Audi am Scheideweg: Erzwingt die Absatzkrise einen weitreichenden Stellenabbau?

vor etwa 2 Monaten

Blog Image
Bildquelle: Tichys Einblick

Die gesamte deutsche Automobilbranche gerät ins Wanken. Die radikale Fokussierung auf E-Mobilität und die Abkehr vom Verbrennungsmotor entpuppen sich als folgenschwerer Fehler. Deutsche Elektroautos finden weltweit kaum Abnehmer – im vergangenen Jahr brachen die Verkaufszahlen massiv ein. Besonders hart trifft es Audi, dessen Neuzulassungen für vollelektrische Fahrzeuge um 33 Prozent zurückgingen.

Der Grund liegt auf der Hand: Audi und Co. sind mit ihren Stromern international nicht wettbewerbsfähig. Besonders auf dem Schlüsselmarkt China dominiert die heimische Konkurrenz mit Preisen, die teils bis zu fünfmal günstiger sind als die deutscher Hersteller. Hinzu kommt der Einbruch in Deutschland. Seit der Staat die Förderung für den Kauf von Elektroautos im Dezember 2023 gestrichen hat, ist die Nachfrage massiv eingebrochen.

Die schwache Nachfrage nach Elektroautos hat Audi im Jahr 2024 schwer getroffen. In allen wichtigen Märkten musste der bayerische Autobauer erhebliche Absatzverluste hinnehmen. Insgesamt verkaufte das Unternehmen nur noch 1,7 Millionen Fahrzeuge, ein deutlicher Rückgang gegenüber den knapp 1,9 Millionen aus dem Vorjahr.

Dieser Negativtrend spiegelt sich auch in den Geschäftszahlen wider. Die Umsatzerlöse für die ersten neun Monate des Jahres 2024 lagen bei 46,3 Milliarden Euro, ein Rückgang von 8,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (50,4 Milliarden Euro).

Besonders drastisch fiel das operative Ergebnis aus, das um 54 Prozent auf nur noch 2,1 Milliarden Euro einbrach. Im Vorjahr waren es noch 4,6 Milliarden Euro. Dieser Rückgang ist besonders brisant, da das operative Ergebnis ungeschönt die Profitabilität des Kerngeschäfts widerspiegelt und zeigt, wie schlecht das Geschäft ohne externe Faktoren wie Zinsen oder Steuern tatsächlich läuft.

Auch die Gewinnmarge geriet unter Druck und fiel 2024 auf unter fünf Prozent. Ein herber Rückschlag für Audi. Denn das Unternehmen hatte sich eigentlich zum Ziel gesetzt, wieder zweistellige Margen zu erreichen.

Nach einem schwachen Geschäftsjahr muss Audi nun massiv sparen. Laut Medienberichten plant der Autobauer, die Personalkosten jährlich um eine Milliarde Euro zu senken – durch Stellenabbau, den Wegfall von Zusatzleistungen und die verstärkte Auslagerung von Dienstleistungen. Der strikte Sparkurs umfasst zudem eine Reduzierung der Materialkosten um acht Milliarden Euro bis 2030, wie das Handelsblatt berichtet.

Um die finanziellen Engpässe zu bewältigen, wird die VW-Tochter kaum um einen breit angelegten Stellenabbau herumkommen. In welchem Umfang Audi in Deutschland Arbeitsplätze streichen wird, ist noch unklar. Fakt ist jedoch, dass bis 2029 eine Beschäftigungssicherung gilt, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Danach hätte der Konzern jedoch freie Hand. Eine Audi-Sprecherin bestätigte gegenüber IPPEN.MEDIA, dass die Beschäftigungsgarantie bis 2029 Bestand habe und betriebsbedingte Kündigungen „solange ausgeschlossen“ seien.

Laut dem Bayerischen Rundfunk könnten rund 9.000 Arbeitsplätze in Deutschland betroffen sein, davon allein 5.000 in Ingolstadt. Offiziell hält sich Audi bedeckt: „Wir bestätigen weder den in den Medien spekulierten Stellenabbau noch die genannten Zahlen“, erklärte der Konzern Ende Januar gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.

Bereits 2019 hatte Audi angekündigt, 9.500 Stellen in Deutschland abzubauen, während gleichzeitig bis zu 2.000 neue Arbeitsplätze in den Bereichen Elektromobilität und Digitalisierung geschaffen werden sollten. Doch angesichts der aktuellen Absatzrückgänge steht die gesamte Elektrostrategie des Volkswagen-Konzerns nun auf dem Prüfstand. Audi könnte sich gezwungen sehen, seine Pläne für den Umstieg auf Elektromobilität grundlegend zu überdenken.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Nur 9,3 Prozent der aktuell ausgelieferten Audi-Modelle sind rein elektrisch. Statt eines erhofften E-Booms erlebt der Konzern eine Stagnation, die die Schwächen seiner Elektrostrategie offenlegt.

Während der Markt von günstigen chinesischen E-Autos überschwemmt wird, die durch staatliche Subventionen, niedrige Lohnkosten und eine marktbeherrschende Stellung bei kritischen Rohstoffen preislich unschlagbar sind, bleibt Audi mit seinen hochpreisigen Stromern auf der Strecke.

Innerhalb des VW-Konzerns deutet sich ein Sinneswandel an. Der Autobauer Porsche, der ebenfalls unter der Absatzkrise im E-Mobilitätssektor leidet, hat sich offen gegen die EU-„Klimaziele“ gestellt und beschlossen, wieder verstärkt in die Entwicklung von Verbrenner-Modellen zu investieren. Laut einer aktuellen Unternehmensmitteilung plant Porsche für 2025 Investitionen in Höhe von 800 Millionen Euro in neue Fahrzeuge mit Verbrennungs- und Plug-in-Hybridtechnologie. Zwar wird die Weiterentwicklung elektrischer Antriebe nicht gänzlich gestoppt, doch sie verliert deutlich an Priorität.

Auch bei Audi und VW regt sich offenbar erste Einsicht. Noch gibt es keine offiziellen Pläne für eine Rückkehr zum Verbrenner, doch hinter den Kulissen werden entsprechende Überlegungen angestellt. Laut Handelsblatt erwägen Insider, einige Verbrennermodelle in Europa länger als geplant anzubieten.

Ursprünglich hatten VW und Audi angekündigt, spätestens 2033 keine Verbrenner mehr in Europa zu verkaufen. Doch angesichts der dramatischen Absatzeinbrüche wird nicht nur eine Verschiebung des Verbrenner-Endes, sondern eine aktive Rückkehr zur Verbrenner-Produktion nach dem Vorbild von Porsche zur wirtschaftlichen Notwendigkeit. Nur so kann der gesamte Konzern wieder profitabel wirtschaften und seine Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen. Die Realität zeigt: Der ideologisch getriebene Elektrokurs ist nicht länger tragfähig und die deutschen Hersteller werden das erkennen müssen.

Publisher Logo

Dieser Artikel ist von Tichys Einblick

Klicke den folgenden Button, um den Artikel auf der Website von Tichys Einblick zu lesen.

Weitere Artikel