Neben den bizarr anmutenden Spielen auf der Förderliste gab und gibt es aber auch echte Klassiker. Das bekannteste Werk stammt von Ubisoft und gehört zur legendären Anno-Reihe: „Anno 1800“ wurde bereits 2019 veröffentlicht; der Bund förderte die Konsolen-Variante des Spiels mit 1,5 Millionen Euro. Im November wird ebenso eine Weiterführung des Games mit dem Namen „Anno 117: Pax Romana“ erscheinen – finanziert mit 5,7 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt.

Die „Anno“-Reihe gibt es mittlerweile bereits seit 27 Jahren.

Auch andere Spiele erlangten internationale Bekanntheit, vor allem „Dune: Awakening“ oder „Enshrouded“, die jeweils mit 1,35 Millionen Euro und zwei Millionen Euro gefördert wurden. Das Problem: Viele der Projekte haben zwar ähnlich große Fördersummen erhalten, haben am Markt aber kaum Einfluss.

Das könnte auch mit den geförderten Inhalten selbst zusammenhängen. Die Neuauflage des Spielklassikers „Snake“ erhielt vom Bund insgesamt 177.000 Euro. Möglich ist bei „Modern Snake“ auch das Spielen im Browser und im Multiplayer-Modus. Das ist zwar innovativ und kommt dem Anspruch damit zumindest im Ansatz nahe, einen echten Spiele-Meilenstein hat das Entwicklerstudio Kr3m Media GmbH aber wohl nicht gelandet. Dass ein 46 Jahre altes Spiel mit Bundesmitteln gefördert wird, um die Branche im internationalen Vergleich nach vorne zu bringen, könnte ein Indiz dafür sein, dass die bisherigen Strategien nicht besonders zielgerichtet waren. Von inhaltlichen Veränderungen sprach Dorothee Bär bisher nicht.

Von „Tropico“ bis hin zum Flugsimulator: Die Liste der Spiele, die es nicht einmal deutschlandweit zu Bekanntheit brachten, ist lang. Wenn sie es doch schafften, wurden die Titel durch bekannte Studios wie Ubisoft veröffentlicht.

Nach der Entwicklung können die Unternehmen ihre Gewinne behalten, die Subventionen müssen nicht zurückgezahlt werden. Der Bundesrechnungshof kritisierte das Vergabeverfahren bereits im vergangenen Jahr in einem Bericht zur „Ordnungsmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit“.

Außerdem stellte er grundsätzlich zur Debatte, warum der Bund überhaupt für die Förderung aufkommen muss und nicht die Länder. Die Weisung des Bundesrechnungshofes liest sich eindeutig: „Soweit die Finanzierungskompetenz nicht gegeben ist, ist die Förderung des Bundes einzustellen.“

Der Bundesrechnungshof in Bonn kritisierte die Förderung.

Davon ist aktuell nicht auszugehen, im Gegenteil. Selbst einen kleinen Wermutstropfen der Branche gleicht die neue Förderung aus: So war die Zahl der Gaming-Unternehmen und ihrer Beschäftigten im vergangenen Jahr zum ersten Mal rückläufig. 12.408 Mitarbeitern im Jahr 2024 stehen 12.134 Beschäftigte im Jahr 2025 gegenüber. Mit den neuen Geldern dürfte sich das jedoch wieder zum Positiven wenden.

Die von der Großen Koalition 2018 ins Leben gerufene Spielförderung geht damit munter weiter: auch fünf Jahre und 200 Millionen Euro Steuergeld später. Ob in weiteren fünf Jahren ein positiveres Fazit gezogen werden kann? Eine Neuversion von „Super Mario“ könnte vielleicht den Durchbruch bringen …

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