
Der Anschlag in München dürfe nun nicht zu einer „Spaltung der Gesellschaft“ führen, erklärt Bundeskanzler Olaf Scholz im TV-Duell der Bild am Mittwochabend anlässlich der Bundestagswahl. Zuvor wurde er von der Moderatorin und Bild-Chefin Marion Horn gefragt, was er dem Vater des ermordeten Kindes und der Frau nun sagen würde. Es gebe „keine Worte, wo man jemanden Trost spenden“ könne, „außer dass wir uns als Menschen gemeinsam fühlen“. Horn meint, es wäre tröstlich, wenn die Politik aktiv würde und der Verlust der Angehörigen nicht vergeblich wäre. Doch auch hier bleibt Scholz eine klare Antwort schuldig und spricht stattdessen lieber über Menschlichkeit und Zusammenhalt.
Das Duell von Scholz und Merz war das letzte übertragene Aufeinandertreffen des Bundeskanzlers Scholz und seines Herausforderers, dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz. Die Debatte wurde im Vorfeld aufgezeichnet. An der Seite von Marion Horn wurde das Duell von Welt-Chefredakteur Jan Philipp Burgard moderiert. Es war kein ergebnis- oder ereignisvolles Duell, stattdessen gab es ein gewohntes Wortgefecht, in dem beide Kandidaten ihre bekannten Argumente wiederholten.
#Scholz wird von Bild-Chefin @marionhorn danach gefragt, was er den Hinterbliebenen der Opfer von #München, dem trauernden Vater, sagen würde und er spricht wie ein zur Empathie unfähiger Holzklotz von der „Spaltung der Gesellschaft“, die jetzt nicht entstehen dürfe. Ohje. pic.twitter.com/XuYD7WSYrR
— Julius Böhm (@julius__boehm) February 19, 2025
Schon die erste Frage ließ aufhorchen: In einem einzigen Wort sollten die Kontrahenten den aktuellen Zustand Deutschlands beschreiben. Scholz hielt sich nicht daran, sondern redete um das Thema herum – sein Kernwort war letztlich „Freundlichkeit“. Merz antwortete zunächst mit „gespannte Aufmerksamkeit“, konnte dann aber nicht widerstehen, ebenfalls weiter auszuholen.
Merz beklagte, dass lange ein negatives Bild von ihm gezeichnet worden sei – insbesondere bei Frauen. Er arbeite daran, dieses Image zu korrigieren. Scholz hingegen wurde gefragt, ob er Schwierigkeiten habe, Fehler einzugestehen. Seine knappe Antwort: Nein. Er tat die Kritik als „politische Propaganda“ ab. Ein Beispiel für einen Fehler, den er zugegeben habe, blieb er jedoch schuldig.
Als ein Einspieler einen Mann zeigte, der seit 20 Jahren von Sozialleistungen lebt und keinen Grund sieht, arbeiten zu gehen, war das für Merz eine Steilvorlage. Scholz äußerte zwar seine Ablehnung zu solchen Einstellungen, verwies aber auf die rechtlichen Grenzen, die das Bundesverfassungsgericht setze. Merz nutzte die Gelegenheit, um seine bekannte Linie fortzuführen: Die Politik müsse durchgreifen, um solche Zustände zu verhindern. Der Mann im Einspieler hieß Frank R. – Merz merkte sich das und betonte den Namen mehrfach. Scholz hingegen sprach von „Frank L.“ – und merkte seinen Fehler nicht.
Beim Thema Migration wurde es emotionaler. Scholz versuchte, seine bisherigen Maßnahmen zu verteidigen, während Merz betonte, dass die derzeitige Politik nicht ausreiche. Besonders deutlich wurde der CDU-Chef, als er von „tickenden Zeitbomben“ sprach, also bekannten Gefährdern, die nicht abgeschoben werden könnten. Für ihn sei klar: Die gesetzlichen Hürden müssten abgebaut werden.
Das TV-Duell bot wenig Überraschungen. Scholz redete oft um den heißen Brei herum, sein Kontrahent tat es ihm gleich. Doch im Gegensatz zu Scholz konnte Merz einige wenige Momente für sich nutzen. Eine Blitzumfrage der Welt nach der Sendung zeigte: 53 Prozent der Zuschauer sahen Merz vorn, nur 27 Prozent gaben Scholz den Sieg. Die Frage nach den besseren Argumenten beantworteten sogar 56 Prozent mit Merz, während nur 29 Prozent Scholz vorne sahen.