
Vom 30. April bis 4. Mai findet in Hannover der 39. Evangelische Kirchentag statt. Die alle zwei Jahre ausgerichtete Großveranstaltung ist – anders als der Name vermuten lässt – kaum mehr ein kirchliches Ereignis, sondern erinnert eher an ein mehrtägiges politisches Festival. Das von der Stadt Hannover großzügig subventionierte Event dient vor allem linken Aktivisten wie Luisa Neubauer oder Politikern wie Olaf Scholz (SPD), Katrin Göring-Eckardt (Grüne) oder Bodo Ramelow (Linkspartei) als Bühne für ihre politischen Botschaften.
Am 11. Juni 2023 hielt der politische Aktivist und LGBTQ-Pfarrer Quinton Ceasar beim 38. evangelischen Kirchentag auf dem Nürnberger Hauptmarkt eine absurd anmutende Predigt vor rund 18.000 Besuchern. Darin hieß es unter anderem: „Wir sind alle die Letzte Generation“, „Gott ist queer“ und „Wir schicken ein Schiff und noch viel mehr. Wir empfangen Menschen in sicheren Häfen“. Die Predigt, die auf Social-Media rasch hunderttausende Klickzahlen erreichte, erhitzte die Gemüter. Während linke und asylpositive Aktivisten die Rede als Dammbruch für die Rechte von sogenannten „marginalisierten Gruppen“ in der Kirche sahen, kritisierten viele Christen die politische Botschaft hinter Ceasars Rede.
In seiner Kirchentagspredigt von 2023 sagte er Sätze wie „Gott ist queer“, „Black lives always matter“ und zitierte afronationalistische Aktivisten wie Tupoka Ogette: der Pastor Quinton Ceasar.
Zwar war der Kirchentag historisch gesehen tatsächlich schon immer politisch konnotiert, dennoch haben sich die politischen Inhalte und Diskussionsthemen in den letzten Jahren drastisch verändert. Während der erste Kirchentag im Jahr 1949 unter dem Motto „Kirche in Bewegung“ ins Leben gerufen wurde, um das Verhalten der evangelischen Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus aufzuarbeiten und ein vielfältiges Forum für Diskussionen zu den Überschneidungen von Christentum, Politik und Gesellschaft zu schaffen, sind die Themen, die heutzutage beim Kirchentag Erwähnung finden, politisch deutlich einer Richtung zuzuordnen.
So gibt es alleine 37 Veranstaltungen auf dem evangelischen Kirchentag 2025, die das Wort „Queer“ enthalten und Titel wie „Queere Tiere auf der Arche“, „Queere, feministische, gendersensible Liturgie“ oder „Queering kirchlicher Räume und Gemeinden“ tragen. Letzteres würde sinngemäß übersetzt „Verschwulen kirchlicher Räume und Gemeinden“ bedeuten.
Auszug aus dem Programmheft des evangelischen Kirchentags, es umfasst 255 Seiten.
Diverse weitere Veranstaltungen beschäftigen sich mit Themen wie „Sexarbeit“ (Prostitution), „Polyamorie und Nichtmonogamie“ oder der „sexpositiven Kirche“. Auch die Dragqueen Veuve Noire, die sich auf Instagram bereits mit der Bundesministerin des Auswärtigen Amtes, Annalena Baerbock (Grüne), zeigte, wird unter dem Titel „Eine Drag Queen erzählt aus ihrem Leben“ am 1. Mai auf dem evangelischen Kirchentag auftreten.
