Bei Maischberger: Kognitive Kontinentalplattenverschiebung

vor etwa 8 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Das intellektuelle Gefälle könnte kaum größer sein. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer und Katrin Göring-Eckardt bei Maischberger – das ist wie eine kognitive Kontinentalplattenverschiebung. Man hat den Eindruck, da sitzt einer, der passt gar nicht so recht in die Politik. Der will möglicherweise wirklich etwas bewirken. Doch Katrin Göring-Eckardt holt ihn schnell auf den Boden der grün gefärbten Weltanschauung zurück. Sie lässt keinen Zweifel daran: Nur sie weiß, was richtig ist. Ihr fahles Licht reicht dabei von politischer Phrasendrescherei über Leugnung bis hin zur Tatsachenverdrehung. Und ihre Mimik sagt bereits sehr deutlich: Es geht ihr nicht um Dialog, sondern um Bekehrung.

Weimer sieht sich als Mann der Mitte und teilt nach links und rechts aus, aber die AfD sei nunmal nirgendwo an der Regierung beteiligt. Die Vorwürfe nach links treffen Göring-Eckardt wie Giftpfeile; sie wirkt geradezu angewidert. „Wir haben auf der linken Seite in den letzten Jahren eine Mode gehabt, eine Wokeness-Mode, eine Cancel-Culture-Mode, wo viele mir auch aus der grünen Partei sagen: Ja, wenn wir ehrlich sind in unseren Blasen, haben wir das auch übertrieben“, sagt Weimer.

„Das heißt, es wird der Raum des Gezeigten und Gesagten von links enger gemacht“, bilanziert Weimer. Die Folgen seien erschreckend: „Wir wissen aus Umfragen, dass nur noch 40 Prozent der Deutschen der Meinung sind, du kannst noch frei deine Meinung sagen.“ Er kritisiert „Eure grüne, woke Blase, die eine gefühlte Bevormundung hat entstehen lassen, wo viele Menschen sagen, wir wollen das nicht. Da kann sich auch die Linke nicht rausschleichen aus dieser Verantwortung.“

Göring-Eckardt holt das intellektuelle Niveau wieder auf den Boden zurück: „Ich bin ja nicht die Linke, ich bin Bündnis90/Die Grünen.“ Doch sie hat auch ein abstruses Argument: Aus den 40 Prozent würden bald vielleicht „41-einhalb Prozent“ werden, weil Weimer sie nämlich „bestärken“ würde. Göring-Eckardt habe „einzeln mit Leuten geredet, manchmal über Stunden“, auf Sommerfesten und überall auf dem Land, und alle, alle, alle würden am Ende immer bestätigen: „Natürlich kann ich sagen, was ich will, aber ich habe eben Angst, dass ich Widerspruch bekomme.“ Denn es gebe „eine rechte Cancel-Culture“. An Weimer richtet sie einen persönlichen Vorwurf: „Sie verunsichern Leute, die keine große Macht haben.“

Das prallt an Weimer ab. Der Minister für Kultur und Medien, bei dem Maischberger bemüht war, ihn schon bei der Begrüßung negativ zu präsentieren („Es gibt ’ne Petition gegen diesen Kulturstaatsminister“), lässt Göring-Eckardt den Versuch, den Spieß umzudrehen, nicht durchgehen. „Es hat sich die Debattenkultur verdunkelt“, sagt er, und „das ist für die Kultur der Deutschen ein wirkliches Problem.“

Dass der Versuch der ehemaligen Innenministerin Nancy Faeser, das Magazin „Compact“ zu verbieten, vor Gericht gescheitert ist, will Weimer zur allgemeinen Bestürzung nicht verurteilen, ganz im Gegenteil. Er wirbt für Meinungsfreiheit und ist überzeugt, „dass wir der Freiheit auch mehr zutrauen sollten. Ja, wir müssen diese Meinung ertragen.“

Man ist geneigt, Weimer als Fremdkörper in dieser Talkshow wahrzunehmen, bei der sogar das Publikum ausschaut, wie in einer grünen Kita zwangsrekrutiert. Die Altersstruktur dürfte ziemlich genau das Gegenteil des typischen ARD-Zuschauers abbilden. Die Milchgesichter, spärlich durchsetzt mit ein paar Damen im Look der „Omas gegen Rechts“, erweisen sich bei linken Redebeiträgen als bewährt klatschfreudig.

Das geht sogar soweit, dass eine andere Linke mit noch kruderen Aussagen satten Beifall einfährt: Für Anna Lehmann von der „taz“ sind das „Selbstbestimmungsgesetz“ (das auch den Autor dieses Textes – schwupps – zur Frau gemacht hat) und die „Ehe für alle“ tatsächlich „Menschenrechte“. Und beide wolle die AfD übrigens abschaffen, so! Wäre das auch mal wieder erwähnt.

Applaus, Applaus, Applaus!

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