Baupreise und Sozialabgaben galoppieren davon

vor etwa 18 Stunden

Blog Image
Bildquelle: Tichys Einblick

Im Mai hat die allgemeine Teuerungsrate im Vergleich zum Vorjahr 2,2 Prozent betragen. Das hat das Statistische Bundesamt gerade bekanntgegeben. Nachdem die deutschen Verbraucher längere Zeit unter einer überaus hohen Preissteigerung zu leiden hatten, ist das eine gute Nachricht.

Aber es gibt auch eine gewaltige Kehrseite.

Das Bauen wird weiterhin viel schneller teurer als alles andere. Die Kosten für eine eigene Immobilie werden zusehends auch für gutverdienende Normalbürger unerschwinglich. Im Schnitt lagen sie für einzelne Bauleistungen um 3,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Einzelne Bauleistungen verteuern sich sogar noch viel schneller. Für den Einbau elektrischer oder kommunikationstechnischer Anlagen mussten im Mai 5,7 Prozent mehr bezahlt werden als zum selben Zeitpunkt des vergangenen Jahres. Heizanlagen – zu denen auch die Wärmepumpen gehören – sind 4,5 Prozent teurer geworden, die Wärmedämmung legte um 3,6 Prozent zu. Dachdecker kosten 4,5 Prozent mehr als im Jahr 2023, Zimmerleute sogar 4,8 Prozent mehr.

In den deutschen Metropolen kostet der Neubauquadratmeter im Schnitt über 5.000 Euro. Fast ein Drittel dieser Kosten ist auf Steuern und Abgaben zurückzuführen. Und nirgendwo sind die sogenannten Baunebenkosten so hoch wie bei uns.

„Deutschland ist ein Hochkostenland beim Wohnungsneubau.“ Das sagt Jan Linsin, Forschungsleiter beim Immobilienkonzern CBRE. Das liegt weniger an den Grundstückspreisen als an den Kosten für den eigentlichen Bau. Ein weiterer Kostentreiber sind die Baunebenkosten – hier vor allem Planungsleistungen, Finanzierungskosten und Kosten für Gutachten.

Die sogenannten Gestehungskosten setzen sich aus den Kosten für Grundstück, den Bauwerkskosten, den Kosten für Außenanlagen und den Baunebenkosten zusammen. CBRE hat die durchschnittlichen Gestehungskosten für einen neugebauten Quadratmeter in ausgewählten europäischen Ländern zusammengestellt:

• Deutschland – 5.150 Euro • Niederlande – 4.240 Euro • Schweden – 3.710 Euro • Österreich – 3.030 Euro • Polen – 2.130 Euro.

Für die Grundstückskosten wurde in dieser Aufstellung jeweils der durchschnittliche Grundstückspreis der Metropolen der untersuchten Länder verwendet.

Mit durchschnittlich 490 Euro pro Quadratmeter sind in Deutschland die Baunebenkosten höher als irgendwo sonst. In den Niederlanden, dem diesbezüglich zweitteuersten Standort, betragen sie 420 Euro. In Polen sind es nur 75 Euro.

Dieses Preisniveau ist hausgemacht, und die Politik trägt dafür die Alleinschuld.

Ursache der hohen Baunebenkosten sind unsere absurden Bauvorschriften. Der Papierstapel an Genehmigungen, die ein Bauherr bei uns braucht, ist meist höher als das Haus, das er bauen will. Eine Unzahl von Beamten setzen unzählige irre Regeln durch – und verhindern außerdem, dass davon auch nur eine einzige abgeschafft wird.

Sekundiert werden sie von einer Industrie aus Planern und Gutachtern, die es so nur in Deutschland gibt, weil kein anderes Land sie zum Bauen für nötig hält. Diese hochbezahlten „Dienstleister“ kosten den Bauherren ein Vermögen. Sie fördern aber nicht die Bautätigkeit bei uns, sondern tun das genaue Gegenteil: Sie verhindern, das gebaut wird.

Auch die Umweltauflagen haben jeden Neubau in Deutschland inzwischen für den Normalmenschen unerschwinglich gemacht. So wollen mental fehlgeleitete Ideologen in den Parlamenten und in den Amtsstuben dafür sorgen, dass Deutschland das Weltklima rettet. Tatsächlich sorgen sie nur dafür, dass in Deutschland längst der Wohnraum erschütternd knapp geworden ist.

Die Koalition aus Union und SPD hat zwar vollmundig angekündigt, den Wohnungsbau anzukurbeln – doch daraus wird absehbar nichts. Nur, weil eine Rekordsumme für den sozialen Wohnungsbau im Bundeshaushalt steht, werden diese Wohnungen ja nicht gebaut. Schon Ex-Bauministerin Klara Geywitz von der SPD hatte jährlich 400.000 neue Wohnungen versprochen. In der Wirklichkeit wurden im Jahr 2024 nur 251.900 Wohnungen fertiggestellt. Und das sind 14 Prozent weniger als in 2023, der Trend geht also nach unten statt nach oben.

Wer in Deutschland bauen will, wird arm. Aber das werden absehbar immer weniger Menschen überhaupt probieren – denn der Staat nimmt ihnen das Geld schon vorher weg.

Am selben Tag, an dem die neuen Inflationszahlen veröffentlicht wurden, hat der Ökonom Martin Werding ein Schreckensszenario für jeden Arbeitnehmer gezeichnet. Der Mann ist nicht irgendwer, sondern Finanzwissenschaftler und Mitglied des „Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ – er ist also einer der sogenannten „Fünf Wirtschaftsweisen“.

Werding rechnet vor, dass – wenn nichts geändert wird – die Sozialabgaben bei uns schon bald auf 50 Prozent des Bruttoeinkommens steigen werden.

„Die aktuelle Entwicklung ist atemberaubend“, sagt der 61-Jährige. „Die Frage ist nicht, ob die Beitragssätze irgendwann 50 Prozent erreichen, sondern wann das geschieht.“

Derzeit zahlen Arbeitnehmer und Arbeitgeber zusammen rund 42 Prozent eines Bruttogehalts an die Sozialkassen. Doch mehrere Krankenkassen haben ihre Zusatzbeiträge im laufenden Jahr schon wieder angehoben. Dasselbe wird Ende 2025 wohl in der Pflegeversicherung passieren. Werding meint deshalb, dass die Sozialabgaben noch im laufenden Jahr auf 43 Prozent steigen werden.

Und das sei längst noch nicht alles: Spätestens 2028 würden auch die Rentenbeiträge sprunghaft auf fast 20 Prozent steigen. Lange Zeit waren sie bei 18,6 Prozent konstant geblieben. Werding warnt: „Damit ist bis zum Ende dieser Legislaturperiode eine Abgabenbelastung von 45 Prozent in Sicht.“ Bei ungebremster Entwicklung sind die 50 Prozent dann gar nicht mehr so weit weg.

Martin Luther wollte ja noch ein Apfelbäumchen pflanzen, selbst wenn er wüsste, dass die Welt untergeht. Das wird der moderne Bundesbürger wohl auch tun. Es bleibt ihm auch kaum etwas anderes übrig.

Denn um ein Haus zu bauen, wird kein Geld mehr da sein.

Publisher Logo

Dieser Artikel ist von Tichys Einblick

Klicke den folgenden Button, um den Artikel auf der Website von Tichys Einblick zu lesen.

Weitere Artikel