Bis zu 53 Prozent: Experten warnen vor massivem Anstieg der Sozialabgaben

vor 9 Tagen

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Die Belastung durch Sozialbeiträge in Deutschland nimmt weiter zu – und ein Ende ist nach Einschätzung führender Ökonomen nicht in Sicht. Bereits 2025 müssen Beschäftigte erneut mit höheren Abgaben rechnen, besonders im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung. Der Essener Gesundheitsökonom Jürgen Wasem warnt: „Ich erwarte, dass die Krankenkassenbeiträge ohne Reformen in den kommenden zwei Jahren jeweils um rund 0,2 Beitragssatzpunkte steigen.“

Dass die finanzielle Belastung spürbar zugenommen hat, bestätigt auch das Berliner Forschungsinstitut IGES. Durchschnittsverdiener mussten zu Jahresbeginn 2025 laut IGES „einen sprunghaften Anstieg der Beitragsbelastung“ verkraften. Grund dafür ist unter anderem der Zusatzbeitrag, der zum Jahreswechsel auf durchschnittlich 2,9 Prozent gestiegen ist. „Ohne weitere Maßnahmen werden diese Belastungen zunehmen“, erklärte IGES-Geschäftsführer Martin Albrecht.

Der Blick in die Zukunft verheißt wenig Besserung. IGES prognostiziert, dass die Abgabenlast durch die Gesamtheit der Sozialversicherungen innerhalb der nächsten zehn Jahre von derzeit gut 42 auf bis zu 49 Prozent steigen könnte – je nach Entwicklung sogar auf 53 Prozent.

Auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht akuten Handlungsbedarf. Präsident Marcel Fratzscher übt scharfe Kritik an der Bundesregierung: „Der Koalitionsvertrag verschärft das Problem: Anstelle von Vorschlägen zu einer Begrenzung des künftigen Beitragsanstiegs gibt es hier teure Versprechungen wie beispielsweise ein stabiles Rentenniveau und eine ausgeweitete Mütterrente.“

Fratzscher warnt zudem vor den gesamtwirtschaftlichen Folgen. Die hohe Abgabenbelastung sei ein maßgebliches Hindernis für die Erholung der deutschen Konjunktur: „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir das dritte Jahr hintereinander eine Rezession mit schrumpfender Wirtschaftsleistung erleben.“ Er verweist auf die dämpfende Wirkung hoher Sozialbeiträge auf den privaten Konsum: „Wenn die Menschen in Deutschland nicht wieder mehr ausgeben, wird nachhaltige konjunkturelle Erholung kaum gelingen.“

Auch andere Ökonomen wie Nicolas Ziebarth vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sehen schwarz: „Die Sozialabgaben werden also ungebremst steigen“, sagt er. Strukturelle Reformen zur Eindämmung des Kostendrucks seien nicht in Sicht. Die wachsenden Sozialbeiträge bezeichnet Ziebarth als „eine der drängendsten Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft“.

Kritik kommt auch aus dem arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Dessen Steuer- und Sozialexperte Jochen Pimpertz bemängelt das politische Zögern: „Reformen werden verschoben, weil sich die Koalitionspartner nicht einigen können.“ Statt entschlossener Maßnahmen entstehe ein Geflecht aus Kommissionen – etwa zur Zukunft der Kranken- und Pflegeversicherung. „Den Kommissionen, die Reformen für die Koalition vorschlagen sollen, fehlt ein klarer Auftrag“, so Pimpertz. Zudem kämen die Ergebnisse zu spät: „Diese werden eher im nächsten Bundestagswahlkampf zerredet, als dass sie umgesetzt werden.“

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