
„Ein kritisches Parteimitglied ist nie ein glückliches Parteimitglied, genau wie ein Fußballfan fast nie ein dauerhaft glücklicher Fußballfan ist“, erklärt Prof. Andreas Rödder (57) direkt zum Eingang des Gesprächs mit NIUS-Politikchef Ralf Schuler. Denn zwischenzeitlich dachte der Mainzer über einen Parteiaustritt aus der CDU nach. Doch er bleibt und bildet mit seiner Denkfabrik R21 das konservative Gewissen der Union, das der neuen Regierung unter Friedrich Merz eine faire Chance geben will – und nicht vor Antritt bereits aburteilt.
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Dass man inzwischen zwischen den Demokratien des Westens streite, müsse laut Rödder schnell überwunden werden. Wenn etwa JD Vance den Vorwurf erhebt, dass die europäischen Gesellschaften nicht in der Lage sind, auf die Stimmen ihrer eigenen Bevölkerung zu hören, dann müsse man das respektieren und über den Kern nachdenken. „Ich meine, das ist natürlich eine Provokation gewesen, die Vance gegenüber den westlichen Demokratien geäußert hat. Nur Provokation heißt wörtlich gesehen ‚etwas hervorrufen, eine Reaktion hervorrufen‘. Und ich fand die westlichen Reaktionen auf die Rede von Vance – von dem man zu Recht sagen kann, dass die Sache deplatziert war und da eigentlich nicht hingehörte – alles geschenkt – zu herablassend.“
Im Gespräch fordert Rödder außerdem einen konstruktiveren Umgang mit der AfD – inklusive klarer, roter Linien.
Rödder hätte es besser gefunden, wenn man über ein paar Aussagen von Vance nachgedacht hätte: „Wir neigen dazu, die Regierung Trump mit einer fürchterlichen Herablassung zu betrachten.“ Und er mahnt an die Innenpolitik: „Was wäre eigentlich los, wenn in den USA die Regierung Trump innenpolitische Demonstrationen gegen die Demokraten mit Staatsgeldern finanzieren würde? Da würden wir ja hier sagen ‚Oh mein Gott, die Demokratie ist abgeschafft.‘ Aber nichts anderes tun wir mit der Subventionierung der Omas gegen Rechts bei den Demos gegen Rechts.“
„Wer mit dem Finger auf andere zeigt, sollte daran denken, dass drei Finger auf ihn selbst zurückzeigen. Und ich glaube, dass mehr Selbstkritik uns besser täte, statt diese moralisch überlegene Herablassung.“
Andreas Rödder im Interview mit NIUS-Politikchef Ralf Schuler.
Dass sich die Union etwa beim Zustrombegrenzungsgesetz nicht auf das Brandmauer-Gerede der anderen Parteien eingelassen hat, findet Rödder richtig. Man muss die Probleme und die Sorgen der Wähler auch adressieren. „Und deswegen fand ich, ist die Union hier wichtige Schritte in die richtige Richtung gegangen. Und ich habe sehr bedauert, dass sie den Weg nicht konsequent fortgesetzt hat.“ Auch bei den 551 Fragen zum NGO-Komplex habe die Union aus Rödders Sicht nicht besonders selbstbewusst reagiert.
Andreas Rödder ist verheiratet, Vater von drei Töchtern und spielt in seiner Freizeit Orgel und Jazzklavier.
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