Ausverkauf einer Stadt: Duisburgs Abstieg

vor 23 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Alle Jubeljahre fährt ein Fernsehteam nach Duisburg-Marxloh oder Hochheide, um sich die verbliebenen Weißen Riesen und das restliche Elend einmal aus der Nähe anzugucken. Als „Weiße Riesen“ wurde jene Gruppe aus ursprünglich sechs Hochhäusern benannt, in die sich zeitweise nicht einmal der Paketzustelldienst traute. Inzwischen scheint die Belieferung dank Sicherheitsdienst wieder an zwei Tagen in der Woche möglich zu sein. Zwei der Riesen mussten schon weichen, und viele sind für den Abriss auch der anderen. Es ist der Hochhauskomplex, in dem unvermittelt Lebensmittel und andere Gegenstände aus dem Fenster oder von Balkonen fliegen, vor allem auf solche Mitbewohner, die sich kritisch zu den Zuständen geäußert haben. Die reagieren auf die Bedrohung, indem sie sich neben ihren Hunden einen Kleinen Waffenschein zulegen.

Schon 2003 stieß der damalige Bauminister Manfred Stolpe (auch schon SPD) einen Wettbewerb mit dem seltsamen Titel „Tatort Stadt“ an, der angeblich die „ethnische Vielfalt“ des Wohnparks Hochheide einbeziehen sollte. Aber das ist bis heute nicht gelungen, vor allem auch, weil immer neue Zuwanderer hinzukommen. In Duisburg-Hochheide wie in anderen Orten im Ruhrgebiet lebt man heute nebeneinander her, wie die Alteingesessenen beklagen. Das alte Miteinander ist fort. Sogar die unterschiedlichen Zuwanderergruppen – Türken, Araber, Südosteuropäer – scheinen untereinander zerstritten und weisen sich gegenseitig die Schuld für Missstände zu.

Bärbel Bas, Ko-Vorsitzende ihrer Partei, Arbeits- und Sozialministerin, kommt aus Duisburg. Die neue SPD-Ikone soll noch einmal den Sozialglitter von wegen „Kümmern um die Kumpels“ auf der greisen Großtante der früheren Arbeiterbewegung verteilen. Das heißt, sie soll es versuchen. Bas kann wohl ein bisschen Ruhrpöttisch, und so wirkt es fast so, als spräche sie für die einstige „Herzkammer der Sozialdemokratie“. Probleme wird sie so aber gewiss nicht lösen, und das liegt zuallererst daran, dass sie vor deren Beschreibung zurückschreckt.

Die Chance zur Aufklärung ging vorüber, und natürlich sollte das so sein. Denn das heutige Staatsgebilde und die regierenden Parteien sind auf Vertuschen und Zukleistern der Wirklichkeit angewiesen. Denn sonst könnte man nicht wie Friedrich Merz im Bundestag stehen und sich aufrecht zur Grenzöffnungspolitik der Vorgängerin zu bekennen, die man „heute nicht mehr so machen würde“. Aber was 2015 und danach geschah, verdient offenbar keine Kritik. Und im Mai und Juni sind wiederum zwischen 9.000 und 10.000 Asylanträge in Deutschland gestellt worden. Das macht aufs Jahr hochgerechnet erneut eine weitere Großstadt aus, die ins Land einwandert – ohne Papiere, ohne Sprachkenntnisse, ohne Job. Der Familiennachzug von über 100.000 Personen jährlich kommt hinzu.

Auch die schrumpfenden alten Medien spielen freilich bei der Charade der Regierungsparteien mit. Aber in Gänze und für immer geht das eben doch nicht, ganz im Sinne Abraham Lincolns. Denn schon der wusste: Für eine gewisse Zeit und vor einigen lässt sich die Wahrheit verstecken, aber immer und vor allen nicht. Und so setzt Spiegel TV zum großen Enthüllungsbericht an:

Duisburg verkommt zusehends, ist von rumänischen und bulgarischen Zuwanderern gekapert worden. Selbst die Türken, die vor einer oder zwei Generationen dort hinkamen, fühlen sich in Marxloh schon länger nicht mehr wohl. Sie verlangen nach mehr Deutschen in den Schulklassen, denn ohne die lässt sich die deutsche Sprache kaum noch lernen. „Früher war es viel schöner hier“, meint ein Marxloher Türke dazu. Doch die Deutschen sind lange weg oder gar nicht erst geboren worden. Und so wird ein ganzes Viertel abgehängt, in der Schule werden praktisch die neuen Bürgergeldbezieher herangezüchtet. Auch SPD und CDU/CSU wissen das. Ihnen fällt aber nichts anderes dazu ein, als mehr Sozialarbeit und NGO-Gelder zu fordern.

Mitten in einem weiteren Interview mit einem sich beklagenden Türken gibt es dann auch noch Schläge von sich im Hintergrund offenbar handelsuneinigen Gruppen. Nun ja, bei der Hamburger Relotius-Revue weiß man nie, vielleicht haben auch sie den alten Herrn angeheuert, der mit seinem Regenschirm auf einen Jungmann einschlägt und eher wie ein „alteingesessener“ Ruhr-Moslem wirkt. Der junge Mann könnte dagegen Araber sein oder zum „fahrenden Volk“ Europas gehören. Angesichts der Berichte gerät man ins Zweifeln: Welche Grenzöffnung war nun schlimmer, Merkels Anzapfen der Balkanroute für mehr Islam in Deutschland oder die EU-Erweiterung samt Freizügigkeit für die Südosteuropäer, die zufällig auch vom Balkan kommen?

