
Auf der Pressekonferenz dankt Verkehrsminister Patrick Schnieder Richard Lutz für seine langjährige Arbeit bei der Deutschen Bahn. Er bestätigt, dass der Vorstandsvorsitzende seinen Posten vorzeitig aufgeben wird. „Die Suche nach einem neuen Bahnchef, nach einer neuen Bahnchefin hat heute begonnen“, sagt er. Auf Nachfrage der dpa äußerte er sich nicht dazu, ob Lutz eine Abfindung bekommen wird. Das sei Sache des Aufsichtsrats. Es brauche einen strukturellen und personellen Neuanfang des Unternehmens. Ob weitere Vorstände gehen müssen, wollte er nicht sagen.
Der Verkehrsminister legte in seiner Ansprache den Fokus darauf, dass es bei der Deutschen Bahn eine neue Strategie brauche: „Die Bahn muss pünktlich, sicher und sauber sein.“ Die Strategie soll am 22. September vorgestellt werden, die Eckpunkte habe der Minister schon ausgearbeitet. Über Details müsse noch geredet werden. Wenn die Strategie feststeht, soll dazu ein passender Nachfolger ausgewählt werden.
Wie Bild vor der Pressekonferenz berichtete, soll am Donnerstag um 17 Uhr der Verkehrsminister Patrick Schnieder die Entlassung des Bahnchefs Richard Lutz verkünden. Wie die Zeitung berichtet, habe es in den vergangenen zwei Tagen ein Vier-Augen-Gespräch gegeben, in dem der Rücktritt des Bahnchefs vereinbart worden sei. Eigentlich soll Lutz‘ Arbeitsvertrag noch bis 2027 laufen.
Lutz soll nach der Kündigung allerdings geschäftsführend im Amt bleiben, bis ein Nachfolger gefunden ist. Seit 2017 ist er Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, seit 2010 war er Mitglied im Vorstand. Über die Entlassung des Vorstandsvorsitzenden war schon seit Längerem diskutiert worden. Denn ein Personalwechsel ist auch im Koalitionsvertrag vorgesehen. „Sowohl beim DB-Konzern als auch bei der InfraGO soll eine Neuaufstellung von Aufsichtsrat und Vorstand erfolgen, mit dem Ziel, mehr Fachkompetenz abzubilden und eine Verschlankung zu erreichen“, steht im Koalitionsvertrag.
Der Vorstandsvorsitzende war unter anderem wegen der zunehmenden Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn in die Kritik geraten. 2024 waren die Fernzüge so unpünktlich wie seit 21 Jahren nicht mehr. Lediglich 62,5 Prozent der ICEs und ICs waren pünktlich. Im Juni dieses Jahres lag die Pünktlichkeit der Fernzüge bei 57,1 Prozent.
Der Chef der Deutschen Bahn könnte eine hohe Abfindung bekommen. Im vergangenen Jahr verdiente er 2,1 Millionen Euro. CDU-Politiker hatten angesichts der wirtschaftlich schlechten Situation des staatseigenen Konzerns und angesichts der verheerenden Pünktlichkeit im Vorfeld der Bundestagswahl eine Zerschlagung der Deutschen Bahn diskutiert.