Argentinien: Devisenbeschränkungen aufgehoben

vor 12 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Vor etwas mehr als hundert Jahren galt Argentinien als Sehnsuchtsort für ein besseres Leben. Der lateinamerikanische Staat war damals durch Getreide- und Rindfleischexport zu einem der reichsten Länder der Welt geworden. Einwanderer aus der ganzen Welt landeten per Schiff in Buenos Aires, um ihr Glück zu versuchen. In den vierzig Jahren vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wuchs die Wirtschaft um 6 Prozent im Jahr – so schnell wie kein anderes Land. Seither geht es bergab.

Falsche kurzsichtige politische Entscheidungen, die durch noch weniger richtige Entscheidungen noch kurzfristiger korrigiert werden sollten, waren maßgeblich für den argentinischen Abstieg verantwortlich. Dann der Versuch, die selbst erzeugten Probleme mit Geld zu lösen. Geld, das nicht verfügbar war, also gedruckt werden musste. In der Folge: Inflation, Korruption, Populismus, Staatsbankrott. Eine Abwärtsspirale, die, einmal in Gang gesetzt, nur schwer zu durchbrechen ist.

Es war für die große Mehrzahl der Argentinier ein traumatisches Erlebnis. Die, die bis dahin noch nicht verarmt waren, waren es auf einen Schlag. Ihre Altersvorsorge, ihr Erspartes war mit einem Federstrich entwertet. Durch die mit dem „corralito“ eingeführte strikte staatliche Kontrolle war ein Großteil der Argentinier, vor allem der Mittelstand, von heute auf morgen von fast jeder legalen Teilnahme am Wirtschaftsleben ausgeschlossen. Nur ganz, ganz wenige haben damals den Reibach ihres Lebens gemacht. Es waren diejenigen, die vorab wussten, was passieren würde und sich mit Dollar in bar in großen Mengen eingedeckt hatten.

Die spanische Zeitung „elmundo.es“ schreibt über die frühere Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner: „Der Mord an Fabián Gutiérrez, einem ehemaligen persönlichen Sekretär der ehemaligen argentinischen Präsidentin Cristina Fernández, hat die Skandale und Korruptionsverdächtigungen rund um den Kirchnerismus wieder in den Vordergrund gerückt. Gutiérrez wurde 2018 verhaftet und wurde dann ein reuiger Zeuge und prangerte die illegalen Provisionen an, die die derzeitige Vizepräsidentin und ihr 2010 verstorbener Ehemann Néstor über die Jahre hinweg gesammelt hatten. Das Ehepaar soll schwindelerregende Summen zwischen 10 und 21 Milliarden Dollar gestohlen haben, um sich persönlich zu bereichern und um einen Machtapparat durch Korruption zu speisen. Das Verbrechen der Person, die aussagte, wie Cristina Fernández mit Müllsäcken voller Geld umging, ist beunruhigend. Und es scheint zu zeigen, dass einige sehr an der Straffreiheit für die allmächtige Politikerin interessiert.“

Deutschland wähnt sich, trotz eigener traumatischer Erfahrungen in der Vergangenheit, immun gegen solche Folgen des Vertrauensverlustes in die Währung. Ab 2002 tauchten dann aber, vor allem in Italien, Spanien und Portugal, immer mehr 70-, 80- und sogar 90-jährige Argentinier auf, die wieder als Architekten, Lehrer und in anderen Berufen arbeiteten. Und das waren die wenigen Glücklichen, die einen Zweitpass eines EU-Landes hatten und einen Beruf, in dem sie in diesen Ländern auch Arbeit fanden. Dieses Trauma kann nun, dank der mutigen liberalen Wirtschaftspolitik von Javier Milei geheilt werden. Die Kaufrestriktionen für Devisen wurden abgeschafft.

