Der schleichende und leise Niedergang der Bundesrepublik

vor etwa 3 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Als im Sommer und vor allem Herbst 1989 immer mehr DDR-Bürger – sei es über diplomatische Vertretungen oder über die ungarische Grenze – die DDR verließen, spotteten einige, dass DDR jetzt der Der Dumme Rest hieße, andere frotzelten nicht minder robust: „Der letzte macht das Licht aus.“ Ein Gefühl von Nichts-wie-weg breitete sich aus.

Der Blick auf die Zahlen der Auswanderung seit 2015 entstaubt diese Erinnerung. Auch wenn laut den großen Historikern des Brandenburger Verfassungsschutzes DDR-Vergleiche allen Ernstes eine Indizierung für „gesichert rechtsextremistisch“ abgeben sollen, was wiederum an die DDR erinnert, gemahnt die sich verbreitende Haltung, sein Heil jenseits der Grenzen des deutschen Staates zu suchen, an den Niedergang der DDR, zumal damals nur die Grenze, der „Antifaschistische Schutzwall“, die Bürger daran hinderte, ihr Menschenrecht auf Freizügigkeit wahrzunehmen. Nachdem der „Schutzwall“ Risse bekam, vermochten das Politbüro der SED, die Regierung und die Stasi immer weniger, die Ausreisen zu steuern oder gar einzuhegen.

Während eine Auswanderung aus dem Arbeitsmarkt sich nicht nur verstetigen dürfte, sondern in den nächsten Jahren wohl steigen wird, findet gleichzeitig eine Zuwanderung vorrangig in das deutsche Sozialsystem statt. Während diejenigen, die 1989 etwas ändern wollten, blieben und nicht das Licht ausmachten, auch nicht Der Dumme Rest waren, heißt für die gutausgebildeten deutschen Auswanderer BRD inzwischen Bloß Raus aus Deutschland. Die, die gehen, vor allem junge Leute, die sich etwas im Leben aufbauen wollen, die fleißig sind und für die Leistung ein Wert ist, befürchten zu Recht, dass in Deutschland das Licht ausgehen wird, weil immer weniger dafür sorgen, dass genügend Energie im Land ist.

In Deutschland findet ein stiller Generalstreik statt. Die einen sind immer weniger bereit, für einen Staat zu arbeiten, in dem die Politik der Elite gegen die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung gerichtet ist, in dem soziale Gerechtigkeit immer dann in den höchsten Tönen beschworen wird, wenn es gilt, soziale Ungerechtigkeit zu fördern, immer mehr umzuverteilen, weil nicht derjenige gut lebt, der Werte schafft, sondern derjenige, der Werte, die Andere erwirtschafteten, umverteilt. Man sieht es an den Krankschreibungen, an den Frühverrentungen, den vielen Formen passiver Arbeitsverweigerung. Die Leute sind nicht faul, sie sind es nur leid.

Die anderen schnüren ihr Ränzlein, vor allem wenn sie jung sind, und gehen einfach, so lange das Licht noch brennt.

John F. Kennedys Forderung: „Ask not what your country can do for you, ask what you can do for your country“ geht, seitdem die 68er ihren langen Marsch durch die Institutionen des Staates angetreten hatten, und inzwischen ihre Nachkommen Medien, Bildung, Kultur und den Staat beherrschen, heute ins Leere. Nicht mehr das Schwarzrotgold der Demokratie, sondern die Regenbogenfarben der woken Ideologie repräsentieren das rotgrüne Deutschland. Kennedy, der im II. Weltkrieg für sein Land gekämpft hatte, konnte diese Forderung noch stellen, die Klingbeils und Habecks, die sich vor dem Wehrdienst drückten, nicht.

Sie können nicht auf das hoffen, das sie selbst zerstört haben und weiter zerstören: Patriotismus, Bildung und Leistung. Wie zur Bestätigung rotgrünen Leistungshasses hat der Bildungsminister von Rheinland-Pfalz, Sven Teuber, angekündigt, dass es ab sofort keine unangekündigten Tests mehr an den Schulen in Rheinland-Pfalz mehr geben wird. Seine Initiative, um im Pisa-Vergleich erfolgreich nach ganz unten durchzustarten, begründet er so: „Nicht weniger Leistung, sondern das Entfalten, Fördern und Entwickeln von Potenzialen zu Kompetenzen ist unser Ziel – nicht durch Druck, sondern durch gute Vorbereitungsmöglichkeiten.“ Ulbricht nannte es noch: einholen, ohne überholen. Kompetenzpädagogik ist nur ein anderer Ausdruck für Bildungszerstörung.

Was Politiker, wenn sie auch eine noch so dünne Beziehung zur Realität haben, sehen sollten, ist, dass immer mehr junge Menschen darüber nachdenken, Deutschland nach ihrer Ausbildung oder nach ihrem Studium zu verlassen. Und es sind nicht die woken Milieus, sondern es sind junge Menschen, die in kleinen und mittleren Städten wohnen, die bodenständig und leistungsbereit sind, die ihr Leben gestalten, die Leistung erbringen wollen und die nur eine sehr berechtigte Frage haben, nämlich die nach einer Perspektive, nach einer Perspektive in Deutschland. Sie wollen etwas leisten, und sie wollen sich etwas leisten können. Sie würden es so nicht formulieren, aber es geht um nicht weniger, als um Bürger in einem bürgerlichen Staat zu sein.

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