Berühmter deutsch-amerikanischer Erfinder Sebastian Thrun: „Der Pioniergeist ist in Deutschland verloren gegangen“

vor etwa 2 Monaten

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Bildquelle: NiUS

Er gehört zu den bekanntesten Erfindern der USA – und ist gebürtiger Deutscher: Sebastian Thrun (57). Er hat in Hildesheim Informatik und Statistik studiert und promoviert. Er lehrt heute an der Stanford University in Kalifornien. Thrun zählt zu den Überfliegern im Silicon Valley, er war seiner Zeit immer voraus. Bei Google entwickelte er das erste selbstfahrende Auto, gründete das Deep-Learning-Labor Google Brain und den Kartendienst Street View. Er versuchte, fliegende Autos auf den Markt zu bringen – und scheiterte.

In der Neuen Zürcher Zeitung spricht Sebastian Thrun über Erfindergeist, Entdeckermut und das, was Deutschland und Amerika bei Innovationen unterscheidet. In Deutschland wurden 2022 rund 25.000 Erfindungen beim Patentamt angemeldet, in den USA waren es 48.000.

NIUS dokumentiert seine wichtigsten Aussagen:

„Ich bin unglaublich stolz, wenn ich überall in Los Angeles die selbstfahrenden Autos namens Waymo sehe (die Thrun erfunden hat, Anm. d. Red). Ich wollte bei Google seinerzeit ein selbstfahrendes Auto entwickeln, weil ich mit 18 Jahren meinen besten Freund in Hildesheim durch einen Verkehrsunfall verloren hatte. Bis heute sterben in den USA jeden Tag 120 Menschen in Verkehrsunfällen. Heute unterhält Google ein ganzes Netzwerk an Robotaxis, die laut einer Studie von Swiss Re achtmal so sicher sind wie menschliche Fahrer. Das ist schon toll.“

Ein Exemplar des von Prof. Sebastian Thrun erfundenen Waymo Robotaxis.

„Ich wünschte mir, dass man in Deutschland mehr Neugier und Bereitschaft für Risiken zeigen würde. Der Pioniergeist ist verloren gegangen und einem Bedürfnis nach Sicherheit gewichen. Ich kann das verstehen: Die Weltkriege, die Ost-West-Teilung, die Stasi – das alles hat eine Skepsis geschürt und Sorgen, dass Daten missbraucht werden können. Der Regulierungsgedanke stammt aber noch aus einer Ära, in der der Fortschritt sehr viel langsamer geschah. Jetzt leben wir in einer Zeit, in der technologisch so viel, so unglaublich schnell passiert, dass sich regulative Strategien anpassen müssen. Heute kann keiner vorhersagen, was wir in fünf Jahren machen werden – genauso wie vor fünf Jahren keiner Chat-GPT vorhergesagt hätte.“

„Ich bin Deutschland sehr dankbar. Und ich wünschte mir für meine Heimat mehr Gründertum – und damit einhergehend die Bereitschaft, die Steuern und Regulierungen unternehmerfreundlicher zu gestalten. Auch Energie müsste wieder günstiger werden, das ist für viele Firmen ein großes Problem. Kulturell würde ich mir wünschen, dass man wieder den Pioniergeist feiert, den es im Land vor hundert Jahren ja eindeutig gab.“

„Wenn ich nach Deutschland komme, habe ich immer das Gefühl, dass mich andere als Dieb sehen. Für viele Deutsche ist die Welt ein Nullsummenspiel: Wenn jemand erfolgreich ist, hat er jemandem anderen was weggenommen. Ich hingegen glaube, alle Menschen können gleichzeitig gewinnen.“

Der gebürtige Deutsche Sebastian Thrun ist heutzutage einer der bekanntesten Erfinder der USA.

„Sie kommt dank 3-D-Druckern. Wenn sich ein Kunde ein neues Hemd wünscht, wird das maßgeschneidert gedruckt. Es gibt keinen teuren Ausschuss mehr. Autos wird man sich so bauen lassen können, dass sie genau den Bedürfnissen der eigenen Familie entsprechen. Alle Produkte werden sehr viel persönlicher sein. Die enorme Geschwindigkeit dieses Wandels sehen wir jetzt schon in San Francisco. Dort sind die Robotaxis von Waymo nach nur eineinhalb Jahren der zweitgrößte Anbieter von Fahrdiensten.“

„Der Versuch, fliegende Autos zu bauen, ging wesentlich langsamer voran, als ich es wollte. Die Aufsichtsbehörden kannten nichts Vergleichbares. Wir haben große Teile der Firma an Boing verkauft. Vielleicht waren wir einfach unserer Zeit voraus.“

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