„Voraussetzungen“ für „großmaßstäblichen konventionellen Krieg“: BND und Bundeswehr zeigen sich alarmiert über russische Kriegsgefahr

vor etwa 1 Monat

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Bundesnachrichtendienst (BND) und Bundeswehr warnen vor einem möglichen Angriff Russlands auf die NATO. Derweil rüstet das Land weiter auf. Ein Bericht von Tagesschau.de offenbart neue Einschätzungen deutscher Sicherheitsbehörden: Es gebe zwar keine Hinweise für „unmittelbar bevorstehende russische Konfrontation mit der NATO“, die Kriegsgefahr wachse aber langfristig.

In einem gemeinsamen Lagebericht warnen Bundesnachrichtendienst (BND) und Bundeswehr eindringlich vor der wachsenden militärischen Bedrohung durch Russland. Moskau betreibe eine systematische Aufrüstung – mit dem Ziel, bis zum Ende des Jahrzehnts in der Lage zu sein, einen „großmaßstäblichen konventionellen Krieg“ führen zu können.

Generalinspekteur Carsten Breuer hatte sich zuletzt in der ARD-Talkshow „Maischberger“ deutlich positioniert. Auf die Frage, ob nach einem möglichen Waffenstillstand in der Ukraine wieder Ruhe einkehren könne, sagte Breuer: „Nein, man könne nicht durchatmen.“ Breuer weiter: „Das Ende des Ukraine-Kriegs wird nicht dazu führen, dass wir wieder Frieden auf dem europäischen Kontinent haben.“ Noch schärfer formulierte es der Militärexperte Carlo Masala von der Bundeswehruniversität München: „Russland bereitet sich auf einen großen Krieg vor.“

Carlo Masala und Carsten Breuer in der ARD-Talkshow „Maischberger“

Grundlage für die zugespitzten Einschätzungen sind Tagesschau zufolge aktuelle Lagebilder, unter anderem aus einer gemeinsamen Analyse von BND und Bundeswehr, die erst wenige Wochen alt ist. Sie fasst Erkenntnisse aus offenen Quellen, geheimdienstlicher Arbeit, Satellitenaufklärung sowie wirtschaftlicher und militärischer Analyse zusammen. Zahlreiche Einschätzungen werden darin als „nahezu sicher“ eingestuft – die höchste Bewertungsskala in Geheimdienstkreisen. Die Kernaussage: Russland sehe sich in einem „Systemkonflikt mit dem Westen“ und sei bereit, seine „imperialistischen Ziele“ mit Gewalt durchzusetzen. Zwar gebe es derzeit keine Hinweise auf eine „unmittelbar bevorstehende russische Konfrontation mit der NATO“, doch die Bedrohung sei real und wachsend.

Die Analyse deckt sich mit einem vertraulichen Bericht des litauischen Inlandsgeheimdienstes VSD. Dieser schätzt, dass Russland „mittelfristig noch nicht in der Lage sein werde, einen groß angelegten konventionellen Krieg gegen die NATO zu führen“, aber dennoch „eine begrenzte militärische Aktion gegen ein oder mehrere NATO-Länder starten“ könne. Trotz der westlichen Sanktionen bleibe Russland kriegsfähig. „Russland hat die Grenze seiner finanziellen Leistungsfähigkeit noch nicht erreicht“, heißt es in dem Bericht. Die Militärausgaben seien zuletzt „in atemberaubendem Tempo gestiegen“, auf geschätzte 120 Milliarden Euro im Jahr 2025.

Auch der deutsche Nachrichtendienst kommt zu dem Schluss, dass Russland seine Verluste in der Ukraine nicht nur ausgleichen, sondern seine Streitkräfte weiter stärken könne. Die Kriegswirtschaft erlaube es, „mehr zu produzieren, als für den Krieg gegen die Ukraine benötigt werde“. Zudem habe Präsident Wladimir Putin angeordnet, bis 2026 bis zu 1,5 Millionen zusätzliche Soldaten zu rekrutieren. BND und Bundeswehr verweisen in ihrer Analyse auch auf Lehren aus der Vergangenheit. Der Geheimdienst wolle nach eigenen Angaben nicht erneut zu zögerlich agieren – wie bei der Evakuierung aus Kabul 2021 oder beim russischen Truppenaufmarsch vor dem Ukraine-Krieg. Schon im November 2023 hatte BND-Präsident Bruno Kahl gewarnt: „Russlands Militärs zweifeln an der Verteidigungsbereitschaft der NATO“, und es sei denkbar, dass Moskau „schon sehr bald den Bündnisfall austesten“ wolle.

Als potenzieller Schauplatz eines solchen Testfalls wird das Baltikum genannt. Zwar seien etwa 75 Prozent der russischen Bodentruppen aus den angrenzenden Regionen aktuell in der Ukraine gebunden – nicht aber die Luftwaffe oder die Marine, die in der Region voll einsatzfähig blieben. Die unmittelbare Gefahr eines Angriffs sei derzeit „eher gering“ – könne sich aber schnell ändern, heißt es. Positiv bewerten die Experten, dass die baltischen Staaten ihre Widerstandskraft gegenüber russischen Einflussnahmen erhöht haben. Die Integration russischsprachiger Bürger habe sich verbessert, und die gesellschaftliche Resilienz sei gestärkt worden. Dennoch bleibe die Region verwundbar – insbesondere im Falle eines Waffenstillstands in der Ukraine. Die Rückverlegung kampferfahrener russischer Einheiten sei dann wahrscheinlich.

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