
Merz unterwirft sich beim Betteln um SPD-Stimmen so sehr, dass er sich schon in seiner eigenen Glatze spiegeln kann. Und an das Betteln muss sich Deutschland wohl bald gewöhnen, könnten wir doch dank Herrn Merz auf eine Verschuldung in unausdenkbarem Maß zurasen. 500 Milliarden für die Infrastruktur und noch ungefähr 400 Milliarden für die Bundeswehr. Vielleicht auch mehr, wer weiß das schon? Das ist der Preis der Kanzlerschaft. „Whatever it takes.“
Ein kleines „Sondervermögen“, das eben notwendig ist unter „den Umständen“. Sie wissen schon: Notstand. Man sollte meinen, dass ein Staat seine Infrastruktur mit fast einer Billion Steuereinnahmen im Jahr ohne „Sondervermögen“ aufrechterhalten kann. Man sollte auch meinen, dass die Schuldenbremse nicht für irgendwelche an den Haaren herbeigezogenen Notstände „reformiert“ werden muss – schon gar nicht, wenn es dem Wähler anders versprochen wurde. Aber anscheinend steht der voraussichtlich bald neue Kanzler Merz dem Noch-Kanzler Scholz in Sachen Erinnerungslücken in nichts nach.
Das ist auch der Punkt, den Maischberger zum Thema macht. Hat Herr Merz seine Wähler bewusst getäuscht, fragt sie ihre Kommentatoren. Diese bereichern wie immer die Debatte mit ihren vielseitigen Ansichten. Die Welt-Journalistin Hannah Bethke warnt vor der Kritik an Merz, schließlich sei die Situation eben nicht mehr wie vor der Wahl, und die Schulden, nun „Investitionen“ genannt, seien notwendig. Der Spiegel-Autor Markus Feldenkirchen kann dagegen der Wählermanipulation nichts abgewinnen, aber die Schuldenpakete befürwortet auch er – sie seien ja notwendig.
Sie sind sich alle einig: Trump ist schuld daran, dass Merz seine Versprechen nicht einhalten kann. Was erlauben sich auch die Republicans. Erst behauptet J.D. Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz, dass die Meinungsfreiheit in Europa gefährdet sei, und dann schmeißt Trump Selenskyj aus dem Weißen Haus – natürlich ohne jeglichen Grund. Eine Demütigung. Da sind sie auch alle einer Meinung.
Der Dritte im Bunde ist Harald Lesch, Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist. Ihm ist es schlicht „egal“, ob Merz seine Wähler getäuscht hat. Er glaubt, dass niemand in Deutschland etwas gegen das Schuldenpaket hat. Was dieser Herr Lesch in der Sendung zu suchen hat, außer die Grünen zu loben, weiß keiner so genau. Das Publikum unterstützt ihn aber allein aufgrund dessen immer wieder mit Applaus. Er ist es auch, der ganz hysterisch fragt, wo das Klima in den 500 Milliarden abgedeckt ist, und kommt gar nicht mehr heraus aus dem Malen von Klimakatastrophen. Doch keine Angst Herr Lesch, Merz muss noch für seine benötigte Zweidrittelmehrheit bei den Grünen einkaufen gehen. Da ist das Klima dann sicher abgedeckt.
Der Gewinner der Bundestagswahl sitzt schließlich Maischberger gegenüber. Lars Klingbeil von der SPD. Mit 16,4 Prozent und somit einem historischen Verlust von 9,3 Punkten geht die SPD trotzdem mit 500 Milliarden Euro als Gewinner aus dieser Wahl. Auch bei Maischberger hat Klingbeil die Fäden in der Hand und gibt auf keine Frage eine konkrete Antwort, „aus Respekt auch vor dem Gemeinsamen“. Eine nette Geste, nach einem so großzügigen Geschenk mit anderer Leute Geld.
Zu möglichen Folgen dieser Verschuldung – wie zum Beispiel einer Steuererhöhung – antwortet Klingbeil wie ein Fritzchen im Matheunterricht. Nur in einer Sache ist er sich sicher: „Die SPD wird keine faktischen Grenzschließungen mitmachen. Das können wir national nicht umsetzen. Und vor allem: Es ist europäisch unvernünftig. In einer Zeit, wo die Antwort auf Donald Trump ein starkes Europa sein muss, kann es doch nicht sein, dass das größte und stärkste Land in Europa vorangeht und die Grenzen zumacht.“
Damit wäre das Schicksal auch des letzten Wahlversprechens von Merz besiegelt – eine Migrationswende wird es nicht geben. Auch wenn Klingbeil Maischberger versichert, dass der „Ausgang noch nicht festgeschrieben“ ist.
Zum Abschluss muss Trump noch einmal herhalten. Obwohl Klingbeil betont, dass er eine Zusammenarbeit mit Amerika wolle, ist der Ton der Sendung, dass an allem Übel dieser Welt Trump schuld ist. Wieder ist es Lesch, der aufgewühlt berichtet, dass amerikanische Universitäten sich bereits der „Trumpsprache“ anpassen. Wahrscheinlich meint er damit das Entfernen von Sternchen in Lehrbüchern und das Ende der Forschung rund um „Diversity“. Ein Skandal. Dann ist Bethke auch noch so dreist und wirft ein, dass Kritik an der Woken-Ideologie wichtig sei – vereinzelte Klatscher im Publikum und ein versteinerter Lesch in der Runde.
Maischberger „diskutiert“ noch mit zwei weiteren Gästen über Trump. Dazu wird Trumps erste Rede vor dem US-Parlament nach seinem Amtsantritt eingespielt. Der Ausschnitt endet mit Trumps Frage über das Ende des Ukraine-Krieges: „Peace, wouldn’t it be nice?“ Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen und der deutsch-amerikanische Manager und ehemalige Chef des Landmaschinenkonzerns AGCO Martin Richenhagen kommen zu dem Fazit, dass der US-amerikanische Präsident ein Lügner und ein Verrückter ist. Bitte verwechseln Sie jetzt nichts: Im ÖRR ist damit Trump gemeint – und nicht Merz.