Mutter berichtet nach Amoklauf von Graz: „Wusste ich nicht, ob meine Tochter noch lebt.“

vor 5 Tagen

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Bildquelle: NiUS

In der österreichischen Stadt Graz ist es an einer Schule zu einem Amoklauf gekommen. Mindestens neun Menschen, darunter Schüler und Lehrer, kamen ums Leben. „Ich konnte nicht mehr – ich habe sofort meinen Mann angerufen und ihn gebeten, hinzufahren. Ich wäre sonst zusammengebrochen“, berichtet eine Mutter gegenüber NIUS.

In Graz ist es am Dienstagvormittag zu einem Großeinsatz der Polizei am Bundesoberstufenrealgymnasium (BORG) in der Dreierschützengasse gekommen. Der Einsatz begann gegen 10 Uhr, nachdem Schüsse im Gebäude gehört worden waren. Ein bewaffneter Täter soll zwei Klassen gestürmt haben.  Laut OE24 gab es mindestens 30 Verletzte. Laut Krone waren rund 160 Rettungssanitäter im Einsatz. Bilder zeigen, wie zahlreiche Schüler von Polizeikräften evakuiert wurden:

Wenn man einfach nur froh ist, dass die eigenen Kinder gerade nicht in der Schule sind. Ein Amoklauf in #Graz, Schüler und Lehrer erschossen, offensichtlich noch sehr viele Schwerverletzte. Mindestens vier Opfer noch in Lebensgefahr mit Schüssen in den Kopf. Die Polizei spricht… pic.twitter.com/CeqELGxPWI

Videos zeigen Szenen des SEK-Einsatzes und vom Einsatz des Rettungshubschraubers:

Die Bürgermeisterin der Stadt Graz, Elke Kahr (KPÖ), bestätigte, dass der Schütze unter den Toten sei. Er habe sich nach der Tat in einem WC verschanzt und sich selbst gerichtet. Es soll sich um einen Schüler der Schule gehandelt haben. Laut Salzburger Nachrichten nutzte der Täter – ein österreichischer Staatsbürger ohne Migrationshintergrund – eine Pistole und eine Schrotflinte. Er soll keine Vorstrafen haben – und die Waffen erst kurz vor der Tat gekauft haben.

Auch ein Polizei-Helikopter ist im Einsatz.

OE24 berichtet, dass vier Mädchen aus einer 5. Klasse und drei Abiturienten aus einer 8. Klasse (österreichisches Schulsystem) unter den Opfern sein sollen. Eine Lehrkraft soll draußen vor dem Gebäude getötet worden sein. Der Täter soll sich laut ersten Informationen als Mobbingopfer gesehen haben. Was genau ihn zur Bluttat brachte, ist Gegenstand der Ermittlungen. Er richtete sich nach der Tat selbst.

Sondereinsatzkräfte der Polizei sicherten den Ort der Katastrophe. Die Lage war bis zum Mittag unübersichtlich, inzwischen ist sie unter Kontrolle.

Eine Mutter, deren Tochter das Bundesoberstufenrealgymnasium in Graz besucht, schildert im Gespräch mit NIUS ihre Erlebnisse während des Amoklaufs: „Ich habe meine Tochter wie immer zur Schule gebracht. Gegen 10:15 Uhr hat mein Handy geklingelt – ich wurde informiert, dass die Schule evakuiert wird, und dass ein Amoklauf im Gange sei. Wir sollten uns auf keinen Fall dem Gelände nähern. In diesem Moment wusste ich nicht, ob meine Tochter noch lebt.“ Kurz darauf rief die Schule erneut an, ein Therapeut oder jemand von der Schule war in der Leitung.

Der Mutter fiel vor Schock das Handy aus der Hand. Sie begann am ganzen Körper zu zittern. „Ich konnte nicht mehr – ich habe sofort meinen Mann angerufen und ihn gebeten, hinzufahren. Ich wäre sonst zusammengebrochen.“

Schwerverletzte wurden mit dem Rettungshubschrauber abtransportiert.

Vor Ort musste ihr Mann zunächst warten – die Klasse ihrer Tochter wurde von einem Kriseninterventionsteam betreut. Als das Mädchen schließlich nach Hause kam, war sie schwer traumatisiert: „Sie war völlig verstört. Sie hat mir erzählt, dass sie die Schüsse gehört hat. Sie wollte nicht aus dem Fenster schauen, konnte sich nicht bewegen. Sie hat nur gewartet, was der Lehrer sagt. Sie war einfach total fertig.“

Nach dem Amoklauf soll der Täter in der Schultoilette sich selbst gerichtet haben, berichtet die Krone. Nach Informationen der Zeitung soll ein Abschiedsbrief bei einer Hausdurchsuchung entdeckt worden sein.

Österreichs Innenpolitik steht aufgrund des Geschehens still: Sämtliche Termine wurden abgesagt, Innenminister Gerhard Karner ist auf dem Weg nach Graz. „Auch Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) hat sämtliche Termine abgesagt und befindet sich auf dem Weg nach Graz“, berichtet die Krone.

Am Bundesoberstufenrealgymnasium in Graz gibt es zirka 40 Lehrkräfte und 17 Schulklassen. Die Schüler an diesem Gymnasium sind 14 Jahre und älter.

Das Bundesoberstufenrealgymnasium in Graz

Das Areal rund um die Schule wurde großräumig abgesperrt, auch die Helmut-List-Halle dient als Sammelstelle für betroffene Schüler. Schwerverletzte wurden abtransportiert, Eltern mit gesicherten Kindern werden nach und nach eingelassen. Die Lage ist inzwischen unter Kontrolle – die Cobra durchkämmte während des Einsatzes das Schulgebäude Etage für Etage.

Österreichs Bundespräsident Alexander van der Bellen schreibt auf X: „Dieser Horror ist nicht in Worte zu fassen. Was heute in einer Schule in Graz passiert ist, trifft unser Land mitten ins Herz. Es waren Jugendliche, die ihr ganzes Leben vor sich hatten. Eine Lehrperson, die sie auf ihrem Weg begleitet hat. Es gibt nichts, was in diesem Moment den Schmerz lindern kann, den die Eltern, die Großeltern, die Geschwister, die Freundinnen und Freunde der Ermordeten fühlen. Österreich trauert.“

Die Tat ereignet sich nur zehn Tage vor dem zehnten Jahrestag der Amokfahrt von Graz, die damals drei Menschenleben kostete.

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