
Der massive Sparzwang innerhalb des Volkswagen-Konzerns erreicht nun auch die Tochter Audi. Wie das Handelsblatt unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet, plant der Ingolstädter Autobauer Kostensparungen in Höhe von acht Milliarden Euro bei Materialkosten bis 2030 – und bis dahin jährlich eine Milliarde beim Personal. Die Folge dieser Multimilliardeneinsparung wären neben der Streichung von Leistungen auch ein massiver Stellenabbau. Bis 2029 gilt formal die eigentlich legendäre Arbeitsplatzgarantie – der Konzern will aber dennoch massiv sparen.
VW hat bereits angekündigt, 35.000 Arbeitsplätze abzubauen, das Schwesterunternehmen Porsche ebenfalls knapp 2.000. Audi dürfte es ähnlich hart treffen. Der Premiumhersteller kämpft seit Längerem mit einem schwachen Elektroauto-Absatz, strukturellen Problemen u.a. in China und einer generell schwachen Profitabilität. Während Konkurrenten wie Mercedes oder BMW bis zu 10 Prozent Rendite erwarten können, hängt Audi weit unter fünf Prozent fest. Intern ist das Ziel mittelfristig 14 Prozent zu erreichen, doch das scheint zunehmend unmöglich.
Vorstandsvorsitzender Gernot Döllner sucht nun einen massiven Sparkurs, um den Konzern zu sanieren – dagegen läuft die IG Metall intern Sturm, Verhandlungen stehen bevor. Auch bei VW verweigerte die Gewerkschaft zunächst jede Streichung – letztlich war ein Stellenabbau aber unumgänglich. Die deutsche Automobilindustrie rutscht damit immer weiter in die Krise, sie erfasst nun zunehmend auch die eigentlich wirtschaftlich robusteren, höherpreisigen Hersteller.
Wie das Handelsblatt weiter berichtet, gibt es nun auch Zweifel an der reinen Elektroautostrategie des Unternehmens. Die Volkswagen-Gruppe fokussierte sich wie kein anderer Hersteller in Deutschland auf eine reine Zukunft mit Elektroautos. Bis 2033 wollte man bei Audi eigentlich keine Verbrenner mehr innerhalb der Europäischen Union herstellen – doch die Verkaufszahlen waren zuletzt ernüchternd. Lediglich 15 Prozent der verkauften Wagen sind Elektroautos – deutlich weniger selbst als bei BMW. Der Münchner Konzern legte sich dabei nie so eindeutig auf das Verbrenner-Aus fest wie VW.
Intern ist bei Audi nun euphemistisch von einer „Abflachung der Anlaufkurve bei der Elektromobilität“ die Rede. Es wird sogar über ein neues Verbrennermodell gesprochen, das in Ingolstadt produziert werden würde. Stillschweigend vollzieht Audi damit einen Richtungswechsel – der „Elektro Only“-Ansatz scheint gescheitert, stattdessen will man sich die Verbrenner-Option zumindest offenhalten. Die Frage ist allerdings, inwiefern insbesondere die EU das regulatorisch überhaupt in der Zukunft zulässt.