
Bei einer Kundgebung der Organisation Zaytouna, die vom baden-württembergischen Verfassungsschutz als „säkulare extremistische propalästinensische Bestrebungen“ beobachtet wird, wurden am vergangenen Samstag in Mannheim offenbar mehrere Juden von Demo-Teilnehmern attackiert.
Einer von ihnen, Benny Salz, ehemaliger Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Mannheim, wurde nach eigenen Angaben von einem Teilnehmer der Versammlung ohne Vorwarnung zu Boden gestoßen und verletzt. Der Vorfall ereignete sich auf dem Marktplatz der Stadt, wo rund 200 Personen an einer als propalästinensische Mahnwache zum „Gedenken an einen Genozid“ deklarierten Versammlung teilnahmen.
Salz war gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde sowie der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) Rhein-Neckar, darunter der Mannheimer Stadtrat und Grünen-Landtagskandidat Chris Rihm, als Beobachter anwesend. Gegenüber Welt teilte Salz mit, die Stimmung sei zunehmend aggressiv geworden, nachdem eine Rednerin die jüdischen Anwesenden öffentlich als Störer bezeichnet hatte.
Kurz darauf sei Salz von einem Mann ergriffen und mit voller Wucht auf das Kopfsteinpflaster geworfen worden. Dabei erlitt er Prellungen und eine blutende Fingerverletzung. Anschließend seien die Teilnehmer dazu aufgefordert worden, im Chor „Shame on you!“ in Richtung des am Boden liegenden Opfers zu rufen. Der DIG zufolge musste Salz anschließend in einem Krankenhaus behandelt werden.
Kritik richtet sich insbesondere gegen das Verhalten der Polizei. Sowohl Salz als auch weitere Zeugen berichten, dass die Beamten zunächst nicht gegen den Angreifer eingeschritten seien, sondern sich dem Verletzten zugewandt und ihn kontrolliert hätten. Die Polizei teilte auf Anfrage der Welt mit, es habe eine Auseinandersetzung zwischen einem 51-jährigen Teilnehmer und einem 66-jährigen Passanten gegeben. Der mutmaßliche Angreifer sei vorläufig festgenommen worden und müsse sich wegen Körperverletzung verantworten.
Die DIG Rhein-Neckar/Mannheim verurteilte den Vorfall scharf und sah rote Linien überschritten. In einer Pressemitteilung sprach die Organisation von einem „offenen Angriff auf jüdisches Leben“ und warf der Polizei Versäumnisse sowie mangelnden Schutz vor. Auch der Umgang der Stadt Mannheim mit wiederholten israelfeindlichen Kundgebungen wurde kritisiert. Es werde regelmäßig Hass gegen Israel geschürt und „unmissverständlich“ die Zerstörung des jüdischen Staates propagiert. Wiederholt würden auch Rufe nach einer „Intifada“ laut und es werde zu Gewalt aufgerufen.