
Wie Anja Reschke, führende Moderatorin und Journalistin in der ARD, Journalismus begreift, das ist in den öffentlich-rechtlichen Medien Programm: Reschkes journalistisches Konzept ist paternalistisch, sie will erziehen. Was dabei herauskommt, hat mit Journalismus kaum etwas zu tun, mit Wahlkampf dafür umso mehr. Ihr genauso flaches wie abgenutztes Mittel: Nazi- und Faschismus-Vergleiche.
Reschke macht aus ihrem Erziehungs-Journalismus kein Geheimnis. Sie spricht offen von einem „erzieherischen Auftrag“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, den sie damit begründet, dass dieser nach der Diktatur des Nationalsozialismus mit einem Auftrag gegründet worden war: die deutsche Bevölkerung zur Demokratie zu erziehen. Dem Schweizer Journalisten Florian Inhauser erklärte sie es in seiner Sendung „#SWRglobal“ einst folgendermaßen: „Du musstest diese Menschen, die obrigkeitshörig waren, die Angst hatten, die ein Propagandasystem gewohnt waren, dahin bringen, dass sie sagen: Hey ne, der Politiker, nur weil er mächtig ist, hat jetzt hier nicht das Sagen, sondern ich kann das kritisch hinterfragen. Und hey ne, ich lass mir von dem einen nicht sagen, was ich denken soll, sondern ich kann auch diese Meinung haben.“ Sie schließt: „DAS verstehe ich unter einem erzieherischen Auftrag.“
Nun waren die Zustimmungswerte für Hitler und seine Nationalsozialisten in der Tat auch nach Kriegsende noch erschreckend hoch, womit es auf der Hand liegt, dass den Medien seinerzeit die Aufgabe zufiel, die Befürwortung von demokratisch-republikanischen Prinzipien wie Gewaltenteilung, freie Wahlen und Meinungsfreiheit zu erhöhen. Nach 60 Jahren Bundesrepublik kann davon allerdings keine Rede mehr sein. Die Deutschen müssen nicht mehr zur Demokratie erzogen werden.
Reschke erklärt ihr Konzept des Erziehungs-Journalismus im Schweizer Fernsehen, Dezember 2018.
Die Social-Media-Accounts von „Reschke Fernsehen“ verbreiteten im November ein Video, in dem Reschke für ein AfD-Verbot zu argumentieren versucht. Es zeigt, dass sie das Deutschland der Nachkriegszeit von vor ca. sechs Jahrzehnten insofern in die Gegenwart überträgt, als in Reschkes Augen heute wieder eine waschechte Faschismusbegeisterung vorhanden ist. So einfach ist ihr Journalismus gestrickt, so plump und irreführend die Hintergrundfolie, vor der Reschkes heutiger Erziehungs-Journalismus Fahrt aufnimmt. Der X-Account ÖRR-Blog verbreitete jenes Video am Samstag, sodass man denken könnte, die infantilen Emojis, die ihren Kurzvortrag bebildern, wären zur Persiflage nachträglich hinzugefügt, um sich über die plumpen Inhalte lustig zu machen. Sie sind allerdings bereits im Original vorhanden, weil Reschke ihre Botschaft ihren Zuschauern so mundgerecht serviert, als wären sie Grundschüler.
Die ARD-Moderatorin ist „traurig“ darüber, „dass wir es nicht geschafft haben, als Demokratie zu überzeugen“. Sie wundert sich, dass ihrem Journalismus nicht gelungen ist, „alle mitzunehmen im Sinne von: Guck mal, das kann eine freiheitliche Grundordnung, guck mal, das ist unser Land, was so viel Freiheiten bietet, was so viel Toleranz hat, was so viel Vielfalt bietet“. Ihr Fazit ist ein Eingeständnis des Scheiterns: davon, „Menschen davon zu überzeugen, dass Demokratie eine gute Staatsform ist.“
Dabei fällt ihr Video keineswegs aus der Reihe: Es gibt zahlreiche andere Beispiele, wo Reschke wie eine Grundschullehrerin zu ihren Schülern spricht: Heute, so die immer wieder vermittelte Schwarz-Weiß-Botschaft, drohe wieder Faschismus – in dessen Weg Reschke sich jedoch mit ihren Erklär-Videos stellt.
Nicht KiKa, sondern „Reschke Fernsehen“: Die ARD bei der Erziehung ihrer Zuschauer zur Demokratie.
Es ist nicht zu übersehen, dass das, was Reschke damit betreibt, mit Journalismus kaum etwas zu tun hat, es ist vielmehr Agitation im anlaufenden Wahlkampf. Während die großen Problemlagen des Landes etwa im Bereich der Migration, der Energiepolitik oder der fehlenden Meinungsfreiheit dafür sorgen, dass Bürger sich frustriert von Regierungsparteien und öffentlich-rechtlichen Medien abwenden, um einer Oppositionspartei eine Chance zu geben, mit der nicht fair umgegangen wird, fährt Reschke die dickste Kanone linker Volkspädagogik auf: permanente Nazi-Vergleiche.
Der Erziehungs-Journalismus offenbart sich damit auch als ein Programm der Einschüchterung: Wenn Sie wählen, was wir nicht wollen, nennen wir Sie einen Faschisten! Inzwischen haben diese inflationären Vergleiche, die immer auch Verharmlosungen der mörderischen Vergangenheit sind, allerdings an Einschüchterungskraft verloren. Die Zeiten des Erziehungs-Journalismus sind endgültig vorbei.
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