„Bullshit“-Diskussion: Haben wir unseren Respekt verloren?

vor etwa 2 Stunden

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„Wir leben seit Jahren über unsere Verhältnisse“, sagte Friedrich Merz (CDU) und forderte Einsparungen beim Bürgergeld. Bärbel Bas (SPD) kommentierte diese Aussage mit nur einem Wort: „Bullshit!“ Zur Erinnerung: Friedrich Merz ist Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Bärbel Bas ist Arbeits- und Sozialministerin der Regierung, der Friedrich Merz vorsteht.

Der Duden bezeichnet das Wort „Bullshit“ im Alltag als Ausdruck von Verärgerung über Unsinn, eine absurde Situation oder etwas Falsches. Auf jeden Fall gilt es als ein Schimpfwort. Das Wort hat einen englischen Slang-Ursprung und tauchte erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg auf. Es hieß ursprünglich „Bullenscheiße“. Und das heißt es übersetzt heute noch.

Kanzler Merz beobachtet, wie seine Arbeitsministerin Bas vereidigt wird.

Mein gesunder Menschenverstand mag in diesem Zusammenhang nicht darüber spekulieren, welche Position hier richtig oder falsch ist. Es geht nicht um politisches Abwägen, es geht nicht um einen Austausch von Argumenten. Es geht zuallererst um einen Begriff, der für manche altmodisch klingen mag, der aber nichts von seiner Aktualität verloren hat. Der Begriff heißt „Respekt“.

Es ist ein Wort, das wir oft hören, aber immer seltener im Alltag erleben – ob im Umgang mit anderen Menschen, der Natur oder abweichenden Meinungen. Respekt muss man eigentlich nicht erklären, man muss ihn haben. Früher begegnete man Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst mit Respekt. Heute müssen diese Institutionen geschützt werden.

Polizisten schützen eine Demonstration in Nordrhein-Westfalen: Auch beim Umgang mit ihnen fehlt es oftmals an Respekt.

Früher war nicht alles besser, das ist allgemein bekannt. Aber die Menschen hatten mehr Respekt, und sie waren höflicher, glauben 75 Prozent der Bevölkerung. Das ist das Ergebnis einer YouGov-Umfrage. Nur jeder 25. (4 Prozent) Befragte ist der Meinung, dass die Menschen heute höflicher sind. Bei dieser Umfrage sind sich Jung und Alt ziemlich einig. Allerdings scheint eine Lücke zu klaffen zwischen Theorie und Praxis. Neun von zehn Deutschen finden es unhöflich, wenn Menschen während eines Gesprächs ständig aufs Handy schauen. Die Realität sieht anders aus, wie jeder jeden Tag im öffentlichen Raum beobachten kann.

Warum glauben so viele Leute, dass die Menschen früher höflicher waren als heute? Ein Grund könnte fehlender Respekt sein. Drei von vier Deutschen (76 Prozent) finden, dass junge Leute zu wenig Respekt vor älteren Menschen haben. Zwei Drittel (64 Prozent) der 18- bis 24-Jährigen und vier von fünf Über-55-Jährigen wünschen sich mehr Respekt gegenüber älteren Menschen.

Ohne Zahlenwerk, aber aus dem Herzen, formuliert Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes: „Bei der Gewalt – verbal und psychisch – gegenüber Lehrkräften spielt ein Respektsverlust gegenüber Autoritätspersonen eine Rolle, wie wir ihn gegenüber Personal von Rettungsdiensten oder der Polizei sehen. Wir bekommen Berichte über Respektlosigkeit gegenüber Lehrkräften, insbesondere Lehrerinnen, wobei diese Respektlosigkeit oft im Zusammenhang mit Migrationshintergrund besteht.“

Die Polizei selbst weist auf die zunehmende Respektlosigkeit gegenüber Polizeibeamten hin. In der Präventionsbroschüre „Polizei, dein Partner“ heißt es: „Gewalt ist ein ständiger Begleiter im Berufsalltag von Polizistinnen und Polizisten. Dabei werden sie auch selbst immer häufiger zum Opfer. Respektlosigkeit und Gewalttaten gegen Polizistinnen und Polizisten beginnen bei Beleidigungen und enden bei schwerer körperlicher Gewalt.“

Ob man eine Kurve zwischen verbaler Respektlosigkeit und körperlicher Gewalt ziehen soll und ziehen darf – das muss jeder für sich entscheiden. Ich finde, das Eine kann der Anfang vom anderen sein.

Auch bei NIUS: Mehr Ausrüstung, mehr Training, mehr Rückendeckung: Wenn wir nicht unsere Polizisten schützen, dann schützt uns niemand mehr

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