Neben gendertheoretischen Themen sollen außerdem zwei weitere große, ideologisch linke Bausteine eine zentrale Rolle auf dem Kirchentag spielen: Migration und Klimaschutz. Dabei wird vor allem die Rolle von politischen Aktivisten auf dem evangelischen Kirchentag deutlich. Auf dem Gottesdienst „Fünf Jahre United4Rescue. Politisches Nachtgebet zur Seenotrettung“ sollen Tareq Alaows, der flüchtlingspolitische Sprecher des Vereins Pro Asyl, und Prof. Dr. Sandra Bils, ein Mitglied des Vorstands bei United4Rescue, anwesend sein. Beide Akteure arbeiten für Lobbyorganisationen, die sich für die grenzenlose Migration außereuropäischer Flüchtlinge nach Deutschland einsetzen. Ob es unter diesen Gesichtspunkten eine kritische Diskussion zur aktuellen Migrationspolitik beim „Politischen Nachtgebet zur Seenotrettung“ geben wird, bleibt unklar.
Gottesdienst oder Lobbyarbeit? Auf dem 39. evangelischen Kirchentag soll es ein „Politisches Nachtgebet zur Seenotrettung“ geben – zusammen mit Mitarbeitern von Asyl-Lobbyverbänden.
Bei politischen Nachtgebeten soll es auf dem evangelischen Kirchentag jedoch nicht bleiben. So gibt es unter dem Titel „Werde mutig und stark“ beispielsweise ein „Empowermentprogramm“ für „BIPoC/PoC-Kinder“. Auf der Website des Kirchentags heißt es dazu: „Dieses Angebot richtet sich ausschließlich an Black, Inigenous und Kinder of Color.“ Kurz: weiße Kinder dürfen am Programm zum vermeintlichen „mutig und stark werden“ nicht teilnehmen. Auch hinter diesem Projekt steckt linker Aktivismus: In diesem Fall die „Antirassismus- und Empowermenttrainerin“ Beate Lamohr, die mit ihrem Projekt „Beyond Bias Box“ ein „rassismussensibles Bildungsprogramm“ geschaffen hat.
Auf dieser Veranstaltung des evangelischen Kirchentags sind hellhäutige Kinder nicht erwünscht.
Neben Migration und „anti-rassistischer“ Arbeit ist das Thema Klimakrise auf der Website des evangelischen Kirchentags ebenso präsent wie während der Rede Quinton Ceasars, der betonte: „Wir sind alle die Letzte Generation“. Damit solidarisierte er sich mit der gleichnamigen Klimabewegung. Während die Letzte Generation zwar nicht auf dem Kirchentag vertreten ist, sind es zwei Anhänger von Christians for Future, einem Ableger der Klimaprotestbewegung Fridays for Future, aus Göttingen und München. Diese veranstalten unter dem Motto „Queer in der Klimakrise“ einen Workshop. Auch bekannte Namen wie die ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Alena Buyx, oder die Hauptorganisatorin der deutschen „Fridays for Future“-Proteste, Luisa Neubauer, sollen auf dem evangelischen Kirchentag Vorträge zu Themen der „globalen Klimagerechtigkeit“ halten.
Wer „Klima-Kollekte“ zahlt, hilft mit, „den Kirchentag klimafreundlich zu gestalten“.
Wem das immer noch nicht genug ist, der kann eine sogenannte „Klima-Kollekte“ zahlen: Nach Angabe des bevorzugten Verkehrsmittels (Auto, öffentlicher Nahverkehr etc.) wird ausgerechnet, wie viel CO2-Ausstoß durch die Anfahrt zum evangelischen Kirchentag entstanden ist. Von diesem kann sich dann der geneigte Besucher durch eine Spende an den Kirchentag freikaufen. Alternativ können Besucher auch im Kirchentagsshop Artikel kaufen, um die Veranstaltung finanziell zu unterstützen. Darunter: eine Regenbogenschlafmaske für 13 Euro.
Im „Kirchentagsshop“ können Besucher Artikel kaufen, einige davon haben LGBTQ-Motive.
Neben der Landeshauptstadt Hannover, die der Kirchentag auf seiner Website als „Zuwendungsgeber:in“ angibt und die laut NIUS-Recherchen vier Millionen Euro für den Kirchentag ausgegeben hat, unterstützen auch auffällig viele linke Medienportale den Kirchentag. So werden sowohl die Zeit als auch die linke Tageszeitung taz vom Kirchentag auf seiner Website als unterstützende „Medienpartner:innen“ angegeben.
