
Es ist nicht ein Ereignis oder eine Person, die Wut und Hass auf Israel inzwischen weltweit fördert. Es ist die Masse. Die unvollständige Liste reicht vom UN-Generalsekretär Antonio Guterres über den UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, bis hin zu Irans Obermullah Khamenei; von Spaniens Ministerpräsidenten Pedro Sánchez bis zum irische Parlament, und von über 70 Gesangskünstlern des ESC über den deutschen Islam-Wissenschaftler Michael Lüders bis hin zum Bayerischen Rundfunk, der Tagesschau, den Tagesthemen und dem Weltspiegel.
Regelmäßig wenden sich all diese Akteure mit maßlosen Vorwürfen und Unterstellungen gegen Israel. Dann sind sie überrascht und entrüstet, als zwei junge Diplomaten der israelischen Botschaft in Washington mit 21 Schüssen in den Rücken geradezu hingerichtet werden. Der Täter jedoch hat den gleichen Satz auf den Lippen wie Professoren, Studenten, Journalisten, Politiker und Bürger, die sich Aktivisten nennen – von Los Angeles über Paris, London bis nach Berlin. Vor dem Mord steht das Wort: Free Palestine.
Die Leichen vom 7. Oktober 2023 waren noch nicht identifiziert, als Antonio Guterres das Stichwort für eine Mitschuld Israels am Massaker gab: „Der 7. Oktober hat nicht in einem Vakuum stattgefunden“.
Die fast beliebig ergänzbare Liste einer Anti-Israel-Phalanx von Institutionen und Personen hat ein herausragendes Merkmal: Unter dem Deckmantel, Gutes tun zu wollen, spielen sie den Barbaren von Gaza in die Hände. Sie sind geradezu besessen, die einzige Demokratie im Nahen Osten, den einzigen Rechts- und Sozialstaat durch rastlose Propaganda in die Knie zu zwingen, koste es was es wolle.
Ja, es ist Krieg in Nahost, nicht erst seit dem 7. Oktober 2023. Es ist die am längsten andauernde gewaltsame Auseinandersetzung der Neuzeit, über 100 Jahre. Damals begann Theodor Benjamin Herzl das historisch verbriefte Recht des jüdischen Volkes auf eine eigene Heimstatt zwischen Mittelmeer und Jordan zu verwirklichen. Wut und Hass auf den inzwischen 77 Jahre jungen Staat Israel haben viele Ursache:
Politisch motivierten Antisemitismus wie er gerne in Spanien und Irland gepflegt wird. Anti-Judaismus, hervorgekramt aus den dunklen Jahrhunderten, in denen Juden als Gottesmörder verfolgt und massakriert wurden. Nostra Aetate, das Dokument des Zweiten Vatikanischen Konzils, das als Friedensschluss zwischen dem Vatikan und dem Judentum gelten kann, verstaubt unterdessen im Archiv. Anti-Israelismus genährt durch Neid auf das erfolgreichste Land im Nahen Osten, dessen Bruttosozialprodukt höher ist als das aller Nachbarn zusammengerechnet, tobt weltweit. Gegen ein Land, in dem die freie Rede ungehindert, geradezu exzessiv ausgeübt wird und die Gewaltenteilung gefährdet sein mag, aber noch gilt sie.
Fast hat man sich schon daran gewöhnt, dass der Iran Israel (und die USA) von der Landkarte tilgen will. Aber die aktuelle spanische Kapriole kann nur Kopfschütteln auslösen. Nachdem Israel beim European Song Contest den zweiten Platz belegt, die meisten Publikumsstimmen im weltweit größten Musikwettbewerb bekommt, stimmt kein geringerer als der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez persönlich das Lied an, Israel müsse aus dem Wettbewerb nachträglich ausgeschlossen werden. Damit politisiert er einen Musikwettbewerb, dessen Motto „united by music“ ist, nicht „united by terror“. Seine Forderung beflügelt eine weitere Kapriole des Hasses gegen Israel. Das offizielle Video des ESC 2025 in Basel veröffentlicht eine CD mit allen Liedern. Eine Präsentation, die immerhin den zweiten Platz belegt hat, fehlt: Yuval Raphaels „New day will raise“.
Ausgerechnet Israel, das von einer Sängerin repräsentiert wird, die am 7. Oktober die Terror-Hölle überlebt hat. Sie lag in einem Bunker, der von Hamas-Terroristen mehrfach mit Handgranaten und Schusswaffen angegriffen wurde. Acht Stunden, eine gefühlte Ewigkeit, lag sie unter Toten begraben, bevor die Rettung kam. Der spanische Ministerpräsident kennt offenbar kein Mitleid, schon gar nicht mit Israel, weil es in Gaza angeblich einen Völkermord verübt.
Völkermord, Verstoß gegen das Völkerrecht, ethnische Säuberung auch durch Aushungerung der Zivilbevölkerung, Besatzerstaat – das ist das Vokabular, das auf Israel in fast allen gängigen Sprachen seit 20 Monaten angewendet wird – unterstützt durch Fotos und bewegte Bilder. Im offiziellen Bericht des britischen Parlaments, dem Roberts-Report, der seit Februar im Internet abrufbar ist, heißt es im Vorwort: „Die Holocaustleugnung brauchte einige Jahre, um sich in Teilen der Gesellschaft durchzusetzen, doch am 7. Oktober 2023 dauerte es nur Stunden, bis Menschen behaupteten, die Massaker in Südisrael hätten nicht stattgefunden. Die Hamas und ihre Verbündeten, sowohl im Nahen Osten als auch – ebenso beschämend – im Westen, haben versucht, die Gräueltaten zu leugnen, trotz der ironischen Tatsache, dass ein Großteil der Beweise für die Massaker aus Filmmaterial von Kameras stammt, die von den Terroristen selbst getragen wurden“.