Die argentinische Zentralbank (BCRA) teilte auf derselben Pressekonferenz, die in der letzten Woche stattfand, mit, dass sie am Montag, den 14. April 2025 mit Phase 3 des Wirtschaftsprogramms beginnen würde. An diesem Tag endete die Begrenzung des Devisenhandels. Die neuen Floating-Regeln sehen einen Wechselkurs zum US-Dollar innerhalb der Bandbreiten von 1.000 bis 1.400 argentinischen Pesos (ARS) vor. Dieser Kurs kann monatlich bis zu 1 Prozent angepasst werden.

Außerdem konnte die argentinische Regierung Javier Mileis mitteilen, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) 2025 Argentinien mit 20 Milliarden US-Dollar unterstützen wird. Der Großteil dieser Hilfen, 15 Milliarden US-Dollar, werden 2025 für die argentinische Regierung frei verfügbar sein.

Durch die neue Regelung können auch die unterschiedlichen Dollar-Wechselkurse abgeschafft werden. Außerdem können ab 2025 Gewinne auch außerhalb Argentiniens ausgezahlt werden. Die Beschränkungen für den Erwerb von Devisen für Privatpersonen wurden vollständig aufgehoben.

Um die Bedeutung der jetzt verkündeten Maßnahmen richtig verstehen zu können, lohnt es sich, einen Blick auf die verschiedenen Wechselkurse zu werfen, die es in Argentinien, hoffentlich nicht mehr lange, gibt.

Die spanische Bank BBVA schreibt dazu: „In Argentinien gibt es eine Vielzahl von Wechselkursen. Jeder von ihnen hat eine Funktion in der Wirtschaft und wird bei verschiedenen Finanzgeschäften verwendet.“

„Wenn es um den Kauf von Dollars geht, ist es eine große Herausforderung, den jeweiligen Wechselkurs zu kennen, da es mehr als ein Dutzend Optionen gibt. Die Entwicklung der Devisenbeschränkungen und Devisenvorschriften in den letzten Jahren hat zu einem sehr heterogenen Devisenmarkt geführt, auf dem der offizielle Wechselkurs mit mehreren Kursen koexistiert, die astronomische Diskrepanzen aufweisen. Wobei der Wechselkurs von der Operation bestimmt wird, die man ausführen will.“

Außerdem gibt es einen wenig verbreiteten Krypto-Dollar und den Großhandelsdollar, den Banken und Wechselstuben verwenden.

Man benötigt nicht viel Phantasie, um sich die Schwierigkeiten auszumalen, die dieses System für eine Wirtschaft bedeuten. Bedenkt man dann noch die enorme Inflation, die vor Mileis Amtszeit das Geld in Rekordzeit entwertet hatte, gleicht es fast einem Wunder, dass in Argentinien überhaupt noch so etwas wie ein Wirtschaftsleben stattgefunden hat.

Hier ein paar Zahlen zu den Dollar-Wechselkursen. 2024, kurz nach seinem Amtsantritt, bekam man für einen Dollar auf dem regulären Markt 805,50 argentinische Peso (ARS). Auf dem irregulären Markt bekam man 1.145 ARS. Diese beiden Kurse näherten sich immer weiter an. Im März bekam man, offiziell, für 1 US-Dollar 1.035,50 ARS, inoffiziell 1.280 ARS.

Ohne die radikalen Reformen Mileis wäre diese Entwicklung unmöglich gewesen. Er hatte den Mut, Vorschriften und Gesetze, die das Leben der Menschen unerträglich einengten und fast jede Eigeninitiative ausgebremst hatten, einfach zu entsorgen. Afuera! Argentinien würde heute nach wie vor zwischen Korruption, Inflation und Bürokratie zerrieben. Die Deutschen haben sich leider für den entgegengesetzten Weg entschieden. Das Resultat wird ein ruinierter Staat sein und es sind unsere Politiker, die die Menschen mit Füßen treten.

Argentinien und die USA werden bald auch die ersten Länder sein, die nicht nur vom Freihandel sprechen, sondern ihn praktizieren. Die 0-Prozent-Vereinbarung scheint, zumindest für bestimmte Güter, in Reichweite zu sein.

Wären deutsche und EU-Politiker in der Lage, die Welt ohne ihre ideologische und moralische Brille zu betrachten. Hier gäbe es viel zu lernen.

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