
Es sind 2 Minuten und 20 Sekunden voller Victim-Blaming, Hitler-Verharmlosung und wilder Verschwörungstheorien: In einem vom WDR veröffentlichten Kommentar sinniert Kabarettist Florian Schroeder („Jeder AfD-Wähler ist ein Nazi“) in süffisant-überheblichem Ton über den ermordeten konservativen Bürgerrechtler Charlie Kirk und leitet her, warum Trump am Attentat auf den 31-Jährigen schuld sei, der Täter auch ein Rechtsextremist sein könnte und Konservative „wahrscheinlich auch geweint hätten, wenn das Stauffenberg-Attentat geklappt hätte“.
„Eines können wir festhalten: Dass der Tod von Charlie Kirk dramatisch ist und alles andere als eine Lösung. Sondern ein Teil der Eskalationsspirale, die in allererster Linie Leute wie Trump mit ihrem Hass ausgelöst haben“, behauptet Schroeder.
Es ist eine wohlbekannte Argumentationslinie, die der Kabarettist nutzt: Wer „Hass und Hetze“ verbreitet (oder vielmehr das, was Menschen mit Schroeder’schem Toleranzkorridor für „Hass und Hetze“ halten, also: eine andere Meinung), der muss mit den Konsequenzen leben. Selbst schuld. Im Fall von Charlie Kirk ist die Konsequenz eben der Tod durch die Kugel des Attentäters Tyler Robinson.
Auch am Tag seiner Ermordung diskutierte Kirk unter einem „Prove me wrong“-Zelt.
„Der Mord an Charlie Kirk hat alles, was die rechtsextreme Szene in diesen Tagen braucht“, fantasiert Schroeder weiter, der ermordete Kirk mache „der rechten Szene den Traum möglich, ihn als Märtyrer zu inszenieren“. Beweise für seine Behauptung, Kirks Tod sei „ein Traum“ der „rechten Szene“, liefert Schroeder nicht.
Stattdessen packt der Kabarettist die von ihm in den vergangenen Jahren inflationär bemühte Nazi-Keule aus: Konservative, die um Kirk trauerten, hätten nicht begriffen, „dass sie das erste Opfer von Leuten wie Kirk sind.“ Der Kabarettist weiter: „Diese lebensmüden Konservativen wirken wie Leute, die wahrscheinlich auch geweint hätten, wenn das Stauffenberg-Attentat geklappt hätte. Unter dem Motto: Aber das Opfer war doch einer, der die Jugend für sich begeistert hat.“
Schroeder, der stets hochgradig empört war, wenn auf Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen Schilder mit der Aufschrift „Corona-Diktatur“ hochgehalten wurden, vergleicht Charlie Kirk mit Hitler und stellt seine Anhänger als naive, dümmliche Jünger dar, die nicht in der Lage sind, zu erkennen, welchen angehenden Diktator sie da betrauern.
Schroeder und Moderator Reichelt vor ihrem 89-minütigen Streitgespräch
Dass Kirk kein Rechtsextremist sei, weil er mit seinen Gegnern diskutiert habe (ein Argument, das Schroeder mal wieder dem imaginären Rechten in seinem Kopf in den Mund legt), glaubt der Kabarettist mit folgenden Worten brillant entlarvt zu haben: „Doch, genau deshalb ist er es. Weil die auch diskutieren. Indem sie so tun, als würden sie mit denen reden, mit denen sie nicht übereinstimmen, und die immer gleichen ollen Kamellen absetzen, um sich dann als Vorkämpfer der Meinungsfreiheit zu inszenieren.“
Ein Rechtsextremist, der sich dadurch tarnt, dass er seine Thesen öffentlich zur Debatte stellt, also. Dass man den „ollen Kamellen“ eines Rechtsextremisten in einer freien Diskussion natürlich auch immer eigene Argumente entgegensetzen könnte, wenn man denn welche hat, scheint in Schroeders Gedankenwelt kein möglicher Umgang mit konträren Meinungen zu sein.
Das von den Ermittlungsbehörden derzeit als am schlüssigsten verfolgte Motiv des Attentäters (eine Radikalisierung durch linke und Trans-Ideologie), kanzelt Inspektor Schroeder per Ferndiagnose ab: „Jetzt hören wir, der Täter Tyler Robinson hat wohl mit einem Trans-Menschen zusammengelebt. Da haben wir’s wieder: Es sind die Trans-Menschen schuld. Die lassen einen zum Mörder werden. Wir sehen: Wir wissen nur, dass wir nichts wissen.“
Der Partner Robinsons in einem Tierkostüm – inzwischen soll der 22-jährige Trans-Gamer mit der Polizei zusammenarbeiten.
Am Ende scheint Schroeder dann das Gefühl zu haben, sein Beitrag sei noch nicht absurd genug, und kulminiert ihn in der wildesten Verschwörungstheorie, die derzeit durch Telegramkanäle heizt: „Und was wäre, wenn Tyler Robinson ein rechtsextremer Täter wäre, dem Kirk einfach nicht radikal genug war?“
Dass Schroeder sich in der Vergangenheit durchaus auch konträren Meinungen stellen konnte, bewies er im vergangenen Jahr in einem 89-minütigen Streitgespräch mit Julian Reichelt, das Sie hier sehen!