
Ein Korruptionsskandal erschüttert das Münchner Kreisverwaltungsreferat: Vier Referats-Mitarbeiter wurden vergangene Woche bei einer Razzia festgenommen – sie sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Bereits seit dem 6. März befindet sich ein weiterer Verdächtiger in U-Haft, der als Mittelsmann gedient haben soll. Der Vorwurf: Gegen Geld- und Sachleistungen sollen illegal Aufenthaltstitel ausgestellt worden sein. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Bestechung und Urkundenfälschung. Im Zentrum des Betrugs steht ein sogenannter „Relocation Agent“, dessen Rolle größer sein könnte, als bislang bekannt.
Das Münchner Kreisverwaltungsreferat wird von einem Asyl-Skandal heimgesucht. Im Fokus: „Relocation-Agenten“.
Ein solcher „Relocation Agent“ steht nun im Verdacht, Kontakte zu bestimmten Asylbewerbern vermittelt, gefälschte Dokumente erstellt und städtische Mitarbeiter bestochen zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Bestechung und Urkundenfälschung. Dabei soll der Agent nicht nur Bargeld als Bestechungsmittel angeboten haben. Bei einer Razzia am Dienstag vergangene Woche suchten Ermittler gezielt nach Unterlagen und fanden Hinweise auf Zuwendungen – darunter luxuriöse Geschenke wie Handtaschen, bezahlte Reisen, Einladungen zu Veranstaltungen, Fahrten in Luxuslimousinen und Bargeld. Dies geht aus dem Durchsuchungsbeschluss hervor, der dem Münchner Merkur vorliegt.
Der Verdacht: Geld und Geschenke im Austausch für Bleiberecht.
Der Skandal erschüttert die Behördenlandschaft Deutschlands. In den verworrenen Korridoren des Kreisverwaltungsreferats (KVR) München tauchte ein Name immer wieder auf. Es geht um einen Mann namens A., ein sogenannter „Relocation-Agent“, der in ein Netz aus undurchsichtigen Genehmigungen, verschobenen Akten und verschwundenen Dokumenten verstrickt sein soll. Offiziell ist wenig bekannt, aber es zeichnet sich ein Bild ab, das weit über eine einfache Verwaltungspanne hinausgeht. NIUS berichtete.
Die Ermittlung der Polizei lenkt die Aufmerksamkeit auf eine Berufsgruppe, die im Verborgenen agiert, aber einen unschätzbaren Einfluss auf das Leben vieler Menschen hat: die „Relocation-Agenten“. In der Regel helfen sie internationalen Fachkräften und wohlhabenden Neuzugängen dabei, sich nahtlos in Deutschland niederzulassen. Dabei übernehmen sie nicht nur die Wohnungs- und Behördensuche, sondern kennen auch die geheimen Abkürzungen im deutschen Verwaltungsdschungel – offensichtlich auch illegale Praktiken, worauf die derzeitigen Ermittlungen hinweisen könnten. Dem Münchner Kreisverwaltungsreferat sei der Mann irgendwann aufgefallen, sodass die Behörde selbst die Polizei informierte.
Auf NIUS-Anfrage antwortet die Ausländerbehörde wie folgt: „Das KVR verfolgt wie die ganze Landeshauptstadt München eine Zero-Tolerance-Politik in Bezug auf Korruption und bringt jeden Verdacht zur Anzeige. Wir haben sofort nach dem Aufkommen erster Verdachtsmomente interne Ermittlungen aufgenommen und diese in den vergangenen Monaten gemeinsam mit den Ermittlungsbehörden vorangetrieben“.
Laut dem Münchner Merkur treiben sich auf dem Gelände des Kreisverwaltungsreferat (KVR) immer wieder sogenannte „Relocation-Agenten“ herum. Ihr Ziel ist es, mit Asylbewerbern Geld zu verdienen. Oftmals sprechen diese Menschen schlecht oder gar kein Deutsch. Die erwähnten Agenten sind dabei auffällig oft auch mit der arabischen Sprache vertraut. Werden die Agenten auf dem Gelände des KVR erwischt, droht ein Hausverbot.
Viele Fragen bleiben ungeklärt. Der Mittelsmann im Münchener Kreisverwaltungsreferat wird seit dem 6. März von Bayrischen Beamten vernommen. Die Ermittlungen laufen.
Die Agenten sind Mittler zwischen der deutschen Bürokratie und denen, die sich nicht durch das Dickicht aus Meldepflichten, Aufenthaltstiteln und Einwanderungsbestimmungen kämpfen wollen. Doch woher kommt ihre plötzliche Bedeutung? In den letzten Jahren ist Deutschland zu einem Hotspot für Menschen aus aller Welt geworden. Wer schon einmal versucht hat, in einer deutschen Großstadt kurzfristig eine Wohnung zu finden oder eine Aufenthaltserlaubnis ohne monatelange Wartezeit zu erhalten, versteht schnell, warum es für diesen Berufsstand eine wachsende Nachfrage gibt.
Die sogenannten „Relocation-Agenten“ können vieles schnell möglich machen: Innerhalb weniger Tage organisieren sie eine Wohnung in bester Lage, regeln Behördenangelegenheiten im Eiltempo und sorgen dafür, dass ihre Kunden sich nirgendwo persönlich anstellen müssen. Was für manche ein lästiger Aufwand ist, erledigen sie mit nur wenigen Telefonaten – und lassen sich ihre Dienstleistung entsprechend vergüten.
Aber der Einfluss dieser Agenten reicht weit hinein in die Asylindustrie. Was diese Agenten tun, ist per se nicht illegal. Sie nutzen lediglich jede erdenkliche Lücke im System, um ihre Kunden zufriedenzustellen. Der KVR-Skandal ist nur ein Beispiel dafür, wie tief verstrickt diese Agenten in den Verwaltungsapparat sein können. Die Ermittlungen werden zeigen, ob hier nur ein Einzelner Grenzen überschritten hat – oder ob sich hinter den „Relocation-Agenten“ eine Schattenwelt aus Beziehungen, Gefallen und systematischer Bevorzugung verbirgt.
Eines ist sicher: Ihre Rolle in der bundesdeutschen Migration wird immer bedeutender. Ob als nützliche Dienstleister oder als zweifelhafte Profiteure eines undurchsichtigen Bürokratie-Dschungels.
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