Befreit die Geiseln – 9000 Unterschriften für Petition gegen Hamasterror

vor etwa 4 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Deutsche Eliten zeichnet ein starker moralischer Impetus aus. Allerdings ist dieser gewöhnlich seichter als die Nordsee bei Ebbe: Gut ist, was sich gut anfühlt, was die größte emotionale Befriedigung verschafft.

Es ist weniger absurd als es auf den ersten Blick scheint, dass man nun meint, die historische Verantwortung, die sich aus dem Holocaust ergibt, ausgerechnet durch Solidarität mit Judenhassern einlösen zu können: Ein überdehnter Schuldbegriff, gern verbunden mit dem irrigen Konzept einer Kollektivschuld, scheint derart überfordernd zu sein, dass sich Feindseligkeit nun gegenüber denjenigen entlädt, die doch „eigentlich“ schuld sind an der Misere: Die Juden eben, deren Vorfahren die unsägliche Chuzpe besaßen, sich von Deutschen ermorden zu lassen.

Die Sucht nach Moralin und der Versuch, sich der lästigen Verantwortung zu entledigen, bieten eine schlüssige Erklärung, warum man sich an der Täter-Opfer-Umkehr und der Instrumentalisierung von Kindern, Alten und Kranken durch die Hamas beteiligt.

Nun wäre es eine Sache, sich für die Kinder in Gaza einzusetzen – unschuldige Opfer einer militärischen Auseinandersetzung. Verwerflich ist jedoch, dieses Engagement lediglich als Deckmantel für Agitation gegen Israel zu nutzen. Denn zur Wahrheit, dass Palästinenser leiden, gehört untrennbar das Leid der Israelis – und nicht nur der: Zahlreiche ausländische Staatsbürger wurden 2023 von der Hamas ermordet. Die Terroristen töteten, wen sie vorfanden, und man hätte meinen sollen, dass die Mordaktion, der Philippinos wie US-Amerikaner zum Opfer fielen, ein internationales Band der gemeinsamen Trauer und der gegenseitigen Solidarität geschaffen hätte. Das war nicht der Fall.

Ziel der Küstler-Petition ist nicht das Wohl der Kinder, die die Hamas als Schutzschild und Moralkeule missbraucht, sondern die Maßregelung und Isolierung Israels.

„162 weitere Promis unterzeichnen Israel-Appell“, vermeldete ZDF heute stolz am 6. August. Was die Sendung unterschlägt: Dass zu dem Zeitpunkt eine Petition, die die Freilassung der Geiseln fordert, bereits tausende Unterzeichner gefunden hat – und das, nachdem sie erst wenige Tage zuvor lanciert worden war, ohne Medienapparat und PR.

Dass der ÖRR dieser Petition keine Sendezeit einräumt, ist nicht erstaunlich, wurde sie doch nicht von einem seiner Lieblinge initiiert, sondern von Frauke Petry. „Es war eine spontane Reaktion auf die Aktion dieser Möchtegernkünstler“, so die Politikerin.

„Finden wir 200 Menschen, die sich für die hungernden und gequälten (deutschen) Geiseln in der Hand der Hamas einsetzen?“, hatte sie auf X gefragt, und damit den Anstoß gegeben zur Aufforderung, auf die Freilassung der Geiseln zu drängen.

Die Petition „Befreit die Geiseln“ fordert unter anderem die Bundesregierung dazu auf, in dieser Hinsicht politischen Druck auszuüben, und die palästinensische Autonomiebehörde in die Pflicht zu nehmen, Farbe zu bekennen. Zudem solle Terror gegen Israel nicht mit Anerkennung eines Palästinenserstaats belohnt, und die direkte und indirekte Finanzierung der Hamas und ihrer Unterstützer eingestellt werden.

Selbstverständliche Forderungen – und doch ein wichtiger Akt, um jene Stimmen sichtbar zu machen, die ansonsten unter den Teppich gekehrt werden.

Es gäbe durchaus Unterstützung für Israel. Aber die finde in den Medien kaum Widerhall. „Es haben sich viele spannende Leute gemeldet, in Halle etwa gibt es einen Verein, der sich um die Stolpersteine kümmert, etliche deutsch-israelische Organisationen, Institutionen, Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, aber auch Akademiker; etliche Leute aus dem – vor allem deutschsprachigen – Ausland. Und auch Künstler, die das anders sehen als die Akteure in der linken Künstlerszene.“ Kommentare und Briefe, die über die Website der Petition eingingen, bestätigten diesen Eindruck.

Tatsächlich fällt ins Auge, dass sich hier die breite der Gesellschaft abbildet, von der Buchhaltungsassistentin bis zum Schauspieler, von der Journalistin bis zum Flugtriebwerkmechaniker – und nicht die „zivilgesellschaftliche“ Elfenbeinturmklientel.

Petry stellt fest, dass vor allem Älteren die Solidarität mit Israel ein Anliegen sei. Ihnen sei das Thema womöglich präsenter. Dies sei ein wichtiger Hinweis: „Gerade für die jungen Leute muss man das mal historisch in die richtige Perspektive bringen.“

Die Petition soll direkt an Merz und Wadephul herangetragen werden. Frauke Petry zeigt sich entsetzt über die Haltung der Bundesregierung: „Ich bin darüber erschrocken, wie seit dem Regierungswechsel Täter-Opfer-Umkehr betrieben wurde; dass die eigentlichen Verursacher gar nicht mehr benannt wurden. Dass man nicht selbstverständlich an der Seite Israels stand. Und man muss sagen: Es gibt derzeit keine politische Kraft, die sich uneingeschränkt für Israel einsetzt.

Neben dem humanitären Aspekt weist Petry auf die politische Dimension hin: „Ich halte das nicht nur für geschichtsvergessen, sondern auch für strategisch äußerst kurzsichtig. Die nächsten Wochen werden zeigen, wie sich Deutschland in Zukunft gegenüber Israel positioniert, und das wird darüber entscheiden, ob und wo wir im Nahen Osten in den nächsten Jahrzehnten einen Partner haben werden.“

Damit trifft Petry ein weiteres Kernproblem, das nun auch der Stopp der Waffenlieferungen offenbart: Nicht nur der fehlgeleitete moralische Impetus ist typisch für Deutschland, sondern auch, nationale Interessen im Sinne dieses Strebens zu sabotieren.

Das ist an dieser Stelle gerade aus ethischer Sicht absurd: Auch die Zivilbevölkerung Gazas leidet durch und unter dem Hamas-Terror. Es sollte daher ein leichtes sein, sie im Blick zu behalten, zugleich deutsche Interessen zu wahren, und nicht nur mit Entsetzensbekundungen, sondern mit konkretem politischem Druck den Geiseln beizustehen, deren Martyrium in den Tunneln der Hamas mittlerweile seit fast zwei Jahren andauert.

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