Autobauer kehren zurück zum Verbrenner

vor etwa 5 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Die Elektromobilität galt lange als Heilsversprechen für eine sogenannte „klimafreundliche Zukunft“. Doch in der Autoindustrie mehren sich die Zweifel, ob die milliardenschweren Investitionen in E-Mobilität tatsächlich aufgehen. Im Gespräch von Maximilian Tichy mit dem Motorenexperten Fritz Indra zeichnen sich fundamentale Umbrüche und eine zunehmende Ernüchterung ab – nicht nur bei Kunden, sondern auch in den Chefetagen der Autobauer.

Den Startpunkt markiert eine klare Ansage von Claus von Moltke, BMW-Motorenchef: Der Verbrenner bleibt Fundament und Zukunft des Geschäfts. BMW investiert wieder Milliarden in V8-Motoren – besonders für den US-Markt, in dem Kunden elektrische Pick-ups ablehnen. Auch Toyota zweifelt bereits seit langem offen am Elektroauto und setzt auf Hybrid und Wasserstoff. Die übrige Autoindustrie versucht zurückzurudern, weil sich das Elektroauto wirtschaftlich nicht rechnet.

Fritz Indra erläutert, warum: E-Autos sind keine Weiterentwicklung vorhandener Modelle, sondern erfordern völlig neue Plattformen – schwerer, teurer und mit begrenzter Alltagstauglichkeit. Die Batterien machen den entscheidenden Kostenfaktor aus. Deren Rohstoffe liegen fast vollständig in chinesischer Hand. Während Europa an politischen Illusionen festhält, haben sich chinesische Hersteller mit globalen Schürfrechten einen Wettbewerbsvorteil verschafft – zu Dumpingpreisen mit Kohlestrom und Kinderarbeit.

Europa hat sich laut Indra in eine technologische Sackgasse manövriert. Die Politik hat mit Subventionen ein künstliches Wachstum erzeugt, das nun bröckelt. Ohne staatliche Förderung ist die Attraktivität des E-Autos dahin. Statt der angepeilten 15 Millionen E-Autos bis 2030 in Deutschland erwartet Indra höchstens fünf – eine krachende Verfehlung der Ziele. Auch die deutschen Hersteller scheitern bisher daran, attraktive E-Modelle zu einem konkurrenzfähigen Preis anzubieten. Mercedes etwa entwickelt Motoren für seine „Neue Klasse“ in China – und verliert damit seine Kompetenz hierzulande sowie die heimische Zulieferindustrie. Bisher galt der Motorenbau – vor allem der technisch anspruchsvollen Dieselmotoren – als Domäne der deutschen Autoindustrie.

Die Lage sei paradox: Kleinwagen – einst Aushängeschild deutscher Ingenieurskunst – verschwinden aus den Portfolios. Gründe: zu teure Sicherheits- und Assistenzsysteme, immer strengere Vorschriften. Damit werden günstige Autos für Durchschnittsverdiener unerschwinglich. Während reiche Kunden auf teure E-Autos umsteigen, bleiben Normalverbraucher beim Verbrenner – oder stehen vor dem Nichts.

Indra sieht dennoch Chancen für die deutsche Industrie: Der Kunde sei mündig – und kaufe, was funktioniert. Das sei der bewährte Verbrenner. Zugleich plädiert er für synthetische Kraftstoffe. Zwar sind sie heute noch teuer, könnten aber bei konsequenter Skalierung eine umweltfreundliche Lösung bieten. Entscheidend sei die Technologieoffenheit – und das Ende ideologisch motivierter Verbote wie des geplanten Verbrenner-Aus 2035.

Ein interessanter Seitenblick gilt auch der geopolitischen Entwicklung: Während Europa den Verbrenner abschafft, fluten chinesische Hersteller den Markt mit leistungsfähigen und günstigen Modellen – zunehmend auch mit modernen Verbrennern. Indra warnt: Die größte Gefahr gehe nicht vom Elektroauto, sondern von Chinas wachsender Kompetenz im klassischen Motorenbau aus. Die kopieren längst nicht mehr, sondern liefern mittlerweile hervorragende Motoren zu guten Preisen.

Fazit des Interviews mit dem erfahrenen Fahrzeugentwickler Fritz Indra: Die Branche steht an einem Wendepunkt. Der Glaube an das Elektroauto bröckelt. Große Hersteller besinnen sich zurück auf das, was funktioniert: den Verbrenner. Was fehlt, ist ein Kurswechsel in der Politik – weg von einseitigen Verboten, hin zu echter Technologieoffenheit. Nur so könne Europas Autoindustrie überleben, sagt Indra.

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