Neue Erkenntnisse über „die schrecklichen Bilder von Bergamo“: Wie die WHO eine tödliche Massenpanik provozierte

vor 5 Tagen

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Bildquelle: NiUS

Die dramatischen Bilder von Militärkonvois, die Särge aus der Stadt transportierten, gingen um die Welt – und veränderten sie. Sie wurden zum emotionalen Argument für den globalen Ausnahmezustand. Im Zuge des Bergamo-Dramas führte die Regierung Italiens drastische Maßnahmen ein, die sich unmittelbar an der chinesischen Abriegelung Wuhans orientierte, und verhängte erstmals in Europa einen landesweiten Lockdown.

Der Arzt Dr. Gunter Frank war kürzlich zusammen mit Datenanalyst Tom Lausen in Bergamo. Sie zählten die Gräber auf den Friedhöfen und sprachen mit Zeitzeugen. NIUS trägt ihre Erkenntnisse zusammen und zeigt außerdem, wie der „Testen, Testen, Testen!“-Appell der WHO in Italien die Fallzahlen explodieren ließ und ein falsches Behandlungsprotokoll der WHO die Überlebenschancen hospitalisierter Patienten drastisch verschlechterte.

In der Gesamtschau wird deutlich, warum in Bergamo mehr Menschen als üblich verstorben sind. Vieles davon ist seit Längerem bekannt, doch so ausführlich und verdichtet fand es in den Medien bislang nicht statt.

Auch in Deutschland hatten „die schrecklichen Bilder aus Bergamo“ eine immense politische Wirkung. Gesundheitsminister Karl Lauterbach gestand rückblickend offen ein, dass ohne die „Bilder aus Bergamo“ die drastischen Maßnahmen nicht hätten durchgesetzt werden können. Tatsächlich hatte die Provinz Bergamo im März 2020 eine wochenlang anhaltende, starke Übersterblichkeit zu verzeichnen – deutlich mehr Tote als in den Vorjahren. Normalerweise verzeichnet die Region etwa 130 Tote pro Woche, in der damaligen Zeit stiegen diese Zahlen aufs Acht- bis Zehnfache an, wie Eurostat seinerzeit dokumentierte.

Dr. Gunter Frank bereiste mit Datenanalyst Tom Lausen Bergamo, um anhand einer Zählung der Gräber auf den dortigen Friedhöfen zu überprüfen, ob die Daten korrekt sind. Ihr Ergebnis: „Da wurde tatsächlich übermäßig gestorben.“ (Eine genaue Auswertung ihrer Zählung wird Tom Lausen noch veröffentlichen.) Dr. Frank veröffentlichte während der Pandemie regelmäßig kritische Beiträge auf dem Blog Die Achse des Guten; nach der akuten Phase der Corona-Krise setzte er seine öffentliche Diskussion fort – gemeinsam mit dem Immunologen Dr. Kay Klapproth betreibt er heute den Video-Podcast Sprechstunde, in dem beide medizinische und gesellschaftliche Entwicklungen reflektieren. NIUS gibt nachfolgend ihre Erkenntnisse aus dieser und dieser Folge wider.

Dr. Gunter Frank und Dr. Kay Klapproth. Screenshot: YouTube

Doch was war nun die Ursache für das überhöhte Sterben in Bergamo? War es allein das Virus – oder war es die kollektive Reaktion darauf?

Fakt ist: Nicht nur die flächendeckende Einschränkung der Bürgerrechte war historisch neu, sondern auch die Teststrategie, die von der WHO eindringlich empfohlen wurde. Nie zuvor – weder bei der SARS-CoV-1-Pandemie 2002/2003 noch bei der MERS-CoV-Epidemie – wurde derart breit auf ein Atemvirus hin getestet und dabei nicht nur kranke und schwer kranke Fälle gezählt, sondern auch die Infektion kerngesunder Menschen. Am 16. März appellierte WHO-Chef Tedros A. Ghebreyesus: „We have a simple message to all countries: Test, test, test!“ (übersetzt: „Wir haben eine einfache Botschaft an alle Länder: Testen, testen, testen!“) Drei Tage später wird ein italienischer Doktor in den Medien um Hilfe rufen, da die „Hälfte des Personals mit diesen Leuten beschäftigt“ sei.

Der Appell „Testen, testen, testen!“ erging am Monatsanfang: Am 2. März veröffentlichte die WHO eine Leitlinie zum Testen, in der es hieß, dass PCR-Tests auch „von asymptomatischen oder leicht symptomatischen Kontaktpersonen“ in Betracht gezogen werden sollen, bei „Personen, die Kontakt mit einem COVID-19-Fall hatten“. Das hatte weitreichende Folgen.

