
Der Berliner Wohnungsmarkt ist weiterhin sehr angespannt. Wenn man nicht gerade ein Sozialfall oder ein Migrant ist, findet man einfach keine neue Bleibe. Es werden zu wenige neue Wohnungen gebaut, und die anhaltende Zuwanderung sorgt für immer größere Nachfrage. Der städtische Wohnraum wird vergeben, und private Vermieter ziehen Doppelverdiener vor.
Hier schildert ein NIUS-Leser das aussichtslose Unterfangen, eine Wohnung in der Hauptstadt zu finden, obwohl er nicht einmal schlecht verdient.
Die Suche nach einer Wohnung in Berlin gleicht einer Odyssee. Unser eigener Fall steht wohl sinnbildlich für die derzeitige, politisch kreierte Mangellage. Vor zwei Jahren bekamen wir (meine achtjährige Tochter und ich) die Information, dass unsere Wohnung verkauft wird – nach über 15 Jahren Gesamtmietzeit, davon acht zu zweit in der Wohnung, für uns natürlich ein Schock. In der Wohnung und im Kiez sind wir verwurzelt, meine Tochter geht hier zur Schule.
Trotz der angespannten Wohnsituation in Berlin waren wir recht zuversichtlich, in der uns zur Verfügung stehenden Zeit eine neue Wohnung zu finden. Mittlerweile, nach 460 Wohnungsbewerbungen, haben wir aber einfach nur noch Angst.
Wir haben über 460 Bewerbungen verschickt, Flyer verteilt und verteilen lassen (an fast 10.000 Haushalte), ganze Straßenzüge mit Stickern zu unserer Suche beklebt, unzählige Social-Media-Aktivitäten gestartet – und hatten ganze zehn (!) Besichtigungen bisher. Zusätzlich haben wir Plakate drucken lassen und diese an alle CEOs der städtischen Berliner Wohnungsgesellschaften schicken lassen. Das ernüchternde Ergebnis: gerade mal eine Rückmeldung und der Hinweis, dass man über die Situation wisse, daran aber nichts ändern könne.
Bewerbungen, Anzeigen in Social Media, Postwurfsendungen zuhauf – gebracht hat es nichts.
Was uns richtiggehend wütend macht, sind die Fakten: Städtische Wohnungen werden derzeit bereits für 17 Euro pro qm (und in Teilen sogar mehr) angeboten. Von zwei Angestellten der Städtischen haben wir aber erfahren, dass diese Wohnungen faktisch gar nicht auf den Markt gebracht werden. Dies sind nur Scheinanzeigen, da die Quote der Wohnungen, die man mit Migranten und WBS-Inhabern belegen muss, bei nahezu 100 Prozent liegt. Hier haben wir schlicht keine Chance.
Und dann sehen wir dies auch jeden Tag real: Von einem Neubau der WBM in unserer Nachbarschaft winken uns täglich die neuen Mieter zu. Mieter, die noch nicht lange in Deutschland zu sein scheinen und denen die Wohnungen zugewiesen wurden. Und wir scheitern bei jeder unserer Bewerbungen schon nach fünf Minuten mit automatisierten Absagen.
Bei privaten Vermietern ist es auch aussichtslos, da ich dort schlicht als Einzelverdiener zähle. Da sich auf jede Wohnung hunderte, wenn nicht gar tausende Interessenten bewerben, gibt es immer etliche Doppelverdiener, gegen die wir keine Chance haben. Ich habe E-Mails von Vermietern, die klagen, dass sie innerhalb weniger Minuten hunderte, manche am Ende gar mehrere tausend Bewerbungen erhalten haben.
BU: Wohnungsbesichtigung in einem Neubaugebiet: Man ist nie der Einzige.
Wir haben also schlicht keine Chance. Bei einer Gerichtsverhandlung im Juni, bei der wir um zeitlichen Aufschub baten, wurde uns durch die Richterin recht deutlich signalisiert, dass es diesen Aufschub nicht geben wird. Man wisse um die Situation, könne aber nichts machen, da Eigentum nun mal Eigentum sei (was wir sogar verstehen können).
Ich verdiene recht gut und wir sind flexibel. Aber auch damit ist es im Grunde unmöglich, eine Wohnung zu finden, weil es schlicht keine gibt. Und der Wohnraum, vor allem die große Menge an städtischem Wohnraum, der existiert, steht dem freien Markt nicht zur Verfügung, was unser großes Dilemma ist.
Wir wissen nicht weiter und haben Wut. Vor allem, weil das Grundübel das politisch gewollte Ziel der Wohnraumverknappung ist.