
Die Bundestagswahl brachte für die Grünen ein enttäuschendes Ergebnis. Mit 11,6 Prozent der Stimmen blieben sie deutlich hinter ihrem Erfolg von 2021 zurück. Etwa 700.000 Stimmen wanderten zur Linken ab. „Dieses Ergebnis entspricht nicht meinen Erwartungen“, erklärte Kanzlerkandidat Robert Habeck. Er kündigte an: „Ich werde keine führende Rolle in den Personaltableaus der Grünen mehr beanspruchen oder anstreben.“ Am Mittwoch soll der geschäftsführende Fraktionsvorstand gewählt werden. Die Partei müsse sich neu aufstellen.
In einem Interview mit Journalist Thilo Jung erläuterte er, warum er den Wahlkampf dennoch positiv bewertete: „Angebot war top, die Nachfrage fehlte.“ Er kritisierte, dass AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel im Wahlkampf ungehindert über „Remigration“ sprechen konnte, „so als sei dies ein ganz normaler Begriff“. Beim Diskurs habe sich „enorm etwas verschoben“, so Habeck.
Habeck betonte die Bedeutung großer Aufgaben in den Bereichen Sicherheit und Wirtschaft. Er sprach sich für eine Reform der Schuldenbremse aus, bedauerte jedoch das Fehlen einer „verfassungsändernden Mehrheit“ im Bundestag. Die geschwächte demokratische Mitte führte er auf eine „verfehlte Kampagne“ zurück.
Trotz des schlechten Abschneidens bezeichnete Habeck den Wahlkampf als gelungen: „Das war der Wahlkampf, den ich führen wollte.“ Dennoch räumte er ein: „Es wäre mehr möglich gewesen.“ Besonders bitter: Habeck verlor auch seinen Wahlkreis Schleswig-Flensburg. Habeck sah nicht nur die Grünen, sondern die gesamte Regierungskoalition sowie die Union als Verlierer der Wahl. „Vor allem die CDU“, fügte er hinzu.