
Die neue Bahnstrecke Wendlingen-Ulm hat 4 Milliarden Euro gekostet und wurde nur gebaut, weil sie durch erwartete 17 Güterzug-Fahrten pro Tag wirtschaftlich sein sollte. Die 60 Kilometer lange Strecke ist Teil des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm, zu dem auch Stuttgart 21 gehört.
In den knapp zweieinhalb Jahren seit Inbetriebnahme im Dezember 2022 ist jedoch bisher nur ein einziger Güterzug über die Strecke gefahren.
Rund 14.000 Güterzüge hätten es seit zweieinhalb Jahren sein müssen, um die Wirtschaftlichkeits-Erwartungen zu erfüllen. Im Januar 2024 habe ein einziger Güterzug die Strecke passiert, teilte ein Bahnsprecher dem SWR mit. Dieser sagte weiter: „Weitere Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) haben bisher keine Leistungen bestellt.“ Die Neubaustrecke könne nur von Güterzügen mit bis zu 1.000 Tonnen Gewicht befahren werden. Allerdings: schon leere Güterzüge wiegen 1.500 bis 3.000 Tonnen und können voll beladen bis zu 10.000 Tonnen schwer sein. Ein weiterer Grund, warum die Strecke für Güterzüge ungeeignet ist: Sie ist zu steil. Das berichtet die Südwest Presse.
Güterzüge (bis zu 10.000 Tonnen) sind zu schwer für die neue Zugstrecke.
Der grüne Verkehrsminister von Baden-Württemberg, Winfried Hermann, schimpfte gegenüber dem SWR: „Ich habe miterlebt, wie die Strecke im Bundestag schön gerechnet wurde.“ Er sei jedoch kaum überrascht, dass die Strecke nicht von Güterzügen befahren werden. Denn weiter sagte Herrmann: „Diese leichten Güterzüge gibt es nicht und wird es wahrscheinlich auch nicht geben.“
Der grüne Verkehrsminister von Baden-Württemberg Winfried Herrmann
17 Güterzug-Befahrungen pro Tag wären ohnehin erst nach Fertigstellung des Bahnhofs „Stuttgart 21“ realistisch gewesen. Die Fertigstellung, die ursprünglich für 2019 anvisiert war, wird frühestens Ende 2026 erwartet. Doch auch dann werden voraussichtlich keine Güterzüge über die zu steile und zu wenig tragfähige Neubaustrecke Wendlingen-Ulm fahren.
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