
Der Fall lässt einen auf so vielen Ebenen an unserem Staat zweifeln:
Neun (!) Mädchen im Alter zwischen elf und 17 Jahren sind im Barbarossabad im hessischen Gelnhausen wohl von vier syrischen Männern begrapscht worden. Die Mädchen trauen sich aus Angst jetzt nicht mehr ins Schwimmbad, doch der Staatsanwalt lehnt eine Untersuchungshaft für die mutmaßlichen Täter ab.
Vor gut einer Woche hatten die Mädchen das Personal des Schwimmbads darüber informiert, dass sie im Strudelbereich des Beckens von einer Gruppe junger Männer unsittlich berührt worden seien. Die Mitarbeiter alarmierten die Polizei, die fasste wenig später noch auf dem Gelände vier syrische Verdächtige im Alter zwischen 18 und 28 Jahren – offenbar stammen alle vier aus einer Familie aus dem hessischen Main-Kinzig-Kreis.
Zunächst wurden die Syrer vorläufig in Gewahrsam genommen und erkennungsdienstlich behandelt – doch sofort danach wurden sie wieder freigelassen. Nach Angaben der Polizei habe die zuständige Staatsanwaltschaft keine Vorführung beim Haftrichter veranlasst.
Die Staatsanwaltschaft bestätigt das: Es habe keiner der gesetzlichen Haftgründe vorgelegen. Da wären in Frage gekommen: Fluchtgefahr, Verdunkelungsgefahr, Wiederholungsgefahr oder der dringende Verdacht eines Schwerverbrechens.
Vor allem überrascht die Einschätzung, es bestehe „keine Widerholungsgefahr“ – denn die besteht bei sexuell motivierten Taten im Prinzip immer. Die neun Opfer waren auch nicht in einer Gruppe unterwegs und haben nicht gemeinsam gebadet. Die Übergriffe passierten also unabhängig voneinander. Das würde durchaus ein systematisches, planmäßiges und vorsätzliches Handeln der Täter nahelegen, keine spontane Dummheit.
Die nachsichtige Bewertung der Staatsanwaltschaft ist nicht die einzige Merkwürdigkeit in der Sache. Nach dem Vorfall hatte Gelnhausens Bürgermeister Christian Litzinger von der CDU die Tat verharmlost: „… bei hohen Temperaturen liegen die Gemüter manchmal blank.“
Vor allem bei den neun Opfern der Übergriffe liegen die Nerven jetzt tatsächlich blank. Sie sind traumatisiert, während die Tatverdächtigen in Ruhe spazieren gehen. Oder ins Schwimmbad.