
Der US-Finanzgigant BlackRock hat im ersten Quartal des Jahres einen neuen Höchststand beim verwalteten Vermögen erreicht: Insgesamt betreut der Vermögensverwalter mittlerweile 11,58 Billionen US-Dollar – ein Zuwachs von 10,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die globale Expansion des Konzerns schreitet unaufhaltsam voran. Ein Blick auf die Entwicklung der letzten Jahre verdeutlicht die Dynamik: 2009 verwaltete BlackRock noch 3,3 Billionen US-Dollar, 2015 waren es 4,7 Billionen.
Auch die Erträge aus Management- und Beratungsleistungen stiegen spürbar an: Sie lagen um 17 Prozent über dem Niveau des ersten Quartals 2024. Beim Nettogewinn verzeichnete das Unternehmen hingegen einen leichten Rückgang auf 1,51 Milliarden US-Dollar, nach 1,57 Milliarden im Vorjahr.
Das Wachstum des weltgrößten Vermögensverwalters ist bemerkenswert. Nur zwei Staaten – die USA und China – weisen derzeit ein höheres Bruttoinlandsprodukt auf als das Kapital, das BlackRock kontrolliert. Im Jahr 2024 lag Chinas BIP bei rund 134,9 Billionen Yuan, was etwa 18,5 Billionen US-Dollar entspricht. Die Vereinigten Staaten kamen im selben Zeitraum auf 23,5 Billionen US-Dollar. Deutschland hingegen erreichte ein Bruttoinlandsprodukt von lediglich 4,31 Billionen Euro – nicht einmal ein Drittel des Finanzvolumens, das BlackRock weltweit verwaltet.
Einen entscheidenden Beitrag zu BlackRocks rasantem Wachstum lieferte ein gezielter strategischer Schachzug: die enge Vernetzung mit anderen globalen Vermögensverwaltern. BlackRock ist mit den zehn größten Vermögensverwaltern der Welt eng verflochten. Diese Struktur verschafft dem Finanzriesen eine de facto Monopolstellung auf dem internationalen Finanzmarkt – so hält der Konzern bedeutende Beteiligungen an UBS (5,01 Prozent), State Street (3,12 Prozent), Goldman Sachs (5,8 Prozent), JPMorgan Chase (7,43 Prozent) und der Bank of America (2,36 Prozent).
Auch in Deutschland mischt BlackRock mit und ist über die Deutsche Bank bzw. DWS Investment involviert. Wie Wallstreet Online berichtet, hat BlackRock seine Beteiligung jüngst ausgebaut: Laut einer Mitteilung vom 25. März 2025 besitzt der Konzern nun 6,78 Prozent der Stimmrechte – ein deutlicher Anstieg gegenüber einer vorherigen Meldung, die einen Anteil von 3 Prozent veranschlagte.
Ein weiteres Schwergewicht im globalen Finanznetzwerk ist Vanguard. Der Konzern belegt weltweit Platz zwei unter den Vermögensverwaltern und verwaltet derzeit rund 10,4 Billionen US-Dollar – fast gleichauf mit BlackRock. Zwar besitzt BlackRock selbst keine Anteile an Vanguard, doch umgekehrt ist Vanguard der größte Einzelaktionär von BlackRock. Mit einem Anteil von 8,62 Prozent (Stand: Ende 2024) ist Vanguard tief in die komplexe Eigentümerstruktur eingebunden, die BlackRock umgibt.
Insgesamt lässt sich festhalten: Dieses hochgradig vernetzte Finanzsystem, angeführt von BlackRock, kontrolliert Kapitalströme in gigantischem Ausmaß – weit über die offiziell gemeldeten 11,58 Billionen US-Dollar hinaus. Rechnet man allein das verwaltete Vermögen von BlackRock, Vanguard und State Street zusammen, summiert sich das Finanzvolumen auf knapp 30 Billionen US-Dollar.
Mit herkömmlichen Maßstäben lässt sich der Einfluss von BlackRock kaum noch erfassen. BlackRock gilt Kritikern zufolge als treibende Kraft eines Finanzkomplexes, der Märkte mitgestaltet, Unternehmensstrategien prägt und auch politischen Einfluss auf Nationen ausübt. Beobachter sprechen von einer ökonomischen Elite, die im Hintergrund entscheidende Weichen stellt. Unabhängig davon, ob man diese Einschätzung teilt, eines ist klar: Das Machtpotenzial der Finanzallianz um BlackRock ist gewaltig.
Die Zahlen belegen das Ausmaß: Im S&P 500, dem Leitindex der US-Börse, sind bei 88 Prozent der Unternehmen entweder BlackRock, Vanguard oder State Street als größter Anteilseigner gelistet. Im Jahr 2021 hielten diese drei Konzerne durchschnittlich 22 Prozent der Anteile an den wichtigsten US-Firmen – Tendenz steigend.
Während der US-Gigant in New York längst den Rhythmus der Wall Street vorgibt, hat er sich auch im DAX mittlerweile zu einem bestimmenden Akteur entwickelt. Laut Statista war BlackRock Ende 2023 bei 34 der 40 DAX-Konzerne der größte Einzelaktionär, und zwar mit einem Investmentvolumen von rund 71,8 Milliarden US-Dollar, was etwa 11,3 Prozent des frei verfügbaren DAX-Streubesitzes entspricht. Auch andere bekannte Größen wie Vanguard und State Street greifen kräftig mit ins Geschehen des deutschen Standorts ein.
Brisant wird es vor allem dort, wo die Verflechtung mit der Politik beginnt. Zwischen 2016 und 2020 stand kein Geringerer als Friedrich Merz, heutiger CDU-Chef und potenzieller Kanzlerkandidat, dem Aufsichtsrat von BlackRock Deutschland vor. Zwar hat er das Amt mittlerweile niedergelegt, doch das Unbehagen bleibt. Kritiker werfen ihm vor, eher im Sinne einer transatlantischen Finanzelite zu agieren als im Auftrag der Bürger.
BlackRock steht exemplarisch für eine neue Form globaler Macht, die weder demokratisch legitimiert noch institutionell kontrolliert ist. Der Konzern bewegt Kapitalströme in einem Ausmaß, das die Wirtschaftsleistung ganzer Staaten übertrifft – und das in enger Verflechtung mit anderen Finanzgiganten wie Vanguard und State Street.
Die Einflussnahme auf die deutsche Wirtschaft ist bedenklich. Eine solche dominierende Stellung im globalen Finanzsystem eröffnet Möglichkeiten, auch in andere gesellschaftliche Bereiche hineinzuwirken, und zum Beispiel Medien und die öffentliche Meinungsbildung zu beeinflussen. Eine derartige Konzentration von Macht in den Händen weniger kann schnell zum Problem werden.