
Berlin ist eine schlechte Visitenkarte für Deutschland. Die Hauptstadt stellt unserem Land ein mieses Zeugnis aus.
Wer – wie ich – in Berlin wohnt und nach dem Urlaub in die Metropole zurückkehrt, ist erschlagen vom Ausmaß an Schäbigkeit und Hässlichkeit, an Lieblosigkeit und Dysfunktionalität. Und erschüttert vom Gewöhnungseffekt, der nach einiger Zeit alle Berliner befällt, auch mich. Man schaut weg, um nicht depressiv zu werden.
Die aktuelle Folge „Kissler Kompakt“ sehen Sie hier:
Erst der vorübergehende Tapetenwechsel macht wieder deutlich: Berlin hat sich im Misslingen eingerichtet. Berlin hat kapituliert.
Berlin-Bashing ist ein beliebtes Genre. Je weiter jemand von der Hauptstadt entfernt lebt, desto leidenschaftlicher drischt er auf Deutschlands Weltstadt ein. Mit Berlin verlasse man „den funktionierenden Teil Deutschlands“, urteilte einst der schwäbische Lokalpatriot Boris Palmer.
Mit Berlin-Kritik lassen sich Bücher, Abendprogramme und Vortragsreihen füllen. Manches ist wohlfeil, denn eine Millionenstadt hat naturgemäß andere Probleme als das Dorf auf dem Lande.
Wer auf Menschen allergisch reagiert und einen rasch wechselnden Mix der Farben, Gerüche und Klänge nicht erträgt, sollte woanders unterkommen. Deutschlands Glück war immer die Summe seiner Provinzen.
Tatsächlich aber wird Berlin schlecht verwaltet und fatalistisch regiert. Der jeweils Regierende Bürgermeister ist ein Achselzucken in Menschengestalt.
Das war bei den Sozialdemokraten Michael Müller und Franziska Giffey so, das ist so bei dem Christdemokraten Kai Wegner. Der Name sagt Ihnen nichts? Kai Wegner ist ein freundlicher Herr aus Spandau, der einst mit einer klaren Botschaft in den Wahlkampf zog.
In Berlin bilden Sicherheit und Sauberkeit einen utopischen Doppelbegriff. Seit Kai Wegner mit den Sozialdemokraten regiert, hat sich nichts daran geändert. In Berlin lebt man unsicher. Der Blick in die Kriminalitätsstatistik lässt keine Fragen offen. Und: In Berlin herrscht das Hässliche. Das Hässliche bildet die Norm.
Eine Häuserwand ohne Schmierereien zu finden, ist selbst für ortskundige Experten eine Herausforderung. Die wilde Müllentsorgung boomt. Genervte Menschen in hoffnungslosen Klamotten rempeln einander an auf bröckelndem Asphalt.
Die Bettelei nimmt ebenso zu wie die Zahl der Menschen, die mit leerem Blick oder hysterisch lachend über die Straßen wanken. Der Irrsinn macht Beute – und es wird hingenommen.
Warum ist das so? Das Unsichere und Hässliche, das Schmutzige und Gefährliche triumphieren, wenn zu vielen Menschen egal ist, was geschieht. Ermuntert von einem erratischen Wählerwillen, hat die Politik das Mir-doch-egal-Gefühl verinnerlicht, obwohl sie das Gegenteil behauptet.
Der Mangel an Gestaltungswillen soll kompensiert werden durch ein Übermaß an Ideologie. Handwerkliche Mängel sollen die Lauterkeit der Gesinnung verbürgen, und Gesinnung, linke Gesinnung, ist hier fast alles.
Berlin kapituliert nicht zuletzt deshalb vor der Antifa, dem Islam und migrantischen Parallelgesellschaften, weil es lieber eine Stadt der sogenannten Vielfalt sein will als eine Stadt der Ordnung. Aber der freundliche Herr aus Spandau ist zufrieden.
Zur Wahrheit gehört: Unter Kai Wegner wurde Berlin nicht sicherer. Unter Kai Wegner funktioniert Berlin nicht besser. Unter Kai Wegner wurde Berlin wieder zu einer Hauptstadt des Antisemitismus.
Insofern ist Berlin nicht nur eine schlechte Visitenkarte, sondern auch ein Menetekel für das ganze Land: Hier lässt sich in Echtzeit beobachten, wie das Böse wächst, wenn das Gute schläft.