
Im Südwesten Londons liegt der Bezirk Merton, zu dem unter anderem Wimbledon, Morden und Mitcham gehören. Die dortige Bezirksverwaltung – der Merton Council – hat kürzlich ein 27-seitiges Handbuch zu inklusiver Sprache an ihr Personal verteilt. Darin empfiehlt man unter anderem, gängige familiäre Bezeichnungen wie „Mama“ oder „Papa“ nicht mehr zu verwenden. Stattdessen sollen neutrale Formulierungen wie „Betreuungsperson“ genutzt werden. Alle Formen des familiären Zusammenlebens müssten abgebildet werden, heißt es in dem Leitfaden.
In dem Dokument geht man jedoch noch darüber hinaus. Auch sämtliche Formen einer sogenannten Altersdiskriminierung müssten zwingend verhindert werden. Begriffe zur Altersbeschreibung, etwa „jung“, „alt“ oder „reif“, sollen künftig nicht mehr verwendet werden. Ebenso sollen Begriffe entfallen, die auch nur einen Hinweis auf das Geschlecht liefern könnten. Formulierungen wie „Mann am Schreibtisch“ sollen entsprechend ebenfalls nicht mehr gebraucht werden.
Der 27-seitige Leitfaden wurde vom Gleichstellungs- und Diversity-Team des Bezirksrats erstellt und setzt auf „personenzentrierte Sprache“. Der Mensch soll im Vordergrund stehen – ohne Zuschreibung von Eigenschaften, Merkmalen oder Geschlecht. Vorgeschrieben ist auch, nicht automatisch von bevorzugten Namen oder Spitznamen auszugehen, sondern vorher nachzufragen.
Kaum publik geworden, folgte die Kritik an dem Papier: Ein Vertreter der „Free Speech Union” bezeichnete die Regeln als Unsinn und kritisierte, der Rat vergeude Zeit mit Nebenthemen, anstatt drängende Angelegenheiten anzugehen. Eine Sprecherin des Merton Council sieht das jedoch ganz anders. Sie erklärte: „Wir wollen mit Verständnis und ohne Annahmen kommunizieren.“