Es reicht jetzt!

vor etwa 1 Monat

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Bildquelle: Tichys Einblick

Die alte weiße Frau hat jahrelang mit Begeisterung für den Rundfunk (und auch mal fürs Fernsehen) gearbeitet. Es gab Formate wie die „Gedanken zur Zeit“, die eine neue Blüte der Kunstform „Essay“ gesponsort haben – mit Platz und guten Honoraren. Es gab die „Meinung“ beim NDR, „Signale“ und das „Politische Feuilleton“ beim Deutschlandfunk, alles Perlen der kleinen Form. Und Diskussionsforen wie das SWR-Forum. Beim Politischen Feuilleton trifft man heute auf Beiträge à la „Die Jugend werde den älteren Generationen bald die unangenehme Schuldfrage stellen: Wo warst du, als das Klima zerstört wurde?“

Gut, wissenschaftlicher Blödsinn muss ja auch mal sein, ist schließlich nur eine Meinung. Und wir wollen nicht allzu nostalgisch werden. Aber eines fällt seit langem auf: Die eher konservativen Stimmen sind untergegangen, die „Ausgewogenheit“ auch. Gewiss haben knorzige Redakteure früher bei manch antiautoritärem Kommentar die Augenbrauen hochgezogen, aber den Text dennoch gesendet, doch nun haben bei jedem Generationswechsel eher diejenigen das Sagen bekommen, die zu empfindlich sind, um etwas zu akzeptieren, das nicht dem grünroten Zeitgeist entspricht. Da wurde von den festangestellten Mitarbeitern auch schon mal die Redaktionsleitung unter Druck gesetzt, diesem oder jenem seine freie Meinung zu untersagen.

Das grünrote Personal hat sich festgesetzt, wie beim Journalismus insgesamt. Doch die Süddeutsche muss ich nicht kaufen, den Spiegel auch nicht. Der Rundfunkbeitrag aber wird mir zwangsmäßig abgefordert, auch wenn im Öffentlich-Rechtlichen schon lange gegen das Gebot der Ausgewogenheit verstoßen wird. Ich bezahle also für etwas, das ich nicht nutze. Etwa das Fernsehen. Es muss verdammt lang her gewesen sein, dass ich mir die Tagesschau angetan habe. Oder einen dieser volkspädagogischen Tatort-Krimis. Eine Sendung mit Jan Böhmermann habe ich mir noch nie freiwillig angesehen – angeblich macht der mit einem „ZDF Magazin Royale“ seit 2015 Furore. Royal. Aha.

Aber halt: Da war doch was? Genau: 2009 bis 2012 tat Böhmermann als kleine Beigabe Dienst in Harald Schmidts Late-Night-Show. Schmidt sagt heute: „Ich wusste schon früh, dass es Böhmermann als Moderator nie schaffen würde – aber dass er es als Krawallschachtel sehr weit bringen würde, wusste ich auch“ – und vermutet, dass man ihn beim ZDF mittlerweile gern loswerden würde. Nun, dafür gibt es derzeit einen guten Anlass. Weshalb ich mir den Hampelmann mal angetan habe – es war unvermeidbar.

In Kooperation mit der einst bürgerlich-liberalen „Zeit“ jagt er „Rechtsextremismus“ und „Youtube-Nazis“, diese „5. Kolonne der AfD“. Gejagt und doch nicht erlegt: Clownswelt. Nach Böhmermanns Enthüllungen stieg die Zahl seiner Abonnenten von 227.000 auf 340.000, womöglich sind es heute weit mehr.

Der anonym bleibende „Clownie“, gewiss kein Linker, was schon schlimm genug ist in Böhmis Universum, hat seinen YouTube-Kanal monetarisiert, was der vom ZDF mit jährlich 600.000 Ocken verdammt hoch monetarisierte Jan Böhmermann irgendwie unmoralisch findet: Das sei „Faschismus, präsentiert von Lieferando“. Clownswelt habe eine „publizistische Mitverantwortung für den Aufstieg der AfD“, so als politisches Vorfeld. Also muss dem Kerl die Maske vom Gesicht gerissen werden, ist doch klar, oder? Schlagzeile der „Zeit“: „Ein radikal rechter Influencer hetzt anonym gegen Frauen, Politiker und Promis. Er selbst versteckt sich hinter einer Kunstfigur. Wer ist dieser Mann?“

ZDF und Zeit recherchieren aufwändig. Man besucht die Uni des Verdächtigen, behelligt sein privates Umfeld, spricht mit Bekannten und Verwandten, selbst über eine gescheiterte Beziehung schreibt „Die Zeit“. Man gleicht die Stimme ab. Folgert aus dem goldenen Plektrum, das der YouTuber in einem Bildausschnitt an einer Kette um den Hals trägt, dass der Mann ein Gitarrist sei. Ahhh! Die Spannung wächst ins Unermessliche. Und endlich enthüllt Böhmi, um wen es sich handelt. Triumphierend gackernd. Hier bei Minute 18:04. Eine Folge: Seine Band wirft Marc-Philipp raus. Was sind das für Feiglinge. Auf solche Freunde kann man verzichten.

Es geht kaum widerlicher als diese öffentliche Hinrichtung. Unendlich blamabel für die einst ehrwürdige „Zeit“, die sich zur Zuträgerin eines sichtlich besessenen Hampelmanns macht. Und ein weiterer Beweis dafür, wie sehr der ÖRR gegen seinen Auftrag verstößt – Böhmermann im übrigen bereits 2022 durch seine Kampagne gegen den damaligen Präsidenten des BSI, Arne Schönbohm, mit erlogenen Vorwürfen, aber zur Freude von Innenministerin Faeser.

Zeit, damit Schluss zu machen. Boykottieren wir den ÖRR! Und da man dort zu Reformen nicht fähig ist – man bedient sich und die Seinen ja großzügig aus dem großen Topf der Rundfunkgebühren – bleibt nur eines: Zerschlagt ihn. Und wer nicht mitschuldig sein will an den Praktiken von Böhmi und Konsorten: Verweigert die Zwangsgebühren.

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