
Belgien kehrt der Energiewende-Ideologie den Rücken und steigt aus dem „Atomaus“ aus: Am 15. Mai 2025 hat das belgische Parlament mit deutlicher Mehrheit beschlossen, den jahrzehntelang propagierten Atomausstieg offiziell zu beenden. Statt die letzten vier Reaktoren wie geplant abzuschalten, verlängert das Land deren Laufzeiten – und bereitet sogar den Bau neuer Atomkraftwerke vor, darunter moderne modulare Reaktoren (SMR). Die Entscheidung fiel mit 102 Ja-Stimmen bei nur acht Gegenstimmen – ein ziemlich eindeutiges politisches Bekenntnis zur Realität der Energieversorgung.
Dieser Kurswechsel wird mit der Sicherstellung der Energieversorgung begründet, insbesondere vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Bereits 2022 hatte die belgische Regierung den Atomausstieg um zehn Jahre verschoben. Jetzt soll jeweils ein Reaktor der Kernkraftwerke Doel und Tihange bis 2035 weiterbetrieben werden.
Die konservative Regierung unter Premierminister Bart De Wever plant zudem den Bau neuer Atomreaktoren. Dabei wird auch über den Einsatz moderner Technologien wie kleiner modularer Reaktoren (SMR) nachgedacht. Ein Beschluss über ein konkretes SMR-Modell steht noch aus. Während Deutschland voll auf wetterabhängige volatile Wind- und Solaranlagen setzt, deckt Belgien derzeit rund 41 Prozent seines Stroms mit Atomkraft ab. Die vier aktiven Reaktoren Doel 1, 2 und Tihange 1 liefern zusammen 1,8 Gigawatt – konstant, wetterun-abhängig und sie können noch als CO₂-arm angepriesen werden. Damit garantiert Belgien nicht nur Netzstabilität, sondern auch preislich wettbewerbsfähigen Industriestrom.
Deutschland hingegen hat seine letzten Kernkraftwerke 2023 endgültig vom Netz genommen. Folge: Trotz Rekord-Ausbau bei Wind und Photovoltaik importierte Deutschland 2024 fast 67 Terawattstunden Strom – teils aus französischen und belgischen Atomkraft-werken. 2024 erreichte der Anteil sogenannter „erneuerbarer Energien“ an der Stromerzeugung in Deutschland ein Rekordhoch von 62,7 Prozent. Allerdings importierte Deutschland im selben Jahr insgesamt 66,8 TWh Strom, was einem Zuwachs von 23,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Laut Marktpreisschätzungen lagen die Mehrkosten für diese Importe bei rund 5 Milliarden Euro.
Die belgische Entscheidung gilt auch als ein politisches Signal: Während deutsche Politiker über „Transformationsfonds“ und „Stromspeicher der Zukunft“ fantasieren, setzt Brüssel auf funktionierende Technik. Sicherheitsbedenken aus Aachen und Berlin werden zur Kenntnis genommen – aber nicht über die Versorgungssicherheit gestellt. Bei Deutschlands Nachbarn gelten Effizienz und Stabilität der Stromversorgung als oberstes Ziel. Nur Berlin hängt weiterhin dem Glauben an, man könne ein Industrieland mit Strom aus Solarpaneelen und Windrädern versorgen.