
Wie soll man es nennen, wenn ein Mann sich die großen Chancen seines Lebens kaputt macht, weil er im falschen Moment das Falsche tut? Armin Laschet wollte Bundeskanzler werden – aber lachte 2021 im Angesicht der Flutkatastrophe vom Ahrtal und wurde dabei fotografiert. Er hätte bald (womöglich) Außenminister werden können – und wurde mit Tempo 97 in einer Aachener Tempo-50-Zone geblitzt. Lappen weg, Ministerposten weg.
Ist es ein undankbares Schicksal, das Armin Laschet übel mitgespielt hat? Sind es Intrigen, über die der brave Mann gestolpert ist? Alles nicht. Mein gesunder Menschenverstand sagt mir: Man lacht nicht im Angesicht des Todes. Man fährt nicht doppelt so schnell, wie man darf.
Vertrauen und Anstand – das waren die wichtigsten Worte in seiner Bewerbungsrede zum CDU-Kanzlerkandidaten vor vier Jahren. Er hielt die Erkennungsmarke seines Vaters hoch. Sein Vater war Steiger. Wenn er wieder über Tage war, so erzählte der Sohn, hängte er die Marke an den Haken mit seinem Namen. Hätte die Kumpels seine Marke nicht an ihrem Platz gesehen, hätten sie ihn zu suchen begonnen. Eine Sache des Vertrauens.
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Armin Laschet erhielt das Vertrauen seiner Parteifreunde, über das er in seiner Bewerbungsrede so eindringlich gesprochen hatte. Er wurde Kanzlerkandidat der CDU – und verlor gegen Olaf Scholz, was eigentlich für sich spricht.
Olaf Scholz (SPD), aktuell geschäftsführender Bundeskanzler.
Viele Leute sagen – Armin Laschet war am besten als Ehrensenator im Aachener Karneval. Das passte zu ihm, eigentlich brauchte er sich gar nicht zu verkleiden. Das ist ein bisschen gemein, aber irgendwie hat es auch eine innere Wahrheit. Armin Laschet hat sich hochgearbeitet vom Kreisvorsitzenden über den Landesvorsitzenden bis zum Ministerpräsidenten Nord-Rhein-Westfalens. Das ist eine gewaltige Karriere. Dann wollte er Kanzler werden.
Es erinnert mich an das Märchen von „Hans im Glück“ der Gebrüder Grimm aus dem Jahr 1819. Es beschreibt die Abenteuer eines Mannes, der spannende Begebenheiten auf seiner Reise nach Hause beschreibt. Auf seiner Wanderung tauscht er immer wieder seinen Besitz gegen vermeintlich wertvollere Gegenstände ein. Erst tauscht er einen Klumpen Gold gegen ein Pferd, dann das Pferd gegen eine Kuh, zum Schluss hat er zwei Feldsteine, und die fallen ihm ins Wasser. „Endlich ist er glücklich“, heißt es im Märchen.
Armin Laschet
Übersetzt in unsere Zeit und übertragen auf Armin Laschet ist die Moral von der Geschichte: Man sollte im Leben nie zu hoch greifen. Man könnte oben verbrennen. Sei also zufrieden mit dem, was du hast. Und: Wenn du so viel über Vertrauen und Anstand sprichst, musst du dich daran selbst halten. Auch im Auto.
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