Wird der Rückbau von sechs AKWs gestoppt? Nukem-Chef bestätigt: Atomkraft-Comeback ist möglich!

vor etwa 2 Monaten

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Der Chef des Nuklear-Dienstleisters Nukem hält den Wiedereinstieg in die Atomkraft bis 2030 für möglich. Dafür müsse jedoch der Rückbau der sechs zuletzt abgeschalteten Atomkraftwerke unverzüglich gestoppt werden.

Seit Deutschland im April 2023 seine letzten drei Atomkraftwerke vor allem auf Betreiben der Grünen stillgelegt hat, wurde nur noch vereinzelt über einen Wiedereinstieg gesprochen. Die AfD möchte die sechs AKW, die 2021 und 2023 als letzte vom Netz gingen, reaktivieren, die Union eigentlich auch. Wobei Friedrich Merz im Januar, also noch im Wahlkampf, sagte, die Stilllegung sei aus seiner Sicht ein „schwerer strategischer Fehler“ gewesen, gleichzeitig aber sagte: „Da ist wahrscheinlich nichts mehr zu machen.“

Der mögliche neue Kanzler sagte nun: „Wir alle wissen, dass man ein Kernkraftwerk nicht wie eine Schreibtischlampe an- und ausschalten kann“, aber aus seiner Sicht sei es notwendig, „dass man hier zu einem Abbau-Moratorium kommt“. Denn: Die Reaktoren werden seither „zurückgebaut“. Unter anderem von EnBW. Ein Sprecher des Unternehmens teilte mit: „Unsere fünf Anlagen befinden sich alle im Rückbau, für alle haben wir die entsprechenden Genehmigungen erhalten und in Anspruch genommen“. Außerdem verpflichte das Atomgesetz nach § 7 die Betreiber zum unverzüglichen Rückbau ihrer Kernkraftwerke.

Auch Eon zeigt sich unwillig. Deutschlands größter Betreiber von Gas- und Stromnetzen und zugleich der wichtigste Lieferant von Strom und Gas für Energiekunden bezeichnet sich gerne als „Spielmacher der Energiewende“. Der Eon-Vorstandsvorsitzende Leonhard Birnbaum sagte wörtlich: „Von einem Rückbaumoratorium halte ich gar nichts.“

In Block 1 des Atomkraftwerks Neckarwestheim sind die Rückbauarbeiten bereits weit fortgeschritten.

Allerdings ist auch der Rückbau nicht billig: Je nach Alter, Größe und Betriebszeit der Anlagen kann er zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Euro kosten.

Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder hingegen wurde deutlicher als Merz: Die Reaktivierung der abgeschalteten Atomkraftwerke könne „zeitnah erfolgen“, und das auch noch mit einem „vertretbarem technischen und finanziellen“ Aufwand.

Nun sagte auch Thomas Seipolt, Chef des Nuklear-Dienstleisters Nukem, die stillgelegten Anlagen könnten bis 2030 wieder in Betrieb genommen werden und problemlos Strom liefern. Es brauche lediglich eine politische Entscheidung, um Deutschland erneut mit sicherem und kostengünstigem Atomstrom zu versorgen.

Voraussetzung dafür sei aber, dass der Rückbau am besten sofort gestoppt werden muss. Je nachdem, wie weit der Rückbau vorangeschritten ist, rechnet Seipolt mit Kosten von ein bis drei Milliarden Euro pro Kraftwerk.

Ob das den Befürwortern eines Wiedereinstiegs in die Atomenergie Auftrieb gibt? In der Union hingegen liebäugelt man damit, aber damit wäre wohl Zoff in einer zukünftigen Koalition programmiert: Zwar sind die Grünen aus dem Spiel, aber auch die SPD steht fest zum Atomausstieg – während im benachbarten Frankreich rund 70 Prozent des verbrauchten Stroms in AKWs produziert wird. Die Franzosen betreiben 56 Meiler und planen den Bau von sechs neuen Atomkraftwerken bis 2050, acht weitere mögliche Projekte sind in Prüfung. Deutschland verzichtet – und kauft französischen Atomstrom.

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