
Im Interview mit dem Münchner Merkur sprach Friedrich Merz über seine außenpolitischen Pläne, sollte er Bundeskanzler werden. Es ging um die Ukraine, Deutschlands Rolle in Europa und das Entwicklungsministerium. Über Deutschlands Rolle in Europa sagte der CDU-Vorsitzende: „Deutschlands Rolle in Europa wird zurzeit als große Lücke empfunden.“ Deutschland sei das bevölkerungsreichste Land und eines der wirtschaftlich stärksten, trotz Ampel-Politik. „Der Bundeskanzler muss in enger Absprache mit allen Partnern Führungsverantwortung für ganz Europa übernehmen. Diese Lücke möchte ich füllen.“ Bundeskanzler Scholz sei „weit hinter den Notwendigkeiten eines deutschen Bundeskanzlers“ zurückgeblieben.
Europa müsse unabhängiger werden, ohne sich von Amerika zu lösen. Dazu haben die europäischen Länder ihre Verteidigungsbudgets aufgestockt. Gleichzeitig erteilte Merz der Befürchtung eine Absage, dass Trump das Beistandsversprechen der NATO nicht mehr ernst nehme. „Trump ist in seine beiden Wahlkämpfe immer mit dem Slogan gegangen: America first! Er hat nie gesagt: America alone. Diesen Unterschied sollten wir verstehen“, sagte Merz.
Mit Trump wolle er als Bundeskanzler auf Augenhöhe reden. „Das ist jedenfalls meine feste Absicht. Und dazu gehört, dass sich ein deutscher Bundeskanzler vor solchen Gesprächen immer mit den wichtigsten Verbündeten in der EU abstimmt – und auch mit Großbritannien.“ Auf der Sicherheitskonferenz in München werde er den Vizepräsidenten J. D. Vance kennenlernen. Nach der Regierungsbildung wolle er sich „relativ schnell“ auch mit Präsident Trump treffen.
In Bezug auf die Ukraine sagte der CDU-Kanzlerkandidat, dass das Land „aus einer Position der Stärke“ in Verhandlungen gehen müsse. Im Unterschied zu Olaf Scholz sieht er nach eigener Aussage kein Problem darin, wenn die Ukraine Kriegsschulden gegenüber Amerika mit Rohstoffen begleicht, wie der ukrainische Präsident selbst vorgeschlagen hatte.
Merz sagte: „Auch hier gilt: Erregung ersetzt keine politische Strategie.“ Allerdings sei es nicht im Interesse der Ukraine, öffentlich über das Thema zu spekulieren. Wie der Frieden in der Ukraine gesichert werden könne, müsse mit der Ukraine und anderen europäischen Ländern gemeinsam besprochen werden. „Aber nicht im Wege öffentlicher Ermahnungen, sondern strategisch klug im direkten Gespräch. Ich spekuliere nicht darüber. Das Einzige, was ich ganz fest und klar sage: Deutschland wird nicht Kriegspartei in der Ukraine.“
Die Entwicklungshilfe wolle er nicht „auf Null stellen“, jedoch müssten die Zahlungen im Zusammenhang mit „unseren eigenen strategischen und sicherheitspolitischen Interessen“ stehen, auch was die Migrationspolitik angehe. Er könne sich auch eine Neuordnung vorstellen, sodass die Entwicklungshilfe nicht mehr in einem eigenen Ministerium, sondern zum Beispiel im Außenministerium geregelt wird.
Angesprochen darauf, ob er noch „Millionen“ an das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA zahlen werde, obwohl dessen Mitarbeiter am Hamas-Terror beteiligt waren, antwortete Friedrich Merz: „Vor Entscheidungen dazu würden wir uns sehr genau anschauen, wer eigentlich die handelnden Personen dort sind. Deutsches Steuergeld kann nur fließen, wenn sichergestellt ist, dass damit nicht mittelbar oder gar unmittelbar der Hamas-Terror gegen Israel finanziert wird.“