
CDU-Chef Friedrich Merz verliert zunehmend die Kontrolle über die eigene Parteibasis. Immer mehr Mitglieder in der Partei kritisieren den Vorsitzenden für seine Rolle während der Koalitionsverhandlungen. Erst am vergangenen Donnerstag hatte die CDU Köln in einem Brandbrief an den Bundesvorsitzenden vor einem Vertrauensverlust infolge der Koalitionsverhandlungen gewarnt (Apollo News berichtete).
Auch andernorts wächst die Unzufriedenheit mit dem CDU-Chef. Die Berliner Zeitung berichtet etwa über Kritik an Merz „hinter vorgehaltener Hand“. In den sozialen Medien fordern zahlreiche Verbände der Jungen Union unterdessen einen Kurswechsel in den Koalitionsverhandlungen. Der Tenor: Die Union würde in den Verhandlungen zu sehr die Position der SPD einnehmen und die Wahlversprechen des Wahlkampfes vergessen.
Viele CDU-Mitglieder ziehen infolge der Koalitionsverhandlungen, in denen die CDU aus Sicht vieler noch nichts Nennenswertes – weder Migrationswende noch Wirtschaftswende – erreicht hat, die Reißleine. Im mecklenburg-vorpommerschen Kühlungsborn trat etwa nahezu der gesamte Stadtverband aus der Partei aus (Apollo News berichtete). Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Eisenacher Stadtrat trat ebenfalls aus und warf Merz vor, „bewusst Wähler getäuscht“ zu haben (Apollo News berichtete).
In der Welt wird unterdessen über eine stürmische Videokonferenz des Mitgliederbeauftragten der Partei, Philipp Amthor, mit der Parteibasis berichtet. Dort sei der Bundestagsabgeordnete hart angegangen worden. „Wenn die SPD als viel kleinerer Partner auf ihren unakzeptablen Positionen bestehen sollte, darf die CDU mit ihr keine Koalition eingehen“, erklärte etwa eines der Mitglieder.
Immer mehr fordern angesichts der sich immer länger hinziehenden Koalitionsverhandlungen auch, eine Minderheitsregierung der CDU in Betracht zu ziehen. Diese würde aller Wahrscheinlichkeit nach auch durch Mehrheiten mit der AfD getragen werden. Angesichts dessen forderte auch der ehemalige Vorsitzende der CDU-Grundwertekommission Andreas Rödder einen anderen Umgang mit der Weidel-Partei. Rödder, der infolge der Koalitionsverhandlungen über einen Parteiaustritt nachdenkt (Apollo News berichtete), sprach im Podcast Bosbach & Rach – Die Wochentester über die Notwendigkeit von „roten Linien“ und einer „konditionierten Gesprächsbereitschaft mit der AfD“.
Der Druck auf Merz steigt. Fraglich ist, ob er angesichts des innerparteilichen Trubels die Koalitionsverhandlungen in der bisherigen Art und Weise fortsetzen kann. Auch mehrere Wochen nach Beginn der Koalitionsverhandlungen ist keine Einigung bei Schwarz-Rot in Sicht. Die CDU hat dabei jedoch, mangels Koalitionsalternativen, keine gute Verhandlungsposition, um auf die Forderungen der Basis einzugehen.