Afghanistan: 45-jähriger Mann heiratet sechsjähriges Mädchen

vor 16 Tagen

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Bildquelle: NiUS

Wenn zwei Menschen im Bund der Ehe zusammenfinden, ist das eigentlich ein Grund zur Freude. Nicht aber im Fall eines sechsjährigen Mädchens, das laut dem afghanischen Fernsehsender amu.tv in der Provinz Helmand gegen Geld mit einem 45-jährigen Afghanen verheiratet wurde – bis die Taliban intervenierten.

Allerdings nicht, weil den Islamisten Kinderehen allgemein ein Dorn im Auge sind: Als das Mädchen in das Haus des Mannes, der laut lokalen Quellen schon zwei Ehefrauen hat, überstellt werden soll, nahmen Taliban-Beamte den Mann kurzzeitig fest. Rechtliche Konsequenzen hatte er jedoch nicht zu fürchten. Statt den Mann zu bestrafen, gab es eine andere Anweisung: Das Mädchen solle erst bei ihm einziehen, wenn es neun Jahre alt sei.

Laut dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF wurde schon vor der Machtübernahme der Taliban 2021 eines von drei afghanischen Kindern verheiratet, bevor es 18 Jahre alt wurde. Erst im vergangenen Jahr berichtete der Stern über ein afghanisches Mädchen mit Namen Aqila, das im Alter von gerade einmal zwei Monaten von ihrem Vater für ein paar tausend Euro verkauft wurde. Der brauchte das Geld, um seine eigene zweite Ehefrau zu bezahlen, floh jedoch in den Iran, weil er sich bei der Käufer-Familie seiner Tochter selbst verschuldete. Als Aqilas Mutter dagegen klagt, entscheiden die Richter: Bis zum fünften Lebensjahr könne mit der Heirat ruhig noch gewartet werden – länger aber nicht.

Dabei ist die Zwangsheirat selbst im Islamisten-Staat seit 2021 per Dekret offiziell verboten, wird jedoch nicht strafrechtlich verfolgt. Die Praxis, das eigene Kind gegen eine Mitgift anzubieten, heißt „Walwar“ und ist kulturell fest verankert – unabhängig des Alters. In Afghanistan, dessen Bevölkerung von starker Armut betroffen ist, werden Frauen so auch aus finanziellen Gründen verheiratet. Die Braut wird zur Ware degradiert.

Kinderehen gibt es auch in anderen Kulturen wie der indischen

Die Ehen haben weitere Auswirkungen für die jungen Frauen. So schließe ein Großteil der Betroffenen die Schule nicht ab, die sie sowieso nur noch bis zur sechsten Klasse besuchen dürfen. Hinzu komme ein größeres Risiko, häusliche Gewalt und Missbrauch zu erleben, sagt UNICEF. Das beeinträchtige zusätzlich nicht selten die mentale Gesundheit.

Und es ist keine Besserung in Sicht – im Gegenteil. Seitdem die Taliban die Macht im Staat übernahmen, verschärfte sie die Gesetzeslage für die weibliche Bevölkerung massiv. Sittenwächter kontrollieren die Straßen, Besuche in Parks oder Fitnessstudios sind Frauen untersagt, ebenso wie der Zugang zu bestimmten Berufen.

Die verschärfte Gesetzeslage könnte sich auch auf die Kinderehen auswirken. Wie das Frauennetzwerk UN Women in einem Bericht prognostiziert, könnte ihre Zahl um 25 Prozent in die Höhe schnellen. Verknüpft man das mit den Aussagen von UNICEF, würde zukünftig in jeder zweiten Ehe ein Kind verheiratet.

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