„Ebenso wertvoll ist die Unterstützung durch zahlreiche Medienpartner:innen“, heißt es auf der Website des evangelischen Kirchentags.
Während die Tageszeitung taz auf dem „Markt der Möglichkeiten“, einem „der größten Treffpunkte für zivilgesellschaftliche, gemeinnützige und kirchliche Gruppen und Initiativen in Deutschland“ auf dem Kirchentag lediglich einen Stand auf der Medienmeile hat, sieht es beim linken Faktencheckerportal Correctiv anders aus. Das Portal, das in der Vergangenheit immer wieder durch Falschbehauptungen auffiel und dem aufgrund seiner Berichterstattung über das angebliche Geheimtreffen von Potsdam gerichtlich bestätigt sogar „dreckige Lügen“ vorgeworfen werden dürfen, hat auf dem Kirchentag gleich vier Panels mit den Titeln „Demokratiebildung von Anfang an – Kinder auf dem Weg zur Demokratie begleiten“, „Wem kann ich heute noch glauben? – Desinformation und soziale Medien“, „Ich: Viele Möglichkeiten und (m)ein Weg?! – Junge Menschen in einer Multioptionsgesellschaft“ und „Verzichtet für meine Zukunft?! – Wie leben wir die Zukunft heute schon?“. Mit dabei: Justus von Daniels, Chefredakteur von Correctiv, der beteiligt an der Geheimtreffen-Berichterstattung war.
Gleich vier Panels hat das selbsternannte Faktencheckerportal „Correctiv“ auf dem Kirchentag.
Neben zahlreichen linken Aktivisten, die die Möglichkeit haben, gender- und postkoloniale Theorien auf dem Kirchentag zu verbreiten, nutzen auch diverse bekannte Politiker den Kirchentag als politische Bühne.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier macht am 30. April mit einer Eröffnungsrede den Anfang. Einen Tag später, am Tag der Arbeit, folgt eine Rede des ehemaligen Ministerpräsidenten von Thüringen, Bodo Ramelow (Linke), mit dem Titel „Mut zum Widerspruch“. Am selben Tag tritt SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil auf, die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel hält eine Online-Rede, Luisa Neubauer tritt auf mit dem historisch-linken Slogan „Bildet Banden!“, es wird in einem Workshop über „Glaube, Religionsforschung und Aktivismus“ gesprochen.
Auch zahlreiche andere Politiker treten auf dem evangelischen Kirchentag auf, dabei zeigt sich immer ein Muster: Die meisten der auftretenden Politiker haben sich in der Öffentlichkeit nie als christlich positioniert und gehören gleichzeitig einer linken Partei wie der SPD, den Grünen oder der Linken an.
Neben einem deutlichen Übergewicht linker Politiker auf dem evangelischen Kirchentag, gibt es auch eine Ausnahme, die beim Kirchentag polarisieren könnte: die Präsidentin des deutschen Bundestages, Julia Klöckner (CDU).
Eine Kritikerin der politisierten Kirche kommt zum Kirchentag: Am 3. Mai wird Bundestagspräsidentin Julia Klöckner einen Vortrag halten.
Erst vor kurzem kritisierte Klöckner die deutschen Kirchen öffentlich und sagte gegenüber Bild: „Wenn Kirche manchmal zu beliebig wird oder zu tagesaktuellen Themen Stellungnahmen abgibt wie eine NGO und nicht mehr die grundsätzlichen Fragen von Leben und Tod im Blick hat, dann wird sie leider austauschbar. Ich meine: Klar kann sich Kirche auch zu Tempo 130 äußern, aber dafür zahle ich jetzt nicht unbedingt Kirchensteuer“. Ob Klöckner ihre Aussage beim Kirchentag verteidigen oder sich eher versöhnlich zeigen wird, bleibt offen.
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