Im Grunde stützen sich beide Zuwanderungstypen in ähnlicher Weise auf das deutsche Sozialsystem und könnten wohl mit einer kundigen Reform desselben ferngehalten werden. Wie wäre es denn zum Beispiel mit mehr Fordern und weniger Fördern, mit weniger Geschenken vom Staat? Denn manche Bergwerke, nicht nur an der Ruhr, geben nun einmal nichts mehr her. Da kann man so viel staatliche Unterstützung geben, wie man will. Das gleiche gilt leider für viele bildungsferne Familien, die sich im deutschen Sozialsystem eingenistet haben und darin dank vieler Kinder oft besser leben als die arbeitende Bevölkerung.

Und dann ist Sperrmülltag, und die halbabgenutzten Möbel stapeln sich auf der Straße. Neue bezahlt wohl das Amt. Und da kommt auch noch ein deutscher Rentner vorbei, der das Ganze schon kennt, und freut sich nebenher über die „25 Cent“, die da auf der Straße herumliegen: eine Pfanddose, die er flugs einsammelt. Man könnte darin die Schlüsselszene der Dokumentation sehen: Wo die „Neuzugezogenen“ ihren Müll entsorgen, finden sparsame Deutsche noch ein wenn auch kümmerliches Einkommen.

Zur Problematik, ja politischen Brisanz der Sozialhilfe gehört vielleicht auch der aktuelle Fall eines 27-Jährigen, den die Polizei in den Morgenstunden des Mittwochs in Essen festgenommen hat. „Er soll Geld durch Betrug ergaunert und damit einen Terroranschlag geplant haben.“ Einer von „diesen Typen“ – so CDU-Innenminister Herbert Reul – verschaffte sich teure Elektrogeräte, ohne sie zu bezahlen. Geplant war damit ein „islamistisch-terroristischer Anschlag“ (WDR). Auch in Dortmund, Düsseldorf und Soest führte man Razzien durch, wegen Komplizen und Mitwissern. Und dem Landeinnenminister Reul fällt dazu wieder nur ein flapsiger Spruch ein: „Da draußen laufen Leute herum, die unsere Werte und unsere Art zu Leben missachten und zerstören wollen.“

Und nun wusste auch die Welt am Sonntag anscheinend mehr zu diesem Fass ohne Boden, das sich Bürgergeld oder auch Wohlfahrtsstaat nennt und das – nach allgemeiner Meinung – bei offenen Grenzen nicht funktionieren kann. Mafiöse Strukturen hat das Sonntagsblatt dabei bemerkt. Bürger-, Kinder- und Wohngeld fließen demnach an Stroh- und andere Hintermänner. „Mehrfachanmeldungen oder fingierte Familienverhältnisse“ sollen „vorkommen“. Angeblich gibt es 123.000 Verdachtsfälle auf Missbrauch von Sozialleistungen. Die Dunkelziffer käme dazu.

Das ist ja wie in Islamabad, wo auch grüne Vorfeldorganisationen die angeblich verfolgten „Afghanen“ bei der Urkundenfälschung für einen Platz in den Baerbock-, nun Wadephul-Airlines anleiteten. Aber die Methode stammt offenbar aus Mitteleuropa beziehungsweise, der deutsche Staat ermöglicht sie mit großzügigem Wegsehen beim zugewanderten Regelbrecher.

Das ‚investigative‘ Thema der WamS hat die Arbeits- und Sozialministerin übrigens selbst gesetzt, als sie von „mafiösen Strukturen“ unter dem Banner des Bürgergelds sprach. Aber nun wird schon wieder vermutet, dass Bas mit dieser Mit-Sozialbetrug-aufräumen-Story nur eine grundsätzliche Reform des Bürgergelds umgehen will, etwa eine im Sinne von auch mal etwas Verlangen statt immer nur Geld hineinzupumpen in die lebenslange Vollversorgung.

An diesen Vermutungen über Bas’ Motivation dürfte etwas dran sein. Man könnte freilich auch das eine tun, ohne das andere zu lassen. Aber will man das der deutschen ADHS-Politik zutrauen, die immer nur ganz entschlossen an einer Stelle holzen kann, statt systematisch zum Besseren hin zu arbeiten?

Klar ist dagegen, dass die Stimmung auch sehr schnell kippen kann. Der Kipppunkt zum sozialen Absturz scheint vielerorts schon überschritten. Und aus den bekannten Vierteln im Ruhrgebiet oder auch am Rande diverser anderer Metropolen (Berlin, Hamburg, Frankfurt, Stuttgart) drängt immer mehr Ungutes in den Rest der Republik.

In einer China-Doku zeigte ein deutscher Auswanderer seine persönliche „Problemimmobilie“ am Rande einer chinesischen Metropole, in der er eine Zeit lang lebte. Aber ähnliche Häuser ohne Türen mit vermüllten Hinterhöfen und schwieriger „Klientel“ gibt es auch in Deutschland schon zuhauf. Der Auswanderer sagte, dass es ohne diese hässlichen Häuser kein Sprungbrett für Neuankömmlinge gäbe. Aber in Deutschland schafft man es offenbar, Elendsbebauung mit absoluter Hoffnungslosigkeit zu verbinden – oder auch einem gewissen anstrengungslosen Wohlbehagen, denn man kann ja ohne Job, aber mit ALG II „gut und gerne“ in diesem Land leben.

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