
Die Plattform BlueSky ist bekanntlich in aller Munde – als Ort der Progressiven und Guten, die sich dort fernab des bösen Social-Media-Imperiums von Elon Musk versammelt. Der Mikroblogging-Dienst ist der zentrale Ort, an dem sich politisch Interessierte, Politiker, Journalisten, Aktivisten links der Mitte im Internet treffen.
In den vergangenen Tagen war auf BlueSky eine Kampagne gegen die kritische Berichterstattung von NIUS und Apollo News im Zusammenhang mit der Rechtsprofessorin Frauke Brosius-Gersdorf losgetreten worden, deren Wahl zur Verfassungsrichterin durch kritische Berichterstattung verhindert worden war. Doch ein anderer Moment vom Donnerstagabend verrät viel mehr über die Plattform.
Denn seit dem Tod des österreichischen Extremsportlers Felix Baumgärtner, der bei einem Paragliding-Unfall in Italien verstorben war, überschlagen sich die Kommentare auf der Plattform. Zahlreiche User kondolieren dort nicht – sondern machen sich über Baumgärtners Versterben regelrecht lustig.
Was die Guten und Progressiven eben so tun, wenn sie unter sich sind.
Der bekanntere Antifa-Account ResiLucetti schreibt etwa: „Felix Baumgartner, Extremsportler, Rassist, Werbegesicht der FPÖ und Red Bull – "Fan“ von Martin Sellner ist "leider" tödlich verunglückt.“ Sankt Bimbam merkt an: „Felix Baumgartner ist tot. Man soll ja über tote nichts schlechtes sagen [...] soll er ewige Höllenqualen durchleben.“ Der User „Lexfundi“ teilt mit: „Neben Felix Baumgartner starb heute auch Udo Voigt und zwei Neonazis ist immer besser als ein toter Neonazi.“
„DennisKBerlin“, ein „Antifa-Jurist“, schreibt: „Felix Baumgartner fand Martin Sellner toll, war Orban Fan, hat gegen Flüchtlinge gehetzt, populistischen Schwachsinn in die Welt gesetzt, den rechtsextremen Norbert Hofern als Präsidentschafts-Kandidat unterstützt.“ Dies solle man bitte immer stets erwähnen. Die Userin „Frau Schnecke“ mit immerhin rund 7000 Followern hingegen verkündet: „Ich kann allen, die jetzt um Herrn Baumgartner trauern, tröstend sagen: Keine Sorge! Nazis sterben nicht aus. Das ist ja unser Problem.“
Auf der Plattform finden sich auch zahlreiche makabere Witze: „Felix Baumgartner hat den Absprung geschafft“, heißt es dort. „Bald Doku: Der Fall Baumgartners“, schreibt der User „Betzemark“. „Ben Weltraum“ hingegen ist der Meinung: „Felix Baumgartner ist tot. Der angenehmste Bodenknetscher seit Möllemann.“ Ein weiterer Account namens Sailor Stupider schreibt: „felix baumgartner ist wohl zu tode gestürzt. stabil wie keiner, immer da, gravitation antifa.“
Felix Baumgartner war am Donnerstagnachmittag im Alter von 56 Jahren bei einem Paragliding-Unfall in Italien verstorben. Der Salzburger galt als der weltweit bekannteste Extremsportler, der 2013 mit dem „Red Bull Strato“-Sprung weltweite Bekanntheit erlangte und als erster Mann im Fall die Schallmauer durchbrach. Auf dem Feld waghalsiger Stunts galt der Österreicher Pionier, der unter anderem auch als erster Mensch den Ärmelkanal ohne motorisierte Hilfe überqueren konnte.
Der Fallschirmspringer hat in den vergangenen Jahren verschiedene politische Positionen eingenommen, die öffentliche Debatten ausgelöst haben. Zu Impfpflicht und Corona-Maßnahmen äußerte er Kritik. Baumgartner lobte auch Viktor Orbán für dessen Umgang mit Migration und Grenzschutz, schlug 2016 vor, ihm den Friedensnobelpreis zu verleihen, und betonte, Orbán habe „das einzig Richtige getan: Sein Land und sein Volk, das ihn gewählt hat, zu schützen“. Für seine Heimat Österreich, so Baumgartner einst, wünsche er sich „eine gemäßigte Diktatur“.
Er zeigte Unterstützung für die FPÖ, indem er 2016 den Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer öffentlich befürwortete. Positiv äußerte er sich auch über Martin Sellner, den Kopf der „Identitären Bewegung“. In Bezug auf Migration kritisierte Baumgartner 2016 die Politik Angela Merkels mit Aussagen wie „Ein Land, in dem Angeln ohne Angelschein rechtlich bestraft wird und Menschen ohne Pass die Grenze überqueren, können nur Idioten regieren!“.
Der Österreicher absolvierte eine Schlosserausbildung und arbeitete im Anschluss als Kfz-Mechaniker und Soldat, bevor er Extremsportler wurde.
BlueSky wurde 2019 von Jack Dorsey, dem ehemaligen CEO von Twitter (heute X), als internes Projekt initiiert, um eine dezentralisierte Alternative zu schaffen. Nach der Unabhängigkeit von Twitter startete BlueSky 2023 zunächst als invite-only-Service und öffnete sich im Februar 2024 für die breite Öffentlichkeit, wobei sie seither starkes Wachstum verzeichnet, insbesondere als Reaktion auf Veränderungen bei X. Nach der Übernahme von X durch Elon Musk und den damit einhergehenden Kontroversen um Moderation und Inhalte haben zahlreiche progressive Medienvertreter, Journalisten und Politiker aus Deutschland die Plattform verlassen und sind zu BlueSky gewechselt, um eine „liberalere“ und „demokratischere“ Alternative zu finden.
Doch wenn die Guten unter sich sind, so scheint es, schrecken sie nicht davor zurück, selbst „Hass und Hetze“ zu verbreiten.
Auch bei NIUS: NDR baut „Social-Media-Schutzeinheit“ auf: Sie soll Kontakte zu Beratungsstellen und Strafverfolgungsbehörden herstellen