Im März 2020 erlebt Italien schlagartig einen dramatischen Anstieg der gemeldeten Covid-Fälle, etwa in dem Maße, wie Italien seine Testkapazitäten hochfährt. Monatsanfang: 21.127 Tests pro Tag; rund zwei Wochen später, am 19. März 2020, dem Tag, an dem die „Bilder aus Bergamo“ weltweit viral gehen, sind es 182.777. Mitten in die Grippesaison, in der auch Coronaviren ihren saisonalen Aufschwung haben, verneunfacht Italien seine Testaktivität und treibt die „Fallzahlen“ damit in Höhen, die auf die Bevölkerung wie eine Gesundheitskatastrophe bei gleichzeitigem Kontrollverlust des Staates wirken mussten. Wie das folgende Diagramm zeigt, steigt die 7-Tagesinzidenz dabei analog zur Erhöhung der Anzahl der Tests.

Der dramatische Anstieg der Fallzahlen spiegelte also keine Infektionsexplosion in der Realität wider, sondern die erhöhte Testaktivität. Ein Vergleich zum Verständnis: Wenn man in einer Stadt die polizeilichen Verkehrskontrollen verzehnfacht, wird man auch zehnmal mehr Verkehrssünder finden – ohne dass ihre Anzahl in der Realität zugenommen hat.

Während die Corona-Fallzahlen rasant ansteigen, breitete sich in Bergamo die Panik auch durch öffentliche Ereignisse aus. Der Heidelberger Hausarzt Dr. Gunter Frank berichtet von einer italienischen Kollegin, die besonders drastische Formen öffentlicher Trauer erlebte: „Die haben ja auf den Marktplätzen Leinwände gehabt, auf denen die Gesichter der Verstorbenen gezeigt wurden.“

Eine weitere Zeitzeugin, eine Deutsche, die in der italienischen Region schon seit Jahren wohnt, berichtet ebenso von einer „wahnsinnigen Panikmache“, in der selbst bei leichtem Husten sofort der Rettungsdienst alarmiert wurde; man habe überall nur noch Blaulicht gehört. Dadurch wurden die Notaufnahmen überlastet, nicht nur mit Schwerkranken, sondern auch mit Menschen mit banalem Schnupfen. Es sind Panikreaktionen, die international beobachtet wurden.

Für New York, wo das Gesundheitssystem ebenfalls unter extremer Belastung litt, wurde berichtet, dass Menschen so verängstigt waren, dass sie sogar ohne Symptome die Notaufnahme aufsuchten: „Einige Notaufnahmen sind überfordert von Menschen mit Angst, aber ohne Symptome“, schrieb ein amerikanischer Blog am 17. März 2020. Ein Mitarbeiter einer Notaufnahme berichtete: „Die Ungewissheit versetzt sie in Panik, und selbst wenn wir ihnen sagen, dass sie keine Symptome zeigen, bestehen sie darauf, getestet oder von einem Arzt untersucht zu werden. Wir können sie nicht abweisen, also werden sie untersucht, auch wenn sie keine Symptome haben. Dadurch verbringt die Notaufnahme Zeit mit gesunden Patienten, während Ärzte und Pflegekräfte unsere Zeit und Ressourcen für Menschen einsetzen könnten, die sie brauchen.“

Dr. Gunter Frank berichtet weiter, dass niemand das Krankenhaus betreten durfte, ohne zuvor einen Corona-Test zu machen – selbst Herzinfarktpatienten haben dadurch gefährliche Verzögerungen erfahren. Hinzu kommt, dass in überfüllten, schlecht gelüfteten Wartezonen die allgemeine Virenlast höher ist. Nicht nur Patienten, sondern auch das Klinikpersonal kann sich dort leicht mit einer Lungenentzündung anstecken.

Besonders drastisch schildert der Arzt die Abläufe rund um Verstorbene: „Jeder, der dort gestorben ist, bekam automatisch die Covid-Diagnose.“ Die Toten wurden aus Angst, dass sie noch ansteckend sein könnten, in Plastiksäcke verpackt und umgehend verbrannt. Weil in Italien die Erdbestattung traditionell üblicher als die Einäscherung ist, überforderte das die lokalen Krematorien. Deswegen brachten Militärkonvois die Leichen zu umliegenden Bestattern. So entstanden die berühmten „Bilder aus Bergamo“.

Ein weiteres Problem betraf laut Dr. Frank die Pflegeheime. Ein ärztlicher Kollege berichtet, dass im Raum Bergamo viele ausländische Pflegekräfte aus Angst vor Grenzschließungen das Land verließen. „Das heißt, viele Alte waren nicht versorgt und man hat viele, viele Alte gefunden, die regelrecht verdurstet sind.“

Dr. Gunter Franks Fazit: „Es wurde gestorben aufgrund der massiven Panik und des Lockdowns.“

Zur übersteigerten Angst trat besonders fatal die WHO-Empfehlung hinzu, vor allem auf künstliche Beatmung zu setzen; ein schwerwiegender medizinischer Eingriff, bei der Patienten vollnarkotisiert und an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden. Dieser Eingriff war auch vor der Corona-Zeit dafür bekannt, zu zahlreichen Komplikationen führen zu können. Die WHO veröffentlichte am 13. März 2020 eine Leitlinie, in der sie die klinische Versorgung von COVID-19-Patienten behandelte. Darin heißt es:

„Obwohl die Mehrheit der Menschen mit COVID-19 eine unkomplizierte oder milde Erkrankung hat (81 %), entwickeln einige eine schwere Erkrankung, die eine Sauerstofftherapie erfordert (14 %), und etwa 5 % müssen auf der Intensivstation behandelt werden. Von den kritisch Erkrankten benötigen die meisten eine mechanische Beatmung. Die häufigste Diagnose bei schweren COVID-19-Patienten ist eine schwere Lungenentzündung.“

Diese Empfehlung basierte auf frühen klinischen Beobachtungen, insbesondere aus China, und führte dazu, dass in vielen Ländern eine frühzeitige Intubation als Standardbehandlung angesehen wurde. Spätere klinische Erfahrungen zeigten jedoch, dass eine nicht-invasive Beatmung, wie sie beispielsweise im „Moerser Modell“ praktiziert wurde, bessere Überlebensraten erzielte. Der Lungenfacharzt und frühere Vorsitzende des Verbands Pneumologischer Kliniken, Prof. Dieter Köhler, zeigte sich bereits im März 2020 alarmiert: „Die hohe Zahl der Beatmeten ist erschreckend.“ Die invasive Intubation sei keineswegs harmlos, sondern könne unter Umständen sogar tödlich enden.

Dass es auch anders ging, machte das Bethanien-Krankenhaus in Moers erfolgreich vor, worüber T-Online berichtete. Dort verzichtet man bewusst auf die sofortige Intubation. Chefarzt Dr. Thomas Voshaar, zugleich Vorstand des Verbands Pneumologischer Kliniken, erläutert den Ansatz: Statt frühzeitig zu beatmen, setzte man auf eine abgestufte Therapie – beginnend mit verschiedenen Sauerstoffmethoden bis hin zur Beatmung über eine Maske. „Wir vermeiden die künstliche Beatmung, so lange es nur möglich ist“, betont Voshaar.

Die nicht-invasive Beatmung (NIV) schont den Patienten.

Die Ergebnisse sprachen laut Dr. Voshaar für sich: Immer mehr Kliniken übernahmen das sogenannte „Moerser Modell“ – mit der Folge, dass mehr Patienten überleben und deutlich weniger invasiv beatmet werden müssen. Die Rückmeldungen aus anderen Lungenkliniken in Deutschland seien „enorm positiv“, berichtete Voshaar.

Die Fehlbehandlung der vorzeitigen Intubation und zahlreiche andere Faktoren trugen zu einem tatsächlichen übermäßigen Sterben in der Bergamo-Region bei – zusammengefasst:

So bleibt festzuhalten:

Bergamo wurde zum globalen Mahnmal – nicht allein wegen des Virus, sondern wegen einer Kette von institutionellen Fehlentscheidungen, medizinischer Überforderung und medial geschürter Panik. Die WHO spielte dabei eine Schlüsselrolle: Mit ihrem Appell „Testen, testen, testen!“ ließ sie die Fallzahlen explodieren und verengte mit ihrem Behandlungsprotokoll den Blick auf invasive Beatmung – eine Maßnahme, von der bekannt war, dass sie riskant und vielfach überflüssig ist. Inmitten dieser Angstkulisse wurden Patienten vorschnell isoliert, zu früh intubiert oder schlicht vernachlässigt.

Alte Menschen starben schlecht versorgt in Krankenhäusern und unversorgt in Heimen, während Militärkonvois die Toten abtransportierten – Bilder, die politische Maßnahmen weltweit legitimierten. Das Meiste davon wäre vermieden worden, wenn keine Panik geschürt worden wäre. Nicht das Virus allein, sondern die kollektive Reaktion darauf forderte in Bergamo ihren tödlichen Tribut.

Lesen Sie zur Corona-Aufarbeitung auf NIUS auch: An den drei frühen Corona-Abwegen haften Drostens Fingerabdrücke

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