
Die Abwahlpanik ist mit Händen zu greifen. Reiner Haseloff (CDU), der sich als Noch-Ministerpräsident von Sachsen Anhalt am 6. September 2026 dem Votum der Wähler stellen muss, zieht alle unanständigen Register.
Wenn die Bürger seines Landes den AfD-Spitzenkandidaten Ulrich Siegmund zu seinem Nachfolger machen, will Haseloff diese demokratische Entscheidung nicht ertragen – „dann wäre für mich wirklich die Grundsatzüberlegung, ob ich nach 72 Jahren meine Heimat verlassen würde“, erklärt er pathetisch gegenüber der „Bild“-Zeitung.
So ein Machtwechsel würde für ihn eine „unerträgliche Atmosphäre“ schaffen, moralisiert er gegenüber dem Blatt weiter. Das „würde auch für meine Frau und für viele in meinem Umfeld die Grundsatzfrage stellen, ob man sich dies antun möchte“.
Ob ihn viele vermissen würden, ist fraglich. Die Wähler werden sich zweifellos ihren eigenen Reim darauf machen, ob sie sich einen solchen schlechten Verlierer noch einmal als Ministerpräsident antun wollen. Reiner Haseloff ist seit 2011 Regierungschef in Sachsen-Anhalt und hat sich noch nicht festgelegt, ob er überhaupt wieder antritt. Noch regiert er mit einer schwarz-rot-gelben „Deutschland-Koalition“ aus CDU, SPD und FDP.
Die AfD hat dagegen ihren Co-Fraktionschef Ulrich Siegmund schon im Mai zum Ministerpräsidentenkandidaten ausgerufen und das Ziel ausgegeben, bei der nächsten Wahl eine absolute Mehrheit und den Auftrag zur Alleinregierung zu erreichen.
Bei einem Schlagabtausch vergangene Woche im Landtag hat Siegmund den Noch-Ministerpräsidenten scharf attackiert, dessen Regierung als „Anti-Deutschland-Koalition“ charakterisiert und von „vier verlorenen Jahren“ gesprochen.
Der CDU-Mann, der offenbar die Macht seiner Partei und Person mit dem gesamten Land gleichsetzt, hatte angekündigt, er werde alles tun, um eine Regierungsbeteiligung der AfD zu verhindern, die das Land „verhunzen“ würde.
Haseloff spürt bei diesen Ausfällen offenbar den heißen Hauch der Umfragen im Nacken. War die CDU 2021 noch mit deutlichem Vorsprung stärkste Partei geworden, dümpelt sie inzwischen um die 30-Prozent-Marke. Die AfD als zweitstärkste Kraft sitzt ihr jetzt dicht im Nacken und ist auf Überholkurs.
Die Chancen stehen also gut, dass Sachsen-Anhalt tatsächlich das erste Bundesland mit einer AfD-Regierung wird. In einem Punkt hat Reiner Haseloff jedenfalls recht: Die kommende Landtagswahl wird eine „Richtungsentscheidung“.