Abweichler gefährden Merz‘ Schuldenplan: Schafft er die Mehrheit im Bundestag?

vor 3 Monaten

Blog Image
Bildquelle: Apollo News

Die geplante Änderung des Grundgesetzes zur Finanzierung eines umfassenden Schuldenpakets steht kurz vor der Abstimmung im Bundestag. Geplant ist ein Sondervermögen, das zunächst 500 Milliarden Euro umfassen soll. Davon sind 100 Milliarden Euro für den Klimaschutz vorgesehen.

Zudem soll die Schuldenbremse reformiert werden: Ausgaben für Verteidigung, Cybersicherheit, Zivil- und Bevölkerungsschutz sowie Nachrichtendienste sollen in Zukunft von ihr ausgenommen sein. Am Freitag hatten sich die möglichen Koalitionspartner SPD und Union mit den Grünen geeinigt, deren Stimmen für die notwendige Zweidrittelmehrheit entscheidend sind.

Für die erforderliche Mehrheit müssen mindestens 473 der 709 Abgeordneten zustimmen. Die Fraktionen von Union, SPD und Grünen verfügen insgesamt über 504 Sitze – ein Puffer von 31 Stimmen. Abweichler können dieser Mehrheit dennoch gefährlich werden. Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke rechnet im ZDF mit etwa 20 Abweichlern. Hintergrund: Einzelne Abgeordnete hätten noch „eine offene Rechnung“ mit den Vorsitzenden von CDU und SPD, Friedrich Merz und Lars Klingbeil.

Tatsächlich wächst in der Union die Nervosität. An der Basis rumort es – nicht wenige werfen der CDU-Führung vor, sich von SPD und Grünen über den Tisch ziehen zu lassen und die eigene fiskalpolitische Vernunft über Bord geworfen zu haben. Die Partei ist unzufrieden – aber sie hält still. Zumindest noch und weitgehend.

Der ehemalige CDU-Generalsekretär Mario Czaja hatte bereits am Sonntag angekündigt, der Grundgesetzänderung im Bundestag nicht zustimmen zu wollen. Neben Czaja gibt es weitere kritische Stimmen. Der CDU-Abgeordnete Klaus-Peter Willsch hat laut The Pioneer intern angekündigt, dem Paket nicht zuzustimmen. Jens Koeppen wolle der Abstimmung am Dienstag fernbleiben. Hans-Jürgen Thies, der im neuen Bundestag nicht mehr vertreten sein wird, habe sich noch nicht entschieden.

Ein CDU-Abgeordneter erklärte gegenüber dem Spiegel, dass in jeder der drei Fraktionen mit rund sieben Abweichlern zu rechnen sei, was insgesamt 21 Stimmen ausmachen würde und die Mehrheit auf nur zehn Stimmen über dem Minimum schrumpfen ließe. CDU-Chef Friedrich Merz zeigte sich dennoch zuversichtlich und erklärte im Bericht aus Berlin, dass in allen drei Fraktionen noch Überzeugungsarbeit zu leisten sei. Die Zweidrittelmehrheit werde „knapp, aber es wird gehen“.

In der SPD gibt es bislang keine öffentlichen Abweichler. Ein Problem für die Parteiführung: Viele ihrer Abgeordneten werden den Bundestag nach der kommenden Wahl verlassen. Ihnen drohen somit keine parteiinternen Konsequenzen, falls sie sich gegen die Parteilinie stellen.

Die Unzufriedenheit mit der derzeitigen Parteispitze ist in Teilen der SPD groß. Gerade nach dem schlechten Wahlergebnis wünschen sich viele Sozialdemokraten eine personelle Erneuerung an der Spitze der Partei. Parteivorsitzende Saskia Esken zeigt sich vor der Abstimmung dennoch zuversichtlich, die Zahl der Abweichler in ihrer Fraktion gering halten zu können. Sie wies darauf hin, dass es in der CDU möglicherweise mehr Überzeugungsarbeit benötige.

Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge berichtete im Bericht aus Berlin von positivem Feedback aus den eigenen Reihen. Jedoch würde die endgültige Abstimmung am Montag noch ausstehen. Laut Politico wird mit einer „Handvoll“ Abweichlern gerechnet – insbesondere von Abgeordneten, die dem künftigen Bundestag nicht mehr angehören werden. Bei einer Probeabstimmung am Montagabend gab es eine Enthaltung und eine unentschiedene Person, berichtet Focus Online. Die langjährige Bundestagsabgeordnete Canan Bayram aus Berlin-Kreuzberg, die dem nächsten Bundestag nicht mehr angehören wird, hatte bereits ihr Nein öffentlich angekündigt.

Publisher Logo

Dieser Artikel ist von Apollo News

Klicke den folgenden Button, um den Artikel auf der Website von Apollo News zu lesen.

Weitere Artikel

Blog Image

vor 17 Minuten

Auf Wiedersehen, Reiner Haseloff!
Sachsen-Anhalts Noch-Ministerpräsident von der CDU will bei AfD-Wahlsieg wegziehen

Die Abwahlpanik ist mit Händen zu greifen. Reiner Haseloff (CDU), der sich als Noch-Ministerpräsident von Sachsen Anhalt...

Publisher Icon
Deutschland Kurier
Blog Image

vor 39 Minuten

„Wild West“ – Mit dem ungeheuerlichsten Argument der Corona-Zeit will Jens Spahn seinen Kopf retten

Ein bislang unveröffentlichter Sonderbericht der Juristin und ehemaligen Staatssekretärin im Verteidigungsministerium Ma...

Publisher Icon
Apollo News
Blog Image

vor 43 Minuten

Auch drei Somalier profitieren von kirchlicher Obhut: Immer mehr Fälle von Kirchenasyl

Immer mehr Migranten erhalten Kirchenasyl, auch um einer Abschiebung zu entgehen. Auch die drei Somalier, die Anfang Mai...

Publisher Icon
Apollo News
Blog Image

vor etwa 1 Stunde

Sie sitzt selbst im„HateAid“-Beirat: Künast leugnet staatliche Förderung des neuen „Trusted Flaggers“

Die Grünen-Politikerin und ehemalige Bundesministerin Renate Künast sitzt seit wenigen Wochen im Beirat der Meldestelle ...

Publisher Icon
Apollo News
Blog Image

vor etwa 1 Stunde

Frankreich boykottiert israelische Rüstungsfirmen auf Luftfahrtmesse

Auf der Pariser Luftfahrtmesse in Le Bourget ist es zu einem handfesten Eklat zwischen Frankreich und Israel gekommen. I...

Publisher Icon
Tichys Einblick
Blog Image

vor etwa 1 Stunde

Diese Grafik erklärt, wie eng der Trusted Flagger HateAid und linke Parteien miteinander verstrickt sind

Die Mehrheit der Deutschen hat konservativ bis rechts gewählt, und dennoch zeichnet sich in den ersten Wochen der neuen ...

Publisher Icon
NiUS