
Hat Jan Böhmermann den Bogen überspannt? Diese Frage lässt sich nach fast jeder Folge des „ZDF Magazins Royale“ stellen. Da sitzt der traurige Clown des Pflichtbeitrags und scheitelt die Welt auf links. Wer einen Millimeter abweicht vom Korridor des Erwünschten, wird vom Abschnitts-Bevollmächtigten Böhmermann zur Strecke gebracht – also beschimpft, diffamiert, moralisch vernichtet.
Die aktuelle Folge „Kissler Kompakt“ sehen Sie hier:
Doch nun könnte Böhmermann sich verhoben haben. Ein Polizeigewerkschafter begehrt auf. ZDF-Intendant Himmler wird nicht weiterhin so tun können, als betriebe Böhmermann Satire. Satirisch ist an Böhmermanns Show nur die Unterstellung, es handele sich um Satire. Es ist ein Tribunal der linken Denkungsart.
Böhmermann will, dass man sich über ihn empört. Böhmermann hält die Seinen bei Laune, indem er die Anderen herabwürdigt. Er handelt mit Hetze. In einer Sendung über „Rechtsextreme“ wurde jüngst der Betreiber eines konservativ-rechten, auf jeden Fall nicht-linken Kanals der Anonymität entrissen. Seitdem hat „Clownswelt“ - so heißt der Kanal – deutlich mehr Abonnenten.
Ein anderes Mal zog Böhmermann gegen „Rechtsextreme und Libertäre“ zu Felde. Oder er ruinierte den Ruf des ehemaligen Chefs des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik, Arne Schönbohm – und zwar mit Aussagen, die ihm vom Landgericht München 1 mehrheitlich untersagt wurden. Himmlers ZDF hat Berufung eingelegt.
Überhaupt ist kein treuerer Chef denkbar als ZDF-Intendant Himmler. Zuweilen erscheint Himmler wie Böhmermanns Adjutant. Die Programmbeschwerde des Polizeigewerkschafters Manuel Ostermann ist keine Kleinigkeit. Sie umfasst 31 Seiten und wurde von der Kölner Kanzlei Höcker verfasst. Sie wird Himmler und Böhmermann ins Schwitzen bringen.
Anlass der Beschwerde ist das ZDF-Tribunal Royale, pardon: das „ZDF-Magazin Royale“ vom 28. März. Es hieß „Wer ist hier das Sicherheitsrisiko?“
Die Antwort im ZDF lautete: Die Bundespolizei ist eher ein Sicherheitsrisiko als ungeprüft eingeflogene Afghanen. Ostermann wird bei Böhmermann zum rasch abgeurteilten Hauptangeklagten. Der Gewerkschafter habe gegen das Bundesaufnahmeprogramm für Afghanen polemisiert, obwohl die Bundespolizei bewusst – ja: bewusst – „Afghanen mit mutmaßlich fehlerhaften Papieren“ nach Deutschland habe reisen lassen.
So unterstellt es Böhmermann. Man wollte halt bei der Bundespolizei populistisch Radau machen. Allen voran der „Herrenmensch im Skoda“. Damit diffamiert Böhmermann den unliebsamen Gewerkschafter.
Stoppt den Wahnsinn! Das lässt sich mit größerem Recht Himmler und Böhmermann zurufen. Der traurige Clown des Pflichtbeitrags agiert hier erkennbar nicht satirisch. Um aus der Programmbeschwerde zu zitieren: „Auf eine Kurzformel gebracht, lautet der Vorwurf, dass Beamte der Bundespolizei absichtlich Fehler bei ihrer Arbeit machen, um fehlerhafte Einreisen zu ermöglichen, die später von anderen Beamten medial für politische Zwecke genutzt werden können.“
Also: Damit Ostermann gegen das Bundesaufnahmeprogramm für Afghanen wettern konnte, soll die Bundespolizei Afghanen mit zweifelhafter Identität ins Land gelassen haben. Das ist aberwitzig. Das ist infam. Das hat mit den Programmgrundsätzen des Zweiten Deutschen Fernsehens nichts zu tun. Jeder Cent für ein solches ZDF ist ein Cent zu viel.
Bisher stellte Himmler sich schützend vor Böhmermann. Es sei ja Satire. Und was Satire ist, weiß Norbert Himmler genau.
Himmlers Schutzbehauptungen überzeugen nicht. Böhmermann beherrscht keine Satire, und er betreibt sie auch nicht. Er zieht Grimassen. Er äfft Menschen nach. Er liest Texte ab. Er agitiert. Eine öffentlich-rechtliche Anstalt, die ansonsten die gesellschaftliche Spaltung beklagt und das hohe Lied der Differenzierung singt, bezahlt in Böhmermann die wandelnde Antithese.
Es wäre ein Beitrag zum sozialen Frieden, würde Böhmermann seine Talente künftig auf dem freien Markt erproben.