Antje Hermenau über Kostenexplosion für die Bürger: „Die Belastungsgrenze ist bei weitem erreicht“

vor 3 Monaten

Blog Image
Bildquelle: NiUS

Fast 25 Jahre lang machte Antje Hermenau erfolgreich Politik für die Grünen auf Bundes- und Landesebene. Inzwischen möchte die 60-Jährige auch kein Parteibuch mehr in die Hand nehmen, arbeitet stattdessen als Politikberaterin. Bis heute verfolgt sie das politische Geschehen genau und zeigt sich bei „Schuler! Fragen, was ist“ verwundert, dass eine Kurskorrektur bisher ausblieb.

Die aktuelle Folge „Schuler! Fragen, was ist“ finden Sie hier:

Besonders bemerkbar mache sich das fehlende politische Feingefühl in der Energiepolitik. Die Politikberaterin gibt ein Beispiel: „Jetzt haben wir eine Krankenschwester, die muss eben einmal durch Berlin zur Arbeit. Sie hat Nachtschicht. Die setze ich also in die Öffis, die ja unheimlich sicher und bequem sind, fährt rüber, macht ihre Nachtschicht und fährt dann im Dunkeln früh wieder zurück. Die fährt lieber Auto, das können Sie mir glauben! Dafür hat sie mehrere Gründe als nur einen. Also ich finde, der Alltag der Menschen wird unnötig erschwert. Es gibt überhaupt keine wirkliche Veranlassung ökonomisch dazu.“

„Also, dieser Irrweg in der Energiepolitik muss korrigiert werden“, fordert Hermenau. „Jetzt haben sie wieder die CO2-Steuer weiter nach oben gesetzt. Der Benzinpreis geht wieder weiter hoch. Wie sollen es die Leute alle noch finanzieren?“ Das sei kein funktionierender Alltag. „Es geht nicht mehr. Die Belastungsgrenze ist bei weitem erreicht. Das merkt nur irgendwie keiner in der Politik. Die Idee ist ja: Es wird teurer, das schmerzt dich ja, du Lümmel. Der du dir das Autofahren partout nicht abgewöhnen willst. Jetzt weiche endlich auf öffentlichen Nahverkehr aus!“

Antje Hermenau im Gespräch mit Ralf Schuler

Auch der Glaube, man könne sich bei Nachhaltigkeit, etwa Solarthermie, zu einem weltweiten Marktführer entwickeln, sei ein großer Irrtum gewesen. „Das ist Quatsch, weil wir viel zu teuer herstellen. […] Die Chinesen haben das dann bei den Solarmodulen entdeckt und haben den Markt gekapert. Und so wird das mit allem gehen, was wir da machen.“ Stattdessen solle man sich auf Umwelttechnologie und Sanierung fokussieren – das sein Exportschlager. „Aber das ist etwas anderes als diese Energiewende. Und die hat richtig ins Nirwana geführt und hat uns richtig Geld gekostet“, sagt Hermenau.

Neben der Energiewende sieht die Expertin die Migrationspolitik deutlich von den Wählern entkoppelt. „Wir müssen bei der Migration genauer darauf achten – das wissen dann auch schon alle und das pfeifen auch zwei Zentner schwere Spatzen von den Dächern –, dass die nicht alle ins Sozialsystem einwandern, sondern bitte schön auf die Arbeitsplätze, die frei sind.“

Am Beispiel der jetzigen Ukraine-Politik macht die Sächsin eine besondere Diskrepanz zwischen Volk und Machthabern fest. Es gebe keine Anführer-Typen mehr, weil „die alle Angst haben in ihrem persönlichen Sein als Mitglied einer Partei, als Abgeordneter, als Minister, als Verwaltungsmensch in der oberen Charge“ haben. Alle hätten Angst um ihren kleinen, persönlichen Kosmos.

„Und dann kriegst du keine Bewegung rein. Das Volk ist reformbereiter, als es die Parteien und die Regierungen sind“, sagt Hermenau.

Und eine dauerhafte Finanzierung sei schlichtweg nicht zu stemmen. „Und das ist ja auch das, was die Bevölkerung sozusagen mit ihrem Wahlverhalten versucht, deutlich zu sagen.“ Laut Ukraine und IWF hat das osteuropäische Land einen monatlichen Finanzbedarf von etwa drei bis vier Milliarden Euro. Hermenau ergänzt: „Also ich finde nicht, dass die Bevölkerung an Klarheit vermissen lässt.“

Das ganze Interview mit Antje Hermenau können Sie hier anschauen.

Publisher Logo

Dieser Artikel ist von NiUS

Klicke den folgenden Button, um den Artikel auf der Website von NiUS zu lesen.

Weitere Artikel