Wo sind Tagesschau, Tagesthemen, Hart aber Fair, Markus Lanz, Maischberger oder Caren Miosga – auch diese Liste ist unvollständig –, die sich mit dem Report von Andrew Roberts, verfasst von einem renommierten Historiker und einem Team unabhängiger, ausgebildeter, erfahrener Experten, beschäftigt? Auf 315 Seiten kommt der offizielle Report des britischen Parlaments zum Ergebnis: „Der vorliegende Bericht wurde erstellt, um solchen verwerflichen Ansichten entgegenzutreten und unwiderlegbare Beweise – für jetzt und für die kommenden Jahre – zu liefern, dass tatsächlich fast 1.200 unschuldige Menschen von der Hamas und ihren Verbündeten ermordet wurden, und zwar sehr oft in Szenen sadistischer Barbarei, wie sie in der Weltgeschichte seit dem Massaker von Nanjing im Jahr 1937 nicht mehr vorgekommen sind“.
Zur Erinnerung: Im Februar 1937 fielen japanische Truppen sechs Wochen lang über die damalige Hauptstadt Chinas, Nanjing, her, massakrierten rund 250 000 Menschen und vergewaltigten 20 000 Frauen, darunter minderjährige Mädchen.
Massenmedien, allen voran der Bayerische Rundfunk (BR), der für die ARD aus Israel, Gaza und aus dem Westjordanland berichtet, kennen nur eine Stoßrichtung: Israel an den Pranger zu stellen. Fotos und bewegte Bilder stammen von Producer und Kameraleuten wie Mohammed Abu Seif und Sawah Abu Saif, also von Bewohnern von Gaza. Dem Zuschauer wird verheimlicht, dass kein festangestellter oder freier Mitarbeiter des BR Gaza seit dem 7. Oktober 2023 Gaza betreten hat, außer bei vereinzelten offiziellen Einladungen unter dem Schutz von Israels Verteidigungsarmee (IDF). Niemand stellt in einem der bekannten Sendungsformaten die naheliegende Fragen: Woher stammen die Bilder? Woher kommt die Kamera-Ausrüstung? Ist es denkbar, dass ein arabisch-palästinensischer Kameramann Bilder nach außen liefert, die der Hamas-Ideologie „Wir vernichten Israel“ widersprechen?
Christian Limpert, Sophie von der Tann und Hanna Resch, die verantwortlichen Korrespondenten im Studio Tel Aviv, betexten fast täglich grausame Bilder und spülen sie in die Wohnzimmer deutschsprachiger Zuschauer. Das Leid des vom 7. Oktober 2023 traumatisierten israelischen Volkes wird fast vollständig ausgeklammert. Wo ist zumindest der Versuch, Bilder von den 58 verschleppten Geiseln zu besorgen, – 20 davon leben noch – die seit fast 600 Tagen und Nächten unbeschreiblichen Horror erleiden müssen. Die über 100 freigepressten Geiseln – einige von der IDF befreit – berichten von Qualen, die sie überlebt haben. Alles im Internet nachzulesen, aber die Massenmedien mit wenigen Ausnahme wie in Springers BILD, verschweigen es weitgehend. Wo ist der Vorwurf zu hören, dass moslemisch-arabische Unterhändler die jüdische Totenruhe gegen verurteilte Terroristen rigoros verhandeln? Michael Lüders, ein deutscher Islam-Wissenschaftler, dem die ARD gerne die Bühne anbietet, versteigt sich in einem seiner Podcasts sogar zu der Behauptung: „Die Ursünde war die Gründung des Staates Israel“.
Die Kultur des Judentums verbietet es blutige Leinentücher oder Tote zur Schau zu stellen. Die Hamas-Ideologie rechnet dagegen mit der Wirkung der Leidensbilder aus Gaza, die von den freien Medien als objektive Berichte an den Zuschauer verkauft werden. Gibt es Berichte über das Rehabilitationszentrum im Sheba-Krankenhaus in Tel Aviv, wo Ärzte am 7. und 8. Oktober im Stundenrhythmus Arme und Beine von Terroropfern amputieren mussten. Das ARD-Studio in Tel Aviv beklagt in einem Tagesschau-Bericht, dass arabische Mädchen in Gaza ihrem Box-Hobby nicht mehr nachgehen können, weil Israel andauernd bombt. Kein Wort zu den 4000 israelischen Verletzten vom 7. Oktober und den existenziellen Folgen für die Familien.
„ Die Menschenrechte sind unser Lebenswerk – für Frieden, Klimagerechtigkeit, Geschlechtergleichstellung und Menschenwürde – für alle Menschen, überall. Wir müssen uns engagieren. Unsere Stimme erheben. Hass anprangern. Ungerechtigkeit entgegentreten. Und niemals, niemals, lasst euch zum Schweigen bringen“. Das sind Worte des UN-Hochkommissars für Menschenrechte, Volker Türk. Sie gelten offenbar für alle, aber nicht für Israel.