
Die Lage sei „unentspannt“. So drückt es der Einsatzleiter der Kölner Polizei, Martin Lotz, aus. Am Donnerstag beginnt an Weiberfastnacht der Straßenkarneval. Angesichts der jüngsten Anschläge von Magdeburg und München ist die Angst vor Terroranschlägen groß. Die Terrororganisation Islamischer Staat hat zu Anschlägen auf Karnevalsveranstaltungen aufgerufen, vor allem in Köln und Nürnberg (Apollo News berichtete). Veranstalter und Städte müssen häufig noch einmal neu nachdenken, wie sich die Karnevalsumzüge besser sichern lassen können.
„Hundertprozentige Sicherheit kann man nicht gewährleisten“, sagt der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mainz, Rinaldo Roberto. In der Stadt würden Anschläge mit Autos schon seit mehreren Jahren bei den Sicherheitsvorkehrungen mitgedacht. Dementsprechend werde man „nichts im Kern“ ändern, sondern nur Details anpassen, „aber auch nicht so, dass wir darüber viel reden würden“, so Roberto laut der Süddeutschen Zeitung.
Am Rosenmontagsumzug in Mainz werden mehr als 1.100 Polizisten im Einsatz sein. Mit fest installierten Sperren verfüge die Stadt über ein „extrem gutes Sperrkonzept“. Zusätzlich wird es mehr mobile Sperren und in bestimmten Zonen ein Glasverkaufsverbot geben. Außerdem werde es im Hinblick auf die Überprüfung von Messerverboten anlasslose Kontrollen geben, wie die Saarbrücker Zeitung berichtet. Insgesamt sind in Rheinland-Pfalz über 5.500 Polizisten im Einsatz, wie das Innenministerium ankündigte.
„Dennoch ergibt sich aus der aktuellen Sicherheitslage, insbesondere im Kontext des Nahostkonflikts und des Krieges in der Ukraine, eine erhöhte abstrakte Gefährdung“, heißt es aus dem rheinland-pfälzischen Innenministerium. In Ramstein werde der Rosenmontagsumzug abgegittert und amerikanische Sicherheitskräfte werden im Einsatz sein. Das Mitführen von Anscheinwaffen wie täuschend echten Pistolen oder Säbeln ist verboten und kann bis zu 10.000 Euro kosten.
In Düsseldorf wird es neben Waffenverbotszonen auch eine stationäre und mobile Videoüberwachung geben. Des Weiteren gilt ein Glasverbot in der Altstadt, das bereits seit 2011 zur Anwendung kommt. An Weiberfastnacht, Karnevalssonntag und Veilchendienstag dürfen in der Altstadt keine Glasbehältnisse transportiert werden. In Bergisch Gladbach gehören bereits seit 2017 querstehende Lastwagen sowie Feuerwehr- und THW-Wagen zum Einsatzkonzept, wie der Kölner Stadt-Anzeiger schreibt.
Der Karneval in Bochum wird mit faltbaren Kunststoffbehältern gesichert, die mit 1.500 Litern Wasser gefüllt sind. Diese Kunststoffbehälter sollen schnittsicher sein, wie der WDR berichtet. Denn die Behälter bestehen aus einer Doppelwand, die mit flüssigem Polyethylen gefüllt ist. In Münster werden kleinere Seitenstraßen zur Umzugsroute gesperrt, die Stadt stellt ihr gesamtes Sperrmaterial zur Verfügung und zahlt zusätzlich 20.000 Euro als Zuschuss. Außerdem sollen die Busse von anreisenden Touristen als Terrorsperren genutzt werden.
Marian Waltersmann, Zugkommandant des „Bürgerausschusses Münsterscher Karneval“, erklärte gegenüber dem WDR, dass die Busse ansonsten fünf Stunden auf dem Parkplatz stehen. „Die können dann auch fünf Stunden lang auf der Straße stehen, als Terrorsperre“, sagte er. In Eschweiler wird die Videoüberwachung ausgeweitet. Dort, wo die Glasverbotszone ist, ist auch eine Waffenverbotszone. Das Mitführen gefährlicher Gegenstände ist untersagt. Außerdem ist verstärkt Polizei im Einsatz, wie die Stadt selbst in einer Pressemitteilung bekannt gab.
Der Bund Deutscher Karneval (BDK) verwies gegenüber der dpa darauf, dass die zusätzlichen Sicherungskosten gerade bei Veranstaltungen 100.000 Euro bis 200.000 Euro mehr kosten würden. Nach den Anschlägen in München und Aschaffenburg werden in beiden Orten aus dem Respekt gegenüber den Opfern keine Karnevalsveranstaltungen stattfinden. In Nürnberg wurde nach einer Anschlagsdrohung der Terrororganisation Islamischer Staat eine geplante After-Party abgesagt.
Auch der Nürnberger Faschingsumzug für Kinder wird nicht stattfinden, weil Eltern und Mitarbeiter Bedenken geäußert hatten, wie die Stadt mitteilte. Stattdessen sollen „Faschingspakete“ mit Krapfen und Kinderpunsch an die teilnehmenden Einrichtungen geschickt werden.