
Sexuelle Übergriffe und Schlägereien: Immer öfter wird das Freibad zum Tatort. Viele deutsche Städte beschäftigen deshalb bereits Sicherheitspersonal zum Schutz ihrer friedlichen Badegäste. Die Kosten dafür wachsen Jahr für Jahr. Das zeigt eine Umfrage von Apollo News unter deutschen Großstädten.
Besonders extreme Auswüchse nimmt das Problem in der Bundeshauptstadt Berlin an. Dort sind für Sicherheitsmaßnahmen in Freibädern im laufenden Jahr Ausgaben in Höhe von 2,5 Millionen Euro geplant, wie die Berliner Bäder-Betriebe mitteilten. Die meisten Ausgaben werden dabei für Sicherheitskräfte getätigt. Auch andere Maßnahmen, wie etwa eine pauschale Ausweiskontrolle am Eingang oder der Ausbau von Freibadumzäunungen, müssen finanziert werden.
Im vergangenen Jahr gab Berlin rund 1,84 Millionen Euro für Sicherheitskräfte in Freibädern aus. Dieses Jahr wurde zusätzlich eingeführt, dass Badegäste einen Besuchszeitraum beim Ticketkauf auswählen müssen – so sollen lange Schlangen an Eingängen verhindert werden.
Auch in anderen deutschen Städten haben sich die Ausgaben für Sicherheitskräfte in Freibädern deutlich erhöht. So sind im nordrhein-westfälischen Essen für das laufende Jahr Ausgaben für Sicherheitspersonal in Freibädern in Höhe von 300.000 Euro veranschlagt, wie die Stadt Essen mitteilte. Noch im Jahr 2021 lagen die Ausgaben bei lediglich 65.500 Euro – im Jahr 2022 betrugen sie bereits 213.500 Euro. Seit 2021 haben sich die Ausgaben also fast verfünffacht.
Im vergangenen Jahr lagen die Ausgaben für Sicherheitspersonal, inklusive Ausweiskontrollen, in Essen bei 218.000 Euro. Einen besonderen Schwerpunkt stellt dabei das Grugabad dar – 2024 lagen die Sicherheitskosten dort bei 164.500 Euro.
Ebenso haben sich die Sicherheitskosten in den Freibädern von Stuttgart deutlich erhöht. So teilte die baden-württembergische Landeshauptstadt Daten für die Bewachungsausgaben mit. Diese enthalten dabei auch Kosten für Alarm- und Warnsysteme: So lagen die Ausgaben noch 2020 bei lediglich 217.040 Euro – im Jahr 2022 waren es dann bereits 302.928 Euro und im vergangenen Jahr erreichten die Sicherheitsausgaben mit 597.810 Euro einen weiteren Höchststand.
Auch in Magdeburg haben sich die Kosten für externe Sicherheitskräfte deutlich erhöht. So teilte die Landeshauptstadt mit, dass man für 2025 mit Sicherheitskosten von bis zu 30.000 Euro rechnen würde – zwischen 5.000 und 10.000 Euro für jedes Freibad. Noch im Jahr 2022 lagen die Gesamtausgaben aller drei Freibäder zusammengerechnet bei nur 5.380 Euro – bis 2025 hat sich die Zahl also möglicherweise praktisch versechsfacht.
In weiteren Städten stellen Sicherheitsausgaben in Freibädern einen signifikanten Kostenpunkt dar: In Hannover kosten Sicherheitskräfte jährlich etwa rund 40.000 Euro. Im hessischen Offenbach sollen im laufenden Jahr zu den 20.000 Euro für Sicherheitskräfte auch 15.000 Euro für Videotürme ausgegeben werden. Noch 2022 gab die Stadt für Sicherheitskräfte lediglich 12.000 Euro aus.
Interessant ist nicht nur die ungleiche Verteilung von Sicherheitskosten je nach Stadt – Essen zahlt bei nahezu gleicher Bevölkerungszahl jährlich mehr als das Siebenfache im Vergleich zu Hannover – sondern auch, dass manche großen Städte keinerlei oder kaum externe Sicherheitskräfte beschäftigen. So teilte das Bäderland Hamburg mit, dass der Einsatz von Sicherheitspersonal nur „in äußerst geringem Umfang“ stattfinden würde. In Kiel und Erfurt sollen, wie Apollo News auf Anfrage erfuhr, ebenfalls keine Sicherheitskräfte eingesetzt werden.
In deutschen Freibädern werden also mittlerweile mehrere Millionen Euro nur für Sicherheitskräfte ausgegeben. Apollo News versuchte vor allem, große Städte zu Kostenpunkten von externem Sicherheitspersonal anzufragen – zuletzt sorgten aber auch Kleinstädte, für die ein eigener Sicherheitsdienst in Freibädern finanziell eine echte Belastung ist, immer öfter für Schlagzeilen. So muss allein die baden-württembergische Kleinstadt Satteldorf mit etwas über 5.000 Einwohnern 1.000 Euro pro Woche für einen Sicherheitsdienst im Freibad ausgeben – trotzdem kommt es immer wieder zu Gewaltvorfällen im Freibad (mehr dazu hier).