
Robert Habeck wirft hin – nach seiner Wahlniederlage will er raus aus der Politik. Sein Bundestagsmandat, für das er kandidiert hatte, lehnt er ab und legt es nieder. Im Sommer soll er durch eine Nachrückerin der Grünen-Landesliste Schleswig-Holstein ersetzt werden.
Das erfuhr der Spiegel aus Parteikreisen. Dem Bericht des Magazins zufolge soll Habeck nur noch bis zur parlamentarischen Sommerpause dem Bundestag angehören. Bei Wiederbeginn der Sitzungszeit im September soll die junge Grüne Mayra Vriesema für ihn nachrücken. Robert Habeck aber – der „Kandidat für die Menschen in Deutschland“, wie er sich im Wahlkampf nannte – will für ebenjene Menschen nicht mehr arbeiten.
Martin Schulz saß nach seiner Wahlniederlage vier Jahre im Bundestag, machte sogar mit der einen oder anderen Rede von sich reden. Armin Laschet tat das Gleiche. Diverse Ex-Minister – Thomas de Maizière wäre ein Beispiel – ebenso. Selbst der alte Wolfgang Schäuble saß nach einer langen Karriere voller hoher Ämter in der vergangenen Amtsperiode noch als einfacher Abgeordneter im Bundestag – bis zu seinem Tode. Sie alle leisteten die Arbeit des Mandats, für das sie gewählt worden waren. Beide arbeiteten in Ausschüssen mit.
Und auch nach dieser Wahl wird Olaf Scholz, der mindestens so krachend abgewählt wurde wie Habeck selbst, im Bundestag als Abgeordneter sitzen und wirken. Einen Auftrag, seine Wähler zu vertreten? Verantwortung für das Mandat, um das er sich eben zuvorderst beworben hat? Bewusstsein dafür haben sie alle gezeigt oder zeigen es.
Nicht aber Robert Habeck: Kann er nicht seinen Traum vom Kanzleramt oder zumindest sich selbst in Amt und Würden verwirklichen, ist ihm der Rest zu blöd. Nur Abgeordneter? Für Robert Habeck nicht gut genug. Verantwortung und Pflichtbewusstsein für „die Menschen in Deutschland“, deren Kanzler er eben noch werden wollte? Fehlanzeige. Mit Niederlagen in Würde umgehen? Nicht sein Stil.
Das kann Habeck nicht – das erlebten wir schon 2021, als Annalena Baerbock ihn im Rennen um die Spitzen- und Kanzlerkandidatur ausstach. Zweifellos ein gewaltiger Dämpfer, gar eine Weggabelung des Schicksals für seine politische Karriere. Anstatt diese aber als guter Verlierer hinzunehmen, lief er ins Büro der Zeit und breitete dem damaligen Chefredakteur Giovanni di Lorenzo sein Herz aus. In einem wirklich bemerkenswerten Interview schilderte Habeck, wie „bittersüß“ dieser Tag doch sei.
Bittersüß, weil die Grünen einen Kanzlerkandidaten hatten – der aber nicht er selbst war. In einer zwei Seiten langen Therapiesitzung eines gekränkten Mannes verarbeitete er seine „persönliche Niederlage“ gegen Baerbock und seine Bitterkeit darüber auf zwei Seiten Zeitung. „Nichts wollte ich mehr, als dieser Republik als Kanzler zu dienen.“
Aber wenn diese Republik ihn als Kanzler ablehnt – dann will er nicht mehr. Ging es dann wirklich um den Dienst an der Republik? Eher um das Ego eines eitlen Mannes. Dienst wäre, den Auftrag des Volkes auszuführen, für den man formal gewählt wurde. Egal, ob Ministerbank oder Hinterbank. Aber das Volk war für Habeck nie ein Auftraggeber oder auch nur ein Begriff. Ihm ging es in der Politik um Wichtigeres – vor allem sich selbst.
Viele Politiker scheiterten im Wahlkampf und hatten trotzdem die persönliche Größe, auch danach noch das Mandat auszuführen, in das sie gewählt worden waren. Robert Habeck hat diese Größe nicht. Er wollte nur in ein großes Amt – für das er immer zu klein war. Das beweist er spätestens